
Hintergrund
Die neuen AMD-Grafikkarten überzeugen die Tester
von Kevin Hofer
Die GTX-16-Serie soll eingestellt werden. Sie ist das letzte Überbleibsel der GTX-Ära. Ein Blick zurück auf die Highlights und Lowlights der Nvidia-Grafikkarten mit diesem Präfix.
Diese Woche wurde bekannt, dass Nvidia plant, die letzte GTX-Serie einzustellen. Die Grafikkarten der GTX-16-Serie sind im unteren Segment angesiedelt. Sie erfreuen sich vor allem in Budget-Computern und bei E-Sport-Titeln grosser Beliebtheit. Mit dem Produktionsstopp endet eine Ära, die mit der GeForce-200-Serie ihren Anfang nahm. Das war vor über 15 Jahren.
Vielen in guter Erinnerung dürfte die GTX 1080 sein. Es waren aber längst nicht alle GTX-Modelle gut. Einige unter ihnen waren waschechte Fails.
Die auf der Fermi-Architektur basierende GTX 480 wie auch die ganze Geforce-400-Serie wurden von mehreren Problemen geplagt. AMD konnte 2010 dadurch zum besten GPU-Hersteller avancieren und hätte Nvidia auch beinahe beim Marktanteil überholt.
Vor allem der Energieverbrauch und die Hitze waren enorm. Eine einzelne GTX 480 benötigte so viel Leistung wie Dual-GPU-Systeme zu jener Zeit. In Spielen wurde die Karte bis zu 94 Grad Celsius heiss. Aus heutiger Perspektive erscheint das nicht mehr aussergewöhnlich, aber 2010 war das anders. Spitzfindige Kommentatoren haben dann kurzerhand den damaligen Nvidia-Slogan «the way it’s meant to be played» in «the way it’s meant to be grilled» umformuliert.
Die Konkurrenz durch AMD war damals gross. Die HD 5870 war bereits ein halbes Jahr auf dem Markt und erreichte 90 Prozent der Performance der GTX 480. Die AMD-Karte blieb dabei kühl und benötigte weniger Leistung. Nvidia schoss die GTX-400-Serie deshalb acht Monate nach der Veröffentlichung ab und brachte die GTX-500-Serie heraus. Dabei handelte es sich nicht um eine neue Architektur, sondern einfach um eine verbesserte Fermi.
Heute kaum vorstellbar, aber die Top-AMD-Grafikkarten waren früher häufig leistungsfähiger als jene von Nvidia. So auch die HD 7970 im Jahr 2012. Zwei Monate nach deren Launch konnte Nvidia jedoch zurückschlagen. Die GTX 680 bot nicht nur mehr Leistung, sondern war erstmals auch effizienter und hatte den kleineren Chip.
Letztere zwei Punkte waren für Nvidia von besonderer Bedeutung. Der GPU-Designer lag zu jener Zeit in diesen Punkten immer hinter AMD. Es war ein Zeichen, dass sich das Blatt zugunsten Nvidias gewendet hatte. Einige Generationen lang haben sich die beiden Hersteller in der Folge ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Nvidia hatte jedoch meist knapp die Nase vorne und etablierte sich mit der GTX-900-Serie endgültig an der Spitze.
Die GTX 970 kam ursprünglich gut an. AMD war für Nvidia zu diesem Zeitpunkt kein ernstzunehmender Konkurrent mehr. Selbst die Nummer zwei GTX 970 wies das AMD-Flaggschiff R9 290X in die Schranken.
Einige Monate nach Veröffentlichung wurde jedoch bekannt, dass nur 3,5 der angepriesenen 4 Gigabyte (GB) VRAM mit voller Geschwindigkeit nutzbar waren. Die restlichen 0,5 GB waren nur wenig schneller als der damalige System-RAM-Standard DDR3. Nvidia wurde in der Folge verklagt, einigte sich jedoch aussergerichtlich und bezahlte allen, die eine GTX 970 besassen, 30 Dollar.
2014 und auch die folgenden Jahre gab es jedoch nur sehr wenige Spiele, die mehr als 3,5 GB Speicher erforderten. Wenn ein Spiel mal nicht flüssig lief, lag es eher an der Leistung der Karte an sich als am verfügbaren RAM. Nichtsdestotrotz hat Nvidia bei den Spezifikationen geschummelt. Was dem Ruf des Unternehmens sicher nicht genutzt hat.
Die Negativpresse bezüglich der GTX 970 tat der Popularität der Nvidia-Karten aber keinen Abbruch. Denn die Konkurrenz von AMD war bei Erscheinen der GTX-10-Serie quasi inexistent. Das lag vor allem an der Fertigung der Chips. Nvidia setzte auf TSMCs 16nm-Verfahren, während sich AMD auf die 14 nm von Global Foundries verliess. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Das Verfahren von TSMC war jenem von Global Foundries weit überlegen.
Im Vergleich zur GTX 980 Ti war die GTX 1080 über 30 Prozent schneller. Das war für jene Zeit ein enormer Leistungssprung. Dabei war die 1080 auch günstiger als die 980 Ti.
Mit der GTX 1080 und den weiteren Karten der GTX-10-Serie konnte Nvidia beinahe den ganzen GPU-Markt für sich einnehmen. AMD spielte nur noch im Mittelfeld eine marginale Rolle. Die einzige Konkurrenz der GTX 1080 war die später lancierte GTX 1080 Ti, also quasi sie selbst. Diese marktbestimmende Position hat Nvidia immer noch inne. An die Performance-Spitze schaffte es Konkurrent AMD bis heute nicht mehr.
Der Präfix-Wechsel von GTX auf RTX hat Nvidia bereits 2018 mit der RTX-20-Serie vollzogen. Das steht übrigens für «Ray Tracing Texel Extreme» und zeigt, dass Nvidia ab dieser Generation voll auf Raytracing setzt und «Giga Texel Shader Extreme» hinter sich lässt.
Titelbild: Shutterstock / Yakubovich VadzimTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.