

Das Oppo Pad Air: ausdauernd, multitaskingfähig und bestimmt gut gemeint

Mit dem Pad Air hat Smartphone-Hersteller Oppo sein erstes Tablet lanciert. Ohne Schnickschnack (aber auch ohne Zubehör) ist das Gerät seit zwei Monaten auf dem Markt. Was das kleine Ding so kann und was ich davon halte, erfährst du hier.
Als Konkurrenz zum Apple-Kosmos oder zur Samsung-Galaxie ist das neue Pad Air von Oppo wohl kaum gedacht. Auch die Preise liegen weit auseinander. Will ich mir ein Tablet für das kleine Portemonnaie anschaffen und Platz im eh schon überfüllten Rucksack sparen, könnte das Oppo Pad Air durchaus in Frage kommen. Ist es für Freizeit und kleine Office-Arbeiten unterwegs ein guter Reisebegleiter mit langer Ausdauer?
Natürliches Design trifft auf handliche Grösse
Das Design wirkt ruhig und natürlich. Der bläuliche Grauton und der schmale Streifen auf der Rückseite mit schimmernden Wellen erinnern mich an Schiefersteine, die aus einem klaren Bergbach aufblitzen. Zudem liegt das dünne, 440 Gramm schwere Leichtgewicht gut in der Hand und wirkt mit seinem langgezogenen Format von 245,1 × 154,8 mm wie ein übergrosses Smartphone. Das 10,36-Zoll-Display hat eine angenehm klare Auflösung von 2000 × 1200 Pixeln bei einer relativ flüssigen Bildwiederholfrequenz von 60 Hertz.

Von allem ein bisschen
Von der Kamera spricht Oppo nicht wirklich. Zurecht, weder Front- (mit 5 Megapixeln) noch Rückkamera (8 Megapixel) sind erwähnenswert; wir sind aktuell Besseres gewohnt. Mit einem Tablet Fotos zu schiessen, finde ich allerdings ohnehin gewöhnungsbedürftig und unpraktisch. Arbeitsspeicher und interner Speicher sind bescheiden, dafür kann ich sie bei Bedarf erweitern. Ab Werk bietet Oppo 4 GB RAM mit entweder 64 oder 128 GB SSD. Den Datenspeicher kann ich mit MicroSD um bis zu 512 GB erweitern. Bis zu 3 GB kann ich auch als Arbeitsspeicher verwenden. Also alles nicht sonderlich überragend. Vielleicht sieht es mit der restlichen Hardware besser aus.
Was Akku, Lautsprecher und Display hergeben
Der Snapdragon-680-Prozessor ist solide Mittelklasse-Hardware und soll eine gute Leistung bringen – bei kleineren Office-Arbeiten wie auch beim Gaming. Oppo verspricht zudem eine Akkulaufzeit von 12 bis 15 Stunden, sogar bei Video-Calls – auch wenn mir spätestens nach zweistündigen Telefonaten gerne mal die Spucke wegbleibt. Ich teste die Leistung also mit meinen Lieblings-Smartphone-Games und der vorinstallierten Netflix-App. Damit kann ich den vier Dolby-Atmos-Lautsprechern sowieso besser auf den Zahn fühlen als bei langweiligen Video-Calls. Nervig ist, dass ich keine Hülle besitze, um das Tablet irgendwie bingewatch-tauglich aufzustellen. Mein Laptop erfüllt den Zweck als Tabletständer vorübergehend. Um die Bild- und Sound-Gewalt des Geräts zu erleben, brauche ich Action: Jason Statham eilt mir zu Hilfe. «Death Race» soll es sein. Was mir gleich auffällt: Oppos langgezogenes Display macht das Filmformat unnötig kleiner. Knapp die Hälfte bleibt schwarz. Als Ergänzung dazu: Das Format für Kinofilme (21:9) eignet sich also weniger gut. Bei 16:9 Filmen hast du bei diesem Tablet kaum schwarze Ränder im Gegensatz zu einem iPad.


Die Lautstärke kann ich dafür ziemlich hoch aufdrehen. Der Klang ist klar und erreicht eine überraschende Tiefe. Der Dolby Atmos Sound verspricht zum Dolby Surround eine weitere Dimension, die beispielsweise Regentropfen oder einen Helikopter naturgetreuer wiedergeben kann. Ich bin etwas unschlüssig, ob das Tablet diese Räumlichkeit tatsächlich besser darstellen kann. Ansonsten bin ich ganz zufrieden, wenn ich als Sound-Einstellung den Kinofilm-Modus wähle. Dort finde ich auch einen Musikmodus für einen ausgewogenen Klang und einen extra Gaming-Modus für ein breiteres Klangfeld. Es lässt sich also eine ganze Menge aus dem Dolby-Atmos-Sound herausholen – sofern der Sound von den jeweiligen Apps unterstützt wird. Netflix, Disney+ und Amazon Prime bieten ausgewählte Filme und Serien mit Dolby-Atmos-Tonspur an. Apple Music und Amazon Music unterstützen Dolby Atmos ebenfalls..
Da mich das Displayformat an die Switch Light erinnert, bin ich auf das Gameplay gespannt. Wie beim Fotografieren ist auch das Gaming etwas unhandlich auf einem Pad, deshalb lege ich es lieber auf den Tisch. Ein Kartenspiel wie «Legends of Runeterra» läuft recht flüssig, «Star Wars Galaxy Of Heroes» stürzt jedoch so oft ab, dass die Dunkle Seite wahrscheinlich schon gewonnen hat. Games, die eine höhere Rechenleistung beanspruchen, sind also eher ungeeignet. Der Smartphone-Klassiker «Plants vs. Zombies» macht auf dem grösseren Display dafür auch grossen Spass.
Der Akku hält, was er verspricht: Ob beim Streaming, Gaming oder auch bei Nichtnutzung über ein paar Tage ist der Akku immer noch halb voll. Das könnte ich bei meinem iPad Pro von 2018 vergessen.
Ein übergrosses Smartphone – von der Schale bis zum Kern
Nicht nur das Format erinnert an mein Oppo Find X5 in dreifacher Breite. Sondern auch das hauseigene Betriebssystem ColorOS 12. Es sorgt für ein angenehmes Arbeiten auf dem Pad Air. Dafür sorgen eine multitaskingfähige Einteilung via Splitscreen und die Möglichkeit, das Smartphone zu verbinden. Unterstützt werden dabei alle Android-Smartphones, die den Screen teilen können.
Mit dem Split-Screen hole ich auf dem länglichen Display endlich so einiges raus. Hierfür kann ich mit dem Smartphone einen dafür angezeigten QR-Code vom Tablet fotografieren und sogleich spiegelt sich mein Smartphone auf dem Tablet-Display.
Will ich nun ein Foto vom Smartphone aufs Tablet laden, funktioniert das einfach per Drag&Drop vom gespiegelten Smartphone-Bildschirm auf die gewünschte Tablet-Fläche. Auch kann ich mein Telefon direkt über das Tablet steuern. Die Möglichkeiten damit sind endlos, die Spielereien ebenfalls.

Ich würde das Screen-Sharing gerne nutzen, um Bilder von meinem Handy abzuzeichnen. Die Bedienung mit einem Stift ist aber bisher in Europa nicht möglich, weil dafür geeignetes Zubehör fehlt. Mein Versuch, einen Allrounderstift auf dem Tablet zu testen – den Staedtler Noris digital Jumbo – ist deshalb leider gescheitert.
Bleibt nebst meiner Freude am Kritzeln noch meine Liebe zum geschriebenen Wort. Deshalb bin ich neugierig, wie sich das Tablet als Kindle schlägt. Oppo hat einen automatischen Blaulicht-Filter angepriesen. Erst bin ich unschlüssig, ob dieser auch seine Dienste tut. Zum Vergleich ziehe ich deshalb mein iPad hinzu und siehe da: das Display des Oppo Pad Air wirkt tatsächlich wärmer. Sonst finde ich das Lesen aber unangenehm. Am Display scheinen die Ränder etwas abgedunkelt, was beim längeren Lesen anstrengend wird. Positiv ist hier das Seitenverhältnis, das angenehm an eine Buchseite erinnert – und die Leichtigkeit des Tablets. Doch die Bildwiederholrate von 60 Hertz lässt die Seiten beim Blättern leicht stocken. Beim Display wirken Oppos Ideen damit erneut nicht konstant umgesetzt.

Fazit: Platz- und energiesparend, aber wofür?
Ich bin viel im Zug unterwegs, lese und zeichne gerne und streame sogar auf dem Laufband im Fitnesscenter meine Lieblingsserien gerne auf einem grösseren Format. Wofür eignet sich das Oppo Pad Air nun? Lesen ist mit dem Tablet auf Dauer unangenehm und das Zeichnen ohne Stift leider nicht möglich. Für 279 Franken bzw. 317 Euro ist es zwar ein preiswertes Einstiegsmodell, jedoch in keinem Punkt herausragend. Die Hardware ist gute Mittelklasse und mehr als kleinere Office-Arbeiten machen ohne Tastatur-Zubehör nicht viel Sinn. Wer lieber auf einem grösseren Bildschirm als auf dem Smartphone Filme streamt und einfachere Smartphone-Games zocken möchte, kommt mit dem Tablet auf seine Kosten. Wo andere Tablets den Tag kaum durchstehen oder zu sperrig und schwer sind im Gepäck, kann das Oppo Pad Air punkten. Mehr darf man aber nicht erwarten. Ich werde jedenfalls nicht glücklich damit.


Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.