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Samsung Galaxy Fold: So sollte ein Faltphone sein, oder?

Der erste Eindruck des Samsung Galaxy Fold zeigt: Das könnte etwas werden. Es fühlt sich besser an als es aussieht, hat grossartigen Sound. Aber es bleiben Fragen.

Ich fühle mich gerade wie so einer dieser Old School Apple Fans. Du weisst, welche ich meine. Die Frauen und Männer, die Tage vor dem Launch eines neuen iPhones vor dem Apple Store campiert haben. Nur, dass ich und Videoproduzentin Stephanie Tresch nicht auf ein neues iPhone warten, sondern auf das Samsung Galaxy Fold. Damit stehen wir recht alleine da. Irgendwie scheint niemand darauf gewartet zu haben.

Endlich. Es ist unseres. Gekauft wie jeder andere auch im Salt Store an der Zürcher Löwenstrasse. Denn das Fold ist rar. Samsung hat das Gerät, auf das Enthusiasten schon lange warten, nur in limitierter Auflage in die Schweizer Läden gebracht. Der Grund: Es ist das erste faltbare Smartphone auf dem Markt, das User ernst nehmen können.

Der erste Eindruck

Im Migros-Café schalte ich das Gerät zum ersten mal ein. Es liegt gut in der Hand und obwohl es optisch etwas blockig wirkt, ist es von der Haptik her ziemlich gut. Es fühlt sich besser an als es aussieht. Liegt auch angenehm in der Hosentasche, da das Fold zusammengeklappt wesentlich schlanker ist als ein unfaltbares Smartphone.

Sieht wesentlich blockiger aus als es sich anfühlt
Sieht wesentlich blockiger aus als es sich anfühlt
Quelle: Stephanie Tresch

Der äussere Bildschirm will mir auf den ersten Blick nicht so recht gefallen. Er ist ziemlich klein, und da ich mich fast randlose Displays gewohnt bin, finde ich die titanischen Bezels wirklich hässlich. Aber mir ist auch klar, dass der Mini-Screen vorne wirklich nicht dazu da ist, mehr als nur Kurzinformationen zu vermitteln, selbst wenn die Bedienung des Phones via Mini-Screen vollständig möglich ist.

Das Galaxy Fold ist aber erstaunlich leicht und liegt gut in der Hand. Ich sehe nicht ein, weshalb das Phone nur für Exzentriker und Kompromissbereite etwas sein sollte. Das Konzept, zumindest so, verhebet.

Es bleiben aber Fragen. Mit dem faltbaren Display muss ich etwas grob sein, wenn ich es zusammenfalten will. Denn das Gelenk hat einen Widerstand, den ich überwinden muss. In Anbetracht der Tatsache, dass ich von den ganzen Display-Schäden aus dem Frühjahr und Herbst weiss, macht mir das etwas Sorgen.

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Das grosse Display aber ist eine Wucht. Das gefällt mir so richtig gut. Youtube macht nicht nur wegen dem grossen Screen Spass, sondern auch wegen dem Sound. Da die Hardware-Entwickler offensichtlich mehr physischen Platz zur Verfügung haben, haben sie mehr Platz für schönere Klangkörper. Das Fold klingt super. Im Bild hat es aber den komischen Seiten-Notch, der je nach Optimierung der App ein bisschen Video Footage frisst.

Hinter den Bildschirmen

Das Samsung Galaxy Fold ist das Phone, auf das Samsung hat stolz sein wollen. An einer Pressekonferenz im Frühling hat der Konzern das Gerät mit Musik von Clark in London vorgestellt. Und so sehr es sich herausgestellt hat, dass die erste Serie des Folds, das an die Presse ausgeliefert wurde, ein Flop war, so gut war die Musik. Samsung sollte ihren Music Director oder das Team hinter der Musikauswahl langfristig beibehalten.

Das Fold kann alles, was ein Bleeding Edge Smartphone können muss. Allem voran ist da das 5G-Modul, das sicher mal die kommenden paar Jahre rasend schnelles mobiles Internet versprechen sollte. Sofern die Hardware so lange hält. Das Phone läuft auf einem Qualcomm Snapdragon 855. Weniger wäre nicht dringelegen. Nicht der Leistung wegen, denn wie Mid-Range Phones wie das Oppo Reno 2 beweisen, kann auch ein Snapdragon aus der 700er-Serie ordentliche Performance bringen. Nein, das Galaxy Fold ist nicht nur ein neues Phone, es ist ein Statement: «Das ist die Zukunft». Darum liegen nur Top Specs drin.

Die Hardware und die generelle Design-Idee kennen wir von den Galaxies her
Die Hardware und die generelle Design-Idee kennen wir von den Galaxies her
Quelle: Stephanie Tresch
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Wenig erstaunlich sind daher die 12GB RAM und 512GB interner Speicher. Die Specs klingen arg nach der 12GB-Version des Samsung Galaxy S10+. Bei den Kameras aber zeigt sich ein kleiner Unterschied. Denn da sieht das Fold so aus.

Leser Frederick König, den wir zufällig auf der Strasse getroffen haben, fotografiert mit dem Galaxy Fold
Leser Frederick König, den wir zufällig auf der Strasse getroffen haben, fotografiert mit dem Galaxy Fold
  • 12 Megapixel, f/1.5-2.4, 27mm Weitwinkel, OIS
  • 12 Megapixel, f/2.4, 52mm Telephoto, OIS, 2x optical zoom
  • 16 Megapixel, f/2.2, 12mm Ultraweitwinkel

Es fehlt die Time-of-Flight-Kamera (ToF), die im S10+ verbaut ist. Und der Kopfhörer-Jack, den das Fold auch nicht mehr hat. Samsung scheint da aufgegeben zu haben, als einer der letzten Hersteller, die auf die über 100 Jahre alte Technologie gesetzt haben.

Der Fingerprint Sensor ist an der Seite und immer noch nicht gut
Der Fingerprint Sensor ist an der Seite und immer noch nicht gut

Die komplett neue Bauweise

Vorne ist ein Mini-Screen verbaut, mit dem du das Fold vollständig bedienen kannst
Vorne ist ein Mini-Screen verbaut, mit dem du das Fold vollständig bedienen kannst
Quelle: Stephanie Tresch

Interessant wird das Fold dort, wo Samsung hat kreativ werden müssen. Okay, so kreativ denn auch wieder nicht, denn die Lösung kennen wir von anno dazumal. Die Bauweise des faltbaren Handys birgt Tücken: Der Screen ist auf der Innenseite verbaut, geöffnet wird das Galaxy Fold also wie ein Buch. Anders als beim Royole Flexpai – dem glorifizierten Schrotthaufen, wo der Bildschirm aussen ist – wird die Bedienung des Smartphones arg verlangsamt, wenn du für alles dein Phone zuerst aufklappen müsstest. Samsung ist dem begegnet, indem der Konzern aussen einen zweiten Bildschirm verbaut hat.

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Der Fingerprint Sensor ist auf die Seite des Geräts gerückt. Ein Konzept, an dem Sony seit Jahren festhält, das aber nie Verbreitung im Mainstream gefunden hat. Dort haben sich die Engineers es zum Ziel gesetzt, alles unter den Bildschirm zu bringen. Selfie-Cams sind ein- und ausfahrbar geworden, Fingerabdrucksensoren sind unter dem Screen, Selfie-Cams – ewiges Sorgenkind der randlosen Phones und zum zweiten Mal in einer Aufzählung – sollen unter den Bildschirm. Genau wie der Fingerprint-Sensor der Galaxies ist der Seitensensor auch recht unverlässlich und langsam. Setz doch einfach auf Face Unlock und gut ist.

Die Selfie-Cam beim geöffneten Galaxy Fold ist auf der rechten Seite prominent angebracht, wo ein rechter Fetzen des Bildschirms fehlt. Wenn wir das als Notch ansehen wollen, dann ist der gigantisch. Das liegt nicht zwingend an der Grösse des Notches, sondern mehr daran, dass Samsung ihn mit Design-Elementen versehen hat. Dadurch ist er auffälliger geworden.

Ein Blick in die Vergangenheit

Wenn wir uns die Skandal-Phones im Line-Up Samsungs ansehen, dann ist da die Sache mit dem Samsung Note 7, das die unangenehme Angewohnheit hatte, in Flammen aufzugehen. Und dann ist da das erste Samsung Galaxy Fold vom Frühjahr 2019. Das Modell hatte Probleme. Vor allem das, dass der aufklappbare Bildschirm binnen Stunden kaputt gegangen ist.

Nun aber hat Samsung all das repariert, sagt der Konzern. Nun sei das Phone gut und stabil genug, dass es auf Konsumenten losgelassen werden kann.

Schauen wir mal. Ich meld mich in ein paar Wochen wieder.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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