
Kritik
«Minecraft Legends» im Test: Hervorragendes Action-Strategiespiel im «Minecraft»-Universum
von Domagoj Belancic
«High on Life» ist das lustigste Spiel des Jahres und ein Muss für jeden «Rick and Morty»-Fan. Aufgrund zahlreicher Bugs und Glitches kann ich das Game im aktuellen Zustand aber leider nicht empfehlen.
«High on Life» ist das neueste Spiel von «Rick and Morty»-Mitschöpfer Justin Roiland und seinem Entwicklerstudio Squanch Games. Der verrückte First-Person-Shooter besticht in erster Linie durch einen absurden Humor, der vor allem Fans von Roilands anderen Werken ansprechen wird.
Gleich zu Beginn des Spiels gibt mir «High on Life» eine Warnung: «Jegliche Glitches oder Bugs, denen du begegnen wirst, sind absichtliche satirische Anspielungen auf andere Spiele mit Glitches oder Bugs». Typischer Roiland-Humor. Ich denke mir nicht viel dabei, klicke den Warnhinweis weg und starte mit dem ausserirdischen Abenteuer.
Noch weiss ich nicht, dass aus der lustigen Warnung bald bitterer Ernst wird.
Ich habe ungefähr sechs Stunden in der verrückten, ausserirdischen Welt von «High on Life» verbracht. Dabei habe ich unzählige Aliens weggeballert und einige Lachkrämpfe überlebt. Nach diesen sechs Stunden kommt meine Odyssee im Weltraum zu einem jähen Ende. Aufgrund eines schwerwiegenden Fehlers kann ich das Game nicht zu Ende spielen.
Das Spiel sollte eine Mission laden, macht es aber nicht. Ich bin gefangen. Ich starte das Game und meine Xbox Series X neu. Nützt nichts, ich stecke immer noch fest. Ich deinstalliere das Spiel komplett und lade es erneut herunter. Bringt nichts. Ich lade das Game auf meinen PC und synchronisiere den Speicher via Cloud. Keine Chance. Mein Spielstand ist ruiniert.
Eine kurze Online-Recherche zeigt: Ich bin nicht der Einzige. Immer mehr Spieler und Spielerinnen melden sich auf Twitter und Reddit, weil sie an verschiedenen Stellen des Games feststecken.
Ich habe Squanch Games kontaktiert, bisher aber noch keine Lösung für mein Problem erhalten. Auch der neueste Patch hat meinen Spielstand nicht gerettet. Schade, denn bis zum verheerenden Fehler hat mir das Spiel trotz einiger Schwächen im Gameplay extrem viel Spass gemacht.
Die Geschichte des Games dreht sich um ein ausserirdisches Alien-Kartell, das Menschen als Drogen verkauft. Ja, richtig gelesen. In der absurden Welt von «High on Life» essen und rauchen Aliens Menschen, um high zu werden. Dein Ziel ist es, alle hochrangigen Mitglieder des ausserirdischen Kartells auszulöschen.
An deiner Seite kämpft die sprechende Waffe Kenny, die von Justin Roiland höchstpersönlich gesprochen wird. Im Verlauf des Spiels schaltest du noch weitere gesprächige Waffen frei, die von anderen Comedians – unter anderem JB Smoove und Tim Robinson – verkörpert werden. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es aktuell nicht.
Die derben und gleichzeitig cleveren Dialoge werden von den Synchronsprechern mit viel Feingefühl und grossartigem humoristischen Timing dargeboten. Während dem Spielen habe ich konstant ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Falls du das ständige Gelaber der Waffen nicht magst, kannst du es in den Einstellungen verringern oder sogar ganz deaktivieren.
Leider kann die Musik nicht mit dem hohen Niveau der Sprecher und Sprecherinnen mithalten. Der Soundtrack bewegt sich irgendwo zwischen belangloser Fahrstuhlmusik und nervtötenden Melodien, die bei Action-Sequenzen zum Einsatz kommen. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen.
Der absurde und oftmals doppeldeutige Humor von «High on Life» wird nicht jedem gefallen. Falls du dir nicht sicher bist, ob du das Game lustig finden würdest, habe ich hier einen kleinen Test vorbereitet.
Darf ich vorstellen? Dieses putzige Alien heisst Sam. Er ist zwar nur ein kleiner Nebencharakter, eignet sich aber hervorragend als Beispiel für den Humor des Spiels.
Sam verkauft auf dem Marktplatz Alien-Sperma. Auch mir will er eine Gallone von dem Zeug andrehen. Was man mit dem ausserirdischen Saft anstellen kann? Keine Ahnung. Auch Sam weiss nicht, was seine Kunden mit der Flüssigkeit machen – als seriöser und diskreter Alien-Sperma-Händler fragt er natürlich auch nie nach. Den kompletten Dialog mit Sam kannst du in diesem Video anschauen:
Falls du diesen Ausschnitt amüsant findest, ist «High on Life» das perfekte Spiel für dich. Findest du ihn voll daneben, machst du am besten einen ganz grossen Bogen um das Game.
Leider kann das Gameplay nicht ganz mit der humorvollen Inszenierung mithalten. Vor allem das Handling der Alien-Waffen ist grösstenteils unbefriedigend. Die Schüsse fühlen sich harmlos an und oftmals ist mir nicht klar, ob ich einen Gegner getroffen habe oder nicht. Weil viele Feinde richtige «Bullet Sponges» sind, verlasse ich mich oft auf meine mordlustige Nahkampfwaffe Knifey. Das Töten mit dem Messer geht nicht nur schneller, sondern macht auch mehr Spass.
Sehr befriedigend sind hingegen die sekundären Funktionen der Waffen. Mit der Fisch-Knarre Sweezy schiesst du beispielsweise Blasen, die die Zeit anhalten. So kannst du die fiesen Kartell-Aliens aufhalten und ganz bequem wegballern. Schade nur, dass du neue Waffen sehr langsam freischaltest. In Kombination mit den immer gleichen Gegnertypen schleicht sich vor allem zu Beginn des Spiels schnell Monotonie ein.
Sehr gelungen ist auch das Level-Design der ausserirdischen Welten. Die weitläufigen Areale sind voller versteckter Abzweigungen und sammelbarer Gegenstände. In bester Metroidvania-Manier werden viele Levelabschnitte erst zugänglich, wenn du die entsprechenden Waffen und ihre sekundären Funktionen freigeschaltet hast.
Am Ende jeder Welt wartet zudem ein hochrangiges Mitglied des Alien-Kartells auf dich. Die Bosskämpfe sind für mich das Highlight des Spiels. Sie sind toll inszeniert und zwingen mich, alle meine erlernten Fähigkeiten und freigeschalteten Waffen einzusetzen.
Auf Screenshots sieht das Game teils umwerfend schön aus und erinnert an bunte Pixar-Filme. Die fantasievollen Alien-Welten bestechen visuell vor allem durch ihre knalligen Farben und schöne Beleuchtung. Die Alien-Charaktere sind zwar eher simpel gehalten, fügen sich aber mit ihrer absurden Darstellung perfekt in den typischen «Rick and Morty»-Comic-Stil ein.
In Bewegung kann das Spiel nicht überzeugen. Sowohl auf dem PC als auch auf meiner Xbox Series X habe ich immer wieder mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen. Das hat auch negative Auswirkungen auf die zahlreichen Ballersequenzen, vor allem wenn viele Gegner auf einmal auf dem Screen zu sehen sind.
Und dann wären da noch die zahlreichen Bugs und visuellen Glitches. Neben dem schwerwiegenden Fehler, der mich am Weiterspielen hindert, bin ich noch zahlreichen weiteren Spielfehlern begegnet. Das ganze Game fühlt sich instabil an. Leider kannst du deinen Fortschritt nicht auf mehrere Speicherslots verteilen. Wenn mal etwas schiefläuft, ist dein Spielstand ruiniert. Ich habe die Hoffnung auf einen Patch für mein Problem aber noch nicht aufgegeben.
«High on Life» ist das lustigste Spiel des Jahres – vorausgesetzt, du stehst auf den derben «Rick and Morty»-Humor. Das Spiel nimmt dich mit auf eine verrückte Achterbahnfahrt durch fantasievolle Welten voller absurder Charaktere. Die Synchronsprecher tragen die hervorragend geschriebenen Dialoge mit viel Feingefühl und Witz vor und bringen mich immer wieder zum Lachen. Ich liebe es.
Der Kern des Gameplays kann nicht mit der humorvollen Inszenierung mithalten. Das Gunplay ist bestenfalls mittelmässig und die nicht enden wollenden Gegnerhorden gehen mir auf die Nerven. Noch ärgerlicher ist aber die schlechte technische Umsetzung. Diese macht sich durch instabile Frameraten, Glitches und schwerwiegende Bugs bemerkbar, die dich sogar am Spielfortschritt hindern können.
Im aktuellen Zustand kann ich «High on Life» leider nicht empfehlen. Das Spiel war offensichtlich noch nicht bereit für den Launch und braucht noch einige Wochen Entwicklungszeit, bis die gröbsten Bugs behoben sind. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit der neuen «Rick and Morty»-Staffel. Die ist genauso lustig und stürzt nicht ab.
«High on Life» ist erhältlich im Game Pass für Xbox und PC und auf Steam. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Microsoft zur Verfügung gestellt.
Titelfoto: Squanch GamesMeine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.