
Kritik
«Autopsy Simulator» bietet eine spannende Geschichte, aber langweiliges Gameplay
von Kevin Hofer
Das «Dead Space»-Remake macht den Horror-Klassiker zeitgemässer. Obwohl das Gameplay nicht mehr ganz so frisch wirkt, sorgt das Spiel für schaurig schöne Schreckmomente.
USG Ishimura. Als beim Intro zum ersten Mal der Name des legendären Planeten-Knackers fällt und das Raumschiff hinter zwei Meteoriten hervorlugt, bekomme ich Gänsehaut. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal hier war. 15 Jahre, um genau zu sein. 2008 ist das Original-«Dead Space» erschienen. Zwei Fortsetzungen hat EA dem mittlerweile aufgelösten Studio Visceral Games erlaubt, bis Protagonist Isaac Clark seinen letzten grausamen Tod gestorben ist. Jetzt ist der gewiefte Kommunikationsingenieur zurück, um sich ein weiteres Mal dem Horror zu stellen, der ihn an Bord der Ishimura erwartet.
Das «Dead Space»-Remake wurde von Grund auf neu entwickelt. Verantwortlich ist Motive Studio, das zuletzt an «Star Wars Squadron» gearbeitet hat. Die frühere Engine wurde ersetzt durch Frostbite, die Dice für «Battlefield» entwickelt hat. Damit erstrahlt das Spiel in neuem Glanz und muss sich nicht mal hinter «The Callisto Protocol» verstecken. Das wurde zu einem wesentlichen Teil von den gleichen Personen wie «Dead Space» entwickelt, kommt aber nicht an die Qualität des Originals heran.
Das heisst nicht, dass du dem «Dead Space»-Remake das Alter nicht anmerkst. Viele Gameplay-Elemente, wie das Umhängen von Stromkreisläufen oder das Austauschen von Batterien, sind nicht die originellsten Zeitvertreibe. Es gibt aber auch stimmige Momente. Wenn du in der Schwerelosigkeit haushohe, rotierende Gerätschaften an irgendwelche Turbinen anschliesst. Das Grollen, wenn sie zu drehen beginnen, geht dir durch Mark und Bein. Dann fühlst du dich wirklich wie an Bord eines gigantischen Raumschiffes.
Das Sounddesign stellt noch heute die meisten Horror-Spiele in den Schatten. Ständig ächzt, rumpelt und zischt etwas und dazu der klimpernde Soundtrack, der dir die Fingernägel nach hinten zieht. Herrlich. Auch wenn es mir etwas zu viele Jumpscares hat, kann ich schon nach ein paar Stunden sagen: «Dead Space» ist auch 2023 der unangefochtene Sci-Fi-Horror-King. Da kann «The Callisto Protocol» noch so viele explizite Todesanimationen per Season-Pass nachreichen. «Dead Space» hat das nicht nötig. Es kann auch subtilen Horror. Zum Beispiel, wenn du schwerelos durch luftleere Räume schwebst und mit dem Sauerstoff auch fast alle Geräusche verschwinden. Wenn sich dann aus einer dunklen Ecke ein albtraumhaftes Monster an deine Fersen heftet, zerschlägt das ohrenbetäubende Pochen deines Herzschlags jegliche Stille. So muss guter Horror sein.
«Dead Space» wurde uns von EA zur Verfügung gestellt. Das Spiel ist erhältlich für PC, PS5 und Xbox Series.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.