
Hintergrund
Ein Versuch, mit Mobile-Router günstig Netflix zu streamen
von Livia Gamper
Obwohl viele Leute Bedenken geäussert haben, habe ich ein Datenabo abgeschlossen und versucht, mit einem Mobile-Router Netflix zu streamen. Das Ergebnis ist anders herausgekommen als gedacht.
Im ersten Artikel habe ich die Frage aufgeworfen, ob es eine gute Idee ist, mit einem SIM-Router Netflix streamen zu wollen. Da ich die gängigen Internet-Abos zu teuer oder zu langsam finde, habe ich nach einer anderen Lösung gesucht. Anscheinend bin ich dabei nicht ganz die Einzige, ich erhielt viele Tipps und weitere Ideen zugesendet.
Zuerst wollte ich das Mobile Internet Comfort Abonnement bei Sunrise abschliessen. Doch mehrere User haben mich in den Kommentaren auf das Unlimited Surf Abonnement von Salt aufmerksam gemacht. Da ich zuvor einige negative Erfahrungen mit dem Gewürzprovider gemacht hatte, zog ich diese Abos nicht gross in Betracht. Und die Abonnements sind auch teurer als jenes von Sunrise.
Doch User trunidom schrieb mir ein Mail, in dem er für das Unlimited Surf Abo schwärmt. Und er erwähnte eine Aktion Salts, bei der es unlimitiertes Highspeed Internet für 19.95 statt 35 Franken im Monat gibt. Und Zattoo HD gratis obendrauf. Damit hat mich trunidom überzeugt. Anstelle des Sunrise Abos habe ich mir das von Salt geholt.
Die Aktion, mit der ich 15 Franken pro Monat sparen kann, gab’s zu dem Zeitpunkt gerade noch. Jetzt ist sie leider abgelaufen. Aber wer die Angebote ab und an anschaut, weiss: Solche Aktionen kommen alle paar Monate wieder.
Ich habe das Salt Unlimited Surf Abo nun seit zehn Tagen und muss sagen: Ich bin begeistert. Dazu habe ich mir den TP-LINK Archer MR200 für 130 Franken geholt.
Die Installation des Routers ist grundsätzlich sehr einfach. Der einzige Stolperstein für Leute, die so was zum ersten Mal machen: Die SIM-Karte ist mit einem PIN gesperrt. Die Sperrung verhindert, dass der Router sich via IP im Browser verbindet. So wie beim Handy: Wenn du das einschaltest, musst du auch zuerst den PIN-Code für die SIM eingeben, bevor irgendwas passiert. Da der Router kein Display hat und davon nichts in der Anleitung steht, habe ich das im ersten Moment nicht gemerkt und bin ohne Verbindung dagestanden – beinahe habe ich mich verflucht, ein Salz-Abo abgeschlossen zu haben.
Die Sperrung kannst du aber einfach beheben, indem du den Router mit dem mitgelieferten LAN-Kabel mit dem deinem PC verbindest. Wenn du wie ich gerade nur ein MacBook ohne LAN-Anschluss zur Hand hast, ist das natürlich etwas ungünstig. Mit einem anderen Laptop ist aber alles kein Problem.
Mit dem LAN-Kabel kannst du via IP im TP-Anmeldefenster den PIN der SIM-Karte aber ganz einfach eingeben. Der Rest ist selbsterklärend, ein, zwei Anpassungen, und schon hast du dein WLAN.
Wenn bei Netflix die Internetverbindung zu langsam ist, schraubt dir das System automatisch die Qualität herunter. Du kannst das zwar in den Einstellungen ausschalten, dann hält die Serie aber einfach an und lädt so lange, bis wieder genug Kapazität da ist. Das ist mir mit dem neuen Salt Abo nie passiert.
Ich habe bis jetzt an sechs Abenden genetflixt. Dabei hatte ich zu keinem Zeitpunkt ein Problem, also schlechte Ladezeiten, oder dass Netflix mir eben die Qualität heruntergeschraubt hätte. Ich kann meine Serien durchgehend in HD-Qualität gucken.
Mein Freund hat sich zu meinem Router-Projekt sehr kritisch geäussert und fand, das könne niemals funktionieren. Er selbst hat einen UPC-Kabelanschluss Abo und wohnt, wie ich auch in Zürich im Kreis drei. Bei ihm schraubt Netflix öfters die Qualität auf SD runter. Das merkst du dann sehr heftig. Gesichter sind in dem Fall kaum mehr erkennbar. Das ist bei mir bis jetzt noch nie passiert.
Diese Qualitätseinbussen könnten daher kommen, dass er in einem sehr alten Haus wohnt und die Leitungen einfach so schlecht sind. Sein Abo wäre genug schnell.
Als ich an mehreren Abenden Speedtests gemacht hatte, zeigt sich mir dann aber ein etwas anderes Bild. Die Geschwindigkeit variierte viel mehr, als ich erwartet habe.
Bei meinen Speedtests lag der Tiefstwert bei 4.88, der Höchstwert bei 33.98 Megabits pro Sekunde. Laut Salt ist die Geschwindigkeit «Highspeed inklusive 4G». Wie schnell Highspeed bei Salt in Zahlen ist, ist nicht ganz einfach herauszufinden. Irgendwo auf der Homepage, in Zusammenhang mit 4G+ schreibt Salt zu 4G: die Geschwindigkeit beträgt bis zu 150 Mbit/s ist. Die allgemeine Definition des 4G Speeds ist laut Wikipedia bei 300 Megabit pro Sekunde.
Dass ich anscheinend gemäss den Speedtests so viel Geschwindigkeit einbüsse, hätte ich nicht gedacht. Der Router zeigt mir grundsätzlich durchgehend eine 4G-Verbindung an und streamen kann ich ja bestens.
Am Abend habe ich um 17 Uhr, 19 Uhr, 20.15 Uhr, 21.15 Uhr und am Morgen um 7 Uhr einen Speedtest gemacht.
Viele User hatten mich auf diese Schwankungen, insbesondere abends, aufmerksam gemacht. Dass diese so extrem ausfallen, erstaunt mich. Aber erfreulich, dass ich dennoch gut netflixen kann. Der Mittelwert all meiner Messungen liegt bei 15.335 Megabits pro Sekunde, was weniger ist, als erwartet hätte.
Schlussendlich bin ich froh, dass ich trotz den Schwankungen zu den unterschiedlichen Tageszeiten gut streamen kann. Zuerst wollte ich mir das 4K-Abo von Netflix holen. Das lasse ich jetzt aber sein, die 15 Mbit/s würden dazu nicht ausreichen. Es freut mich aber, dass es ohne komplizierte Internet-Installation und teurem Abo und in der Stadt Zürich – also mit vielen weiteren Nutzern – dennoch möglich ist, gut zu netflixen.
Für mich klappt’s mit dem Abo. Ich denke aber, mit den grossen Schwankungen wäre das Streamen mit dem Sunrise Abo mit nur 10 Mbit/s sehr wahrscheinlich nicht gut herausgekommen. Wer also auch mit einem Mobilen Router streamen möchte, sollte um das Risiko zu verringern, ein Abo mit grosser Geschwindigkeit wählen.
Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.