

Acer Predator X27: Für verdammt viel Geld gibt’s alles, was du noch nicht brauchen kannst

4K-HDR-Gaming mit bis zu 144 Hz. Das verspricht dir der Predator X27. Was taugt der sauteure Gamer-Monitor aus dem Hause Acer? Ich konnte ihn während mehrerer Tage testen.
Ich streife durch die Wälder Montanas. Die Flora und Fauna sieht atemberaubend aus. Ich fühle mich mittendrin. Den Farn kann ich beinahe riechen. Noch nie durfte ich eine solche Farbenpracht in einem Game erleben. «Far Cry 5» vermag mich in HDR noch einmal in seinen Bann zu ziehen.


Die Bilder, die der Acer Predator X27 auf den Bildschirm zaubert, sind schlicht genial. Nicht erstaunlich, denn nebst einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel und einer Bildwiederholfrequenz von 144 Hz bietet der Monitor auch NVIDIA G-Sync mit HDR-Technologie.
Hier die wichtigsten Fakten:
- 27" 4K (3840x2160) IPS-Display im 16:9 Format und 144Hz
- Kontrastverhältnis von 1000:1
- Reaktionszeit (grau zu grau): 4 ms
- Bildwiederholfrequenz: 144 Hz
- HDR 10 und Display HDR 1000
- Farbtiefe: 10 bit (8 bits + FRC)
- Farbraumabdeckung Adobe RGB: 99%

Äusserlichkeiten und Ergonomie
Bis auf den «Predator»-Schriftzug und den Fussstand deutet äusserlich nichts auf einen Gamer-Bildschirm hin. Das mag daran liegen, dass Acer aufgrund der 99-prozentigen Adobe-RGB-Farbraumabdeckung auch Fotografen und Grafiker ansprechen will.


Was soll ich noch zum Design sagen? Es handelt sich um einen schwarzen Monitor, dessen Ränder nach meinem Geschmack etwas schmaler sein dürften. Optional lassen sich auf den Seiten und oben noch Blenden anbringen, damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst. Damit du gleich wieder abgelenkt wirst, integriert Acer noch Ambient Light hinten und am unteren Rand. Dieses lässt sich über das HUD, dazu später mehr, deaktivieren. Auf der Unterseite sind auch noch Lautsprecher verbaut. Die scheppern aber derart, dass sie nicht zu gebrauchen sind. Das wär’s auch schon zum Design.



Der Monitor lässt sich um ungefähr 13 Zentimeter in der Höhe verstellen sowie nach vorne und hinten kippen. Das funktioniert stufenfrei. Einmal eingestellt, ist der Monitor beinahe erdbebensicher. Falls du möchtest, kannst du ihn auch an der Wand befestigen. Ein Blaulichtfilter, der die Augen schonen soll, verbaut Acer auch noch. Der Monitor bietet folgende Anschlüsse:
- 1 x USB 3.0 Upstream-Port
- 4 x USB 3.0 Downstream-Port
- 1 x HDMI Type A 2.0
- 1 x Display Port 1.4
- 1 x Klinke 3.5mm
Damit liefert Acer mehr als genug Anschlüsse.
Einstellungsmöglichkeiten
Über das OSD lassen sich allerlei Einstellungen vornehmen. Von Bild- und Farb-, über Audio-, Gaming-, OSD-, bis hin zu den Systemeinstellungen ist alles vorhanden. Die spezifischen Einstellungen kannst du dann noch drei Profilen (Action, Racing und Sports) zuordnen.

Das OSD navigierst du mit einem Joystick auf der Rückseite. Die Haptik ist etwas schwabbelig. Anstatt durch einen Druck zu bestätigen, ist mir der Joystick einige Male zur Seite gerutscht und ich habe dann etwas anderes ausgewählt. Vom Aufbau her finde ich das OSD übersichtlich, da es jeweils nur ein Submenü hat.

Bildqualität
Um mir einen ersten Eindruck der Bildqualität zu verschaffen, mache ich den Eizo-Monitortest. Mein Testgerät hat keine Pixelfehler, gibt Graustufen homogen wieder und hat keine farbstichigen Bereiche. Die Farbabstände werden gut wiedergegeben und die Verläufe sind gleichmässig. Die Blickwinkelstabilität entspricht in etwa den versprochenen 178°.
Der Predator X27 hat eine maximale Helligkeit von 1000 Nits. 384 einzeln kontrollierbare Backlightzonen sorgen für hervorragenden Kontrast. Dieser liegt statisch bei 1000:1. Mit HDR erreicht der Monitor ein Kontrastverhältnis von bis zu 30 000:1. Die Farbabdeckung ist für einen Gamer-Monitor fantastisch: 93 Prozent DCI-P3-, 99 Prozent Adobe RGB und 150 Prozent sRGB-Abdeckung. Die Immersion ist dadurch absolut genial. Noch nie habe ich mich so in ein Spiel hineinversetzt gefühlt, wie mit dem X27.
Der Game-Test
Wie gut der Monitor HDR-Inhalte wiedergibt, teste ich mit «Far Cry 5». Es ist eines der wenigen Games, das HDR unterstützt. Der Unterschied von SDR zu HDR ist enorm. Die Bäume, Flüsse und Charaktere wirken viel lebensechter. Wie farblos war das Leben vor HDR.

Nebst HDR spiele ich das Game in 2160p und den höchstmöglichen Einstellungen. Selbstverständlich stelle ich auch die Framerate auf 120, schliesslich will ich auch testen, wie sich die 120 Hz des Monitors niederschlagen. Um die angeschriebenen 144 Hz zu erreichen, musst du den Monitor übrigens über das OSD overclocken. Das Problem: Auch mit meinem PC, einem Testgerät von Joule Performance mit Intel i9-9900K und RTX 2080, erreiche ich nur rund 50 fps. Selbst mit einer RTX 2080 Ti würde ich keine konstanten 120 fps erreichen. Zum Testen, wie sich der Monitor bei hoher fps schlägt, muss ich ein anderes Game wählen.
Ich entscheide mich für «Deus EX: Mankind Divided», einfach, weil ich das Game noch in meiner Benchmark-Sammlung habe. Hier leistet der Monitor solide Darstellung mit rund 120 Frames pro Sekunde. Auch bei diesem Game kann der Test-PC die Framerate aber nicht konstant halten. Dazu muss ich die Auflösung auf 1440p runtersetzen. Von Screen Tearing war übrigens während den Gaming-Sessions nichts bemerkbar.

Auch Schlieren brauchst du dank der angegebenen Reaktionszeit von 4 ms (grau zu grau) nicht zu befürchten. Als durchschnittliche Reaktionszeit gibt displayspecifications.com übrigens 12 ms und einen Input Lag von 13 ms an. Damit ist der X27 auf der Höhe der Zeit.
Fazit
Der X27 bietet dir viel Monitor, für verdammt viel Geld. Die Bilder sind einfach fantastisch. Es wird mir schwer fallen, demnächst wieder in einen «herkömmlichen» Monitor zu blicken. Ob nun mit HDR in «Far Cry 5» oder SDR in «Deus Ex: Mankind Divided»; das Bild ist klar, es sind keine Schlieren festzustellen und von Screen Tearing keine Spur.
Zu bemängeln gibt es weniges. Da wär sicher der Preis. Knapp 2400 Franken ist verdammt viel. Zumal du den Monitor mit aktuell verfügbarer Hardware kaum ausreizen kannst. Ich finde es aber toll, dass sich Acer hier etwas getraut und ein Produkt auf den Markt bringt, das es in dieser Form eigentlich nicht braucht. Aber dafür ist die Predator-Serie ja auch bekannt. Bist du nebst passioniertem Gamer auch Hobbyfotograf oder -filmer, rechnet sich die Investition, da der Monitor auch sehr gut für Bildbearbeitung geeignet ist.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Steuerung des OSDs mit dem Joystick. Dieser wirkt für den Preis zu billig verarbeitet und die Steuerung ist schwerfällig. Das wär eigentlich auch schon alles, worüber ich mich zu beklagen habe.
Falls du also 2400 Franken zuhause rumliegen hast, die du in einen der wohl besten 27-Zoll-Gaming-Monitore investieren willst, dann los. Falls deine Brieftasche nicht so gross ist und deine Hardware sowieso nicht annähernd die erforderlich Leistung bringt, wäre ein 4K/60-Hz-Monitor die bessere Lösung.


Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.