
Kritik
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von Kevin Hofer
Mit dem Mobile Game «Final Fantasy VII: Ever Crisis» verspricht Square Enix die gesamte «Final Fantasy VII»-Compilation in einem Paket. Das Spiel an sich ist toll, die Gacha-Mechaniken weniger.
Ich liebe «Final Fantasy». Der siebte Teil der Serie ist mein absoluter Favorit. Er hat seit seinem Erscheinen 1997 diverse Ableger erhalten. In «Ever Crisis» sollen diese erstmals alle vereint werden. Zu Beginn sind «Crisis Core», «The First Soldier» und das originale «Final Fantasy VII» enthalten. Bei ersterem spielst du den jungen Zack Fair, der Soldat erster Klasse werden will. «The First Soldier» spielt 18 Jahre vor den Ereignissen des Hauptspiels und zeigt die Anfänge der Elite-Kampftruppe «Soldat». Mit der Zeit sollen «Before Crisis», «Dirge of Cerberus» und «Advent Children» hinzukommen.
Die drei bereits verfügbaren Geschichten sind noch nicht komplett in «Ever Crisis» enthalten. Sie werden in Kapiteln erzählt, monatlich sollen neue hinzukommen. Dabei ist die Handlung im Grunde genommen gleich wie in den originalen Spielen, weicht aber an unwesentlichen Stellen leicht ab.
Square Enix und Entwicklertstudio Applibot nutzen die bestehenden Charaktermodelle von «Final Fantasy VII Remake», «Crisis Core: Final Fantasy VII Reunion» und Co. Hinzu kommen gezeichnete Charakterbilder bei Texteinblendern und Chibi-Charaktere in Dungeons, wie im originalen «Final Fantasy VII». Auch die Musik entstammt direkt den originalen Versionen. Als Alteingesessener fühle ich mich so gleich zu Hause.
Die Kapitel sind in kurze Unterteile gesplittet. Perfekt für alle, die nur wenig Zeit zum Zocken haben – geschweige denn für ein 26 Jahre altes Spiel, das um die 40 Stunden Spielzeit fordert. Das hat aber auch eine negative Seite: Der Spielfluss wird häufig unterbrochen. Willst du am Stück zocken, sind die Unterbrüche mit der Rückkehr ins Menü und dem Auswählen der Mission nervig. Das Pacing ist denn auch viel schneller als in den Vorlagen. Statt zwei Stunden vor der Konsole sitzt du für eine Passage eine Viertelstunde am Smartphone.
«Ever Crisis» spielt sich eher wie eine interaktive Geschichte. Die Charaktere steuerst du wenig durch Dungeons, was für ein Mobile Game auch gut ist. Interagieren tust du hauptsächlich in Kämpfen. Hier kommt das Active-Time-Battle-System zum Einsatz. Eine Aktivitätsleiste füllt sich, wenn sie voll ist, kannst du diverse Befehle geben. Zudem kannst du zwischen den Charakteren sowie zwischen Angriffs- und Verteidigungsstellung wählen.
Das Kampfsystem ist somit eine Mischung aus dem originalen «Final Fantasy VII» und dem Remake. Die meisten Kämpfe sind derart kurz, dass ich kaum etwas zu tun habe. Erst in Bosskämpfen gebe ich mehr als ein, zwei Befehle. Dort machen die Kämpfe für ein Mobile Game Spass. Falls du gar nicht kämpfen möchtest, kannst du auch einfach den Auto-Battle-Modus aktivieren.
Am Ende von Kämpfen gibt es Erfahrungspunkte und daraus resultierende Levelaufstiege, wie für «Final Fantasy» üblich. Selbstverständlich erhältst du auch Items. Hier kommt die Gacha-Mechanik ins Spiel.
Die Geschichten in «Ever Crisis» kannst du gratis erleben. Was kostet, sind die Waffen, die du kaufen oder upgraden musst, damit du in der Story gut vorankommst. Die verschiedenen Währungen dafür erhältst du in der Story oder du kaufst sie mit Echtgeld.
«Ever Crisis» setzt auf die Gacha-Mechanik. Das heisst in diesem Fall: Dieselben Waffen können unterschiedlich rar sein und dadurch unterschiedlich stark. Du musst also wie im Lotto Glück haben und weisst nicht genau, was du bekommst. Daneben gibt es noch verschiedene Währungen, die zum Hochleveln der Waffen dienen. Ich bin kein Fan von dieser Mechanik, weil es für mich nichts anderes als Glücksspiel ist. Ich bin der Typ Mensch, der in Las Vegas kein Geld ausgibt verschwendet. Deshalb will ich das auch nicht in einem Computerspiel.
Immerhin ist es zu Beginn nicht so schlimm. Bislang komme ich noch gut mit dem zurecht, was mir das Spiel gibt. Aber das ist bei Games dieser Art meist so. Ich habe keine Zweifel, dass ich irgendwann Geld investieren muss. Persönlich gebe ich dieses Geld lieber für einen Fixpreis aus. Ich würde gerne 15 bis 20 Franken für «Ever Crisis» bezahlen. Dann müsste ich auch nicht die ganzen Werbeeinspieler, was ich noch alles kaufen könnte, über mich ergehen lassen. Wenn ich das Spiel mal einen Tag nicht geöffnet habe, muss ich mich erst durch zig Werbebanner klicken, bevor ich zocken kann. Das nervt.
Hinzu kommt, dass die Menüführung so verwirrend ist, dass ich eine Anleitung dafür bräuchte. Die zig Menüs haben wiederum zig Submenüs. Und ständig muss ich wieder irgendwelche Spieledateien herunterladen.
Die Idee von «Ever Crisis» gefällt mir als alteingesessener «Final Fantasy»-Fan. Seit ich Papi bin, habe ich nicht mehr die Zeit für episch lange Rollenspiele. «Ever Crisis» verspricht den kurzen Fix für zwischendurch und soll künftig die ganze «Final Fantasy VII»-Compilation beinhalten.
Die Umsetzung der Story ist durchaus gelungen. Musik, Charaktermodelle, Atmosphäre – ich fühle mich sofort zu Hause. Der Spielfluss wird aber ständig durch die Pay-to-Win und Gacha-Mechanik unterbrochen. Das ist nervig. Mir wäre ein Fixpreis-Modell lieber, als mich auf Glücksspiel einzulassen. So weiss ich nicht, ob ich das Spiel noch weiter zocken werde.
Falls dich das nicht stört, kann ich dir «Ever Crisis» empfehlen. Liebst du das «Final Fantasy VII»-Universum, wirst du dich im Spiel wohlfühlen. Auch für alle, welche die Reihe nachholen möchten, ist es geeignet. Die Erzählung schreitet schneller voran, bleibt den Originalen aber dennoch treu.
«Final Fantasy VII: Ever Crisis» ist seit dem 7. September für Android und iOS verfügbar.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.