Hintergrund

Tutti, Ricardo und Co.: Welcher Typ Wiederverkäufer bist du?

Wir alle haben zu viel Zeug. Was machen wir damit? Wir heben es in Schubladen oder im Keller auf. Oder wir verkaufen die gebrauchten Produkte via Internet. Welcher Verkäufertyp bist du?

In den Tagen «zwischen den Jahren» hattest du Zeit zum Durchschnaufen. Du hast bemerkt, dass dein Fotoapparat seit Monaten ungenutzt im Regal liegt. Solltest du den also nicht besser verkaufen? Oder du hast dich über ein neues Paar Lautsprecher gefreut als Weihnachtsgeschenk. Was machst du jetzt mit den alten?

Die wahrscheinlichste Antwort: Du verkaufst sie über eine Wiederverkaufsplattform im Internet. Von diesen gibt es einige zur Auswahl – von Tutti über Ricardo bis zu Ebay. Oder natürlich den Wiederverkauf über digitec. Welche Plattform du nutzt und wie du das tust, sagt etwas über dich aus. Hier eine nicht ganz ernst gemeinte Typologie. Findest du dich wieder?

Typ «Nervenkitzel»

Für dich geht nichts über den Thrill einer Auktion. Mindestpreise sind etwas für Weicheier. Du stellst dein Produkt zum Startpreis von einem Franken ein und hoffst darauf, dass ein Bieterkampf entbrennt, der den Preis deiner gebrauchten Ware in ungeahnte Höhen treibt. Du kannst aber auch damit leben, wenn drei Stunden vor Ende der Auktion immer noch Bieterin «Vijay0765» mit eben jenem 1-Franken-Gebot kurz davor ist, das Kassettendeck zu sichern, für das du einst über 800 Franken bezahlt hast.

Typisches Produkt: Lego Minifigures Set aus der Serie DC Comics 71026, ab 1 Fr.

Typ «Gewinnmaximierer»

Du willst aus dem Zeug, was bei dir zu Hause herumliegt, so viel herausholen wie es nur geht. Du baust dir deshalb mindestens Excel-Tabellen, die deinen Warenbestand und deren Einkaufspreise sowie die jeweiligen aktuellen Gebrauchtmarktpreise enthalten. Die scrapst du dank eines selbst programmierten Tools täglich zweimal von Tutti, Ricardo, Ebay und Co., damit du genau den richtigen Zeitpunkt und Preis findest, um deine Gadgets online feilzubieten.

Typisches Produkt: Samsung Galaxy S20 128 GB, grau, Dual-SIM, «so gut wie neu», 520 Franken

Typ «Gebührenvermeider»

Dich stört es nicht, wenn dich via Tutti Nachrichten erreichen wie zum Beispiel «Was isch ledzde Preis?». Du weisst, dass es dort quasi zum guten Ton gehört, zu verhandeln. Die Zeit dafür nimmst du dir. Ebenso die fürs Einstellen des gebrauchten Produkts, inklusive Produktbeschreibung und Fotos. Wenn Tutti dir vorschlägt, gegen Bezahlung dein Angebot nach vorne zu bringen, lehnst du immer ab. Du willst den maximalen Profit, der nicht durch Gebühren geschmälert werden soll. Du machst deine Promo selbst und teilst das Tutti-Inserat via Facebook, Whatsapp, Twitter und Instagram im Freundeskreis.

Typisches Produkt: Kindersitz Cybex fürs Auto, «gebraucht und sollte gewaschen werden»; 25 Franken.

Typ «Wohltäter»

Hauptsache, die Gadgets, die du nicht mehr brauchst, werden von jemand anderem noch gebraucht – das ist deine Devise. Dir ist auch egal, ob du vielleicht noch zehn Franken mehr herausholen könntest. Wenn du könntest, würdest du dein Angebot nur für wirklich Bedürftige zugänglich machen. Weil das aber nicht geht, hoffst du drauf, dass die Person, die dein gebrauchtes Produkt kauft, es nur dank dir überhaupt sich leisten konnte.

Typisches Produkt: Raclette-Set für 6 Personen, «nur einmal benutzt, für Menschen mit Familiensinn», Preis Verhandlungssache.

Typ «Hauptsache nicht in den Müll damit»

Deine Sorge gehört der Umwelt. Du weisst, dass vor allem die Entsorgung von Elektronikteilen teils sehr aufwändig ist und auch nicht immer sauber erfolgt​​. Da ist es doch besser, wenn sich noch irgendwer findet, der die Dinge, die du nicht mehr brauchst, noch verwenden kann.

Typisches Produkt: 8 Jahre alter LCD-TV, 40 Zoll, dicker schwarzer Rahmen, «kann noch in Keller oder Kinderzimmer benutzt werden».

Typ «nur Abholung»

Wenn du etwas verkaufst, muss es die Person, die das Gerät von dir übernimmt, bei dir daheim abholen. Du hast nämlich den Karton nicht aufgehoben, in dem du das Ding verschicken könntest. Und ausserdem hat die Post nur von 8:45 bis 9:30 Uhr vormittags und 14:15 bis 14.45 Uhr nachmittags geöffnet, ausser Donnerstag. Es ist viel zu mühsam, da in der Schlange zu stehen, um ein Päckli auf den Weg zu schicken. «Abholung» heisst für dich im Idealfall, dass du das verkaufte Produkt im Milchkasten deponierst. Der Käufer kann es abholen, weil du ihm deine Adresse per WhatsApp geschickt hast, nachdem er dir den Verkaufspreis per Twint geschickt hat. In Ausnahmefällen erlaubst du, dass der Käufer das Geld in bar im Milchkasten deponiert.

Typisches Produkt: Ravensburger Puzzle mit 100 Teilen für Kinder ab 6 Jahren, vollständig, guter Zustand.

Typ «faul, aber wenigstens clever»

Du willst dir keine Beschreibung deines Produkts ausdenken oder gar alles noch einmal fotografieren, obwohl ein gutes Foto gar nicht so schwer gemacht ist. Bestenfalls kannst du dich überwinden, ein paar Klicks in Auswahlmenüs zu machen. Wenn du etwas verkaufst, soll es schnell und einfach gehen. Für diesen Komfort zahlst du auch eine Gebühr. Je nach Produkt wählst du zwischen Auktion oder Festpreis. Wenn dir das bekannt vorkommt – so funktioniert der Wiederverkauf bei digitec. Produkte, die du irgendwann einmal hier gekauft hast, kannst du mit wenigen Klicks aus seinem Benutzerkonto heraus zum Verkauf anbieten, sogar inklusive möglicherweise noch laufender Garantie. Die Produkte werden dann im Shop angezeigt, wann immer jemand danach sucht. Oder es sehen Käuferinnen und Käufer, die gezielt nach gebrauchten Produkten Ausschau halten.

Typisches Produkt: 1 Paar Wifi-Router ASUS ZenWiFi XT8 WiFi 6 AX6600, geöffnet, mit Originalverpackung.

Hast du dich wiedererkannt? Was müssten Plattformen wie Tutti, Ricardo oder auch wir noch besser machen, damit du gebrauchten Produkten gerne verkaufst und somit ein zweites Leben schenkst? Lass es mich wissen in den Kommentaren.

93 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    95 Prozent unserer Retouren leben!

    von Tobias Billeter

  • Hintergrund

    Warum du auch im «besten Netz» mit dem Smartphone manchmal kein Netz hast

    von Martin Jungfer

  • Hintergrund

    Kosten fürs Handy-Abo: «Mit Kombi-Abos wird die Bequemlichkeit ausgenutzt»

    von Martin Jungfer

140 Kommentare

Avatar
later