Produkttest

Philips Momentum im Test: Gamer-Monitor oder doch schon Fernseher?

Philipp Rüegg
24.10.2018

Der Momentum von Philips ist schwer einzuordnen. Will er riesiger Monitor für PC-Gamer sein oder doch eher mittelgrosse Gamer-Glotze für Konsoleros? Die Performance ist ebenfalls gemischt.

Auf einer Wunschliste an den idealen Monitor würden Gamer draufschreiben: So gross wie möglich, 4K-Auflösung und so viele Features wie es gibt. Der Momentum mit 43" von Philips trumpft schon mal in den ersten beiden Kategorien. Gänzlich überzeugen konnte er mich aber nicht.

Äusserlichkeiten

Der Philips Momentum ist ein schlichter Monitor. Das Design kann man als langweilig oder unauffällig bezeichnen. Er ist weder besonders schmal, noch besitzt er einen auffälligen Standfuss. Dafür besitzt er das von Philips bekannte Beleuchtungssystem Ambiglow. Standardmässig ist es deaktiviert. Auf der Rückseite gegen unten zeigend besitzt der 43 Zoll grosse Monitor die folgenden Anschlüsse:

  • 1x HDMI 2.0
  • 1x Displayport 1.2
  • 1x Mini-Displayport 1.2
  • 2x USB-A 3.0
  • 1x Audio-In 3.5 mm
  • 1x Audio-Out 3.5 mm
Philips 436m6vbpab/00 (3840 x 2160 Pixel, 42.50")
Monitor
Energielabel G

Philips 436m6vbpab/00

3840 x 2160 Pixel, 42.50"

Der Monitor ist leicht neigbar, so dass du ihn für deine Sichthöhe einstellen kannst. Trotz der Grösse darfst du nicht vergessen, dass es sich beim Momentum um einen Monitor handelt und er keinen TV-Tuner verbaut hat. Wenn du das Gerät also auch zum Fernsehschauen benutzen willst, musst du eine Set-Top-Box dazu verwenden oder dir mit einem Chromecast oder ähnlichem aushelfen. Die Fernbedienung ist aus demselben Grund äusserst minim gehalten.

Da der Momentum ein Monitor und kein TV ist, kommt die Fernbedienung mit wenig Tasten aus.
Da der Momentum ein Monitor und kein TV ist, kommt die Fernbedienung mit wenig Tasten aus.

Der Momentum ist als einer der ersten Monitore DisplayHDR 1000 zertifiziert, was für ein besonders helles und kontrastreiches Bild sorgen soll. Mit der Funktion MultiView kannst du zwei Geräte gleichzeitig anschliessen und ein Low-Blue-Light-Modus zum Schonen der Augen ist ebenfalls vorhanden.

Das MVA-LCD-Display setzt auf Quantum-Dot-Technologie, um möglichst realistische Farben darzustellen. 60 Hz sind für einen Gamer-Monitor zwar eher wenig, wenn du allerdings die 4K-Auflösung ausnutzt, wirst du in den meisten modernen Games ohnehin nicht viel mehr fps rausholen können. Philips gibt eine Reaktionszeit von 4 ms an. Zusätzlich gibt es noch den Low-Input-Lag-Modus, der die Eingangslatenz noch mal deutlich reduziert.

Einstellungen

Auf Wunsch wird der Momentum zur Leuchte.
Auf Wunsch wird der Momentum zur Leuchte.

Das OSD-Menü ist übersichtlich und beschränkt sich aufs Wesentliche. Dort kannst du unter anderem die Hintergrundbeleuchtung (Ambiglow) ein- oder ausschalten. Neben dem Ambiglow-Modus, der sich an das gezeigte Bild anpasst und so für mehr Stimmung sorgen soll, gibt es auch einen Auto Mode, der abwechselnd in verschiedenen Farben pulsiert. Im Custom Mode kannst du selber eine Farbe bestimmen. Die Einstellungen für den Bild-im-Bild-Modus sind ebenfalls hier.

Der Momentum ist schlicht und unauffällig.
Der Momentum ist schlicht und unauffällig.

HDR steht in drei Varianten zur Auswahl: Normal, UHDA (UHD Alliance) oder HDR 1000. Die letzten beiden verstärken den Kontrast und die Helligkeit im Vergleich zum Standard-Modus zusätzlich. HDR musst du je nach Anwendung ausserdem in den Windows-Einstellungen aktivieren. Dadurch sieht aber der Desktop sehr ausgebleicht aus. Wenn die gewünschte HDR-Anwendung also auch ohne diesen Regler funktioniert, würd ich es weglassen. Shadow of The Tomb Raider beispielsweise funktioniert nur mit eingeschaltetem HDR.

Gemessene Bildqualität

Da der Momentum trotz seiner stattlichen Grösse als Monitor gilt und sich als Gamer-Gerät positioniert, habe ich ihn an einem PC mit Maus und Tastatur getestet. So lassen sich Input Lag, Screen Tearing etc. am besten überprüfen.

Zuerst hab ich mir mit dem Eizo-Monitor-Test einen ersten Eindruck verschafft. Mein Momentum-Modell ist frei von Pixelfehler, die Helligkeit ist sehr gleichmässig und es gibt keine farbstichigen Bereiche. Farbabstände sind gut und auch die Verläufe sind ziemlich gleichmässig. Die Blickwinkel sind ebenfalls sehr gut.

Der Monitor gibt ordentlich Wärme ab, was ich beim Testen in unserem kühlen Kellerstudio durchaus zu schätzen gewusst habe. An einem warmen Sommertag sieht das Bild (sprichwörtlich) allerdings etwas anders aus.

Die VESA-Zertifizierung DisplayHDR1000 gibt’s dank der sehr hohen Helligkeit von über 1100 Nits. Bei SDR-Inhalten erreicht sie immer noch beeindruckende Werte von fast 800 nits. Der maximale Kontrast liegt bei 4900:1, was ein mehr als solider Wert ist. Bei aktiviertem HDR schaffen die 32 individuellen Beleuchtungszonen des Displays im Modus VESA HDR 1000 beeindruckende 7500:1.

Auch bei der Farbdarstellung macht der Philips keine schlechte Falle. 93% Adobe RGB, 97.6% DCI P3-Abdeckung und 146% sRGB sind solide Ergebnisse.

Der Game-Test

Um die Performance und primär die Reaktionszeit zu testen, habe ich den Philips Momentum mit einem Sony-TV verglichen, der ausser dem standardmässigen Game-Modus keine hervorstechenden Merkmale für Gamer besitzt. Da ich den Monitor sowie den TV gleichzeitig am PC angeschlossen habe, wechselte ich in Windows jeweils das aktive Gerät, das ich testen wollte.

Das Bild ist dank UHD-Panel gestochen scharf und auch die Farben sind selbst ohne Feintuning kräftig. Je nach Spiel oder Geschmack musst du allerdings den HDR-Mode wechseln. Teilweise hatte ich mit HDR 1000 und UHDA das Problem, dass der Monitor völlig übersättigte Farben zeigte. Kurzes hin- und herwechseln zwischen den HDR-Modi sorgte wieder für ein normales Bild. Ich vermute es liegt daran, dass anders als bei einem Fernseher, der HDR in der Regel selbstständig aktiviert, sobald ein HDR-Signal gesendet wird, das HDR beim Momentum manuell eingeschaltet werden muss. Und noch ein merkwürdiges Phänomen ist mir sowohl beim Sony-Fernseher als auch beim Philips-Monitor aufgefallen. In «Metro Last Light Redux» – kein HDR-Titel – sind besonders helle Stellen wie das Licht der Taschenlampe völlig überstrahlt. Hier hilft nur, in den Windows-Einstellungen HDR zu deaktivieren.

Links mit HDR1000, rechts ohne
Links mit HDR1000, rechts ohne

Wenn die Quelle hingegen HDR liefert, stimmt das Ergebnis des Momentums. Wenn nicht, dann werden Farbe und Kontrast oft unnatürlich verstärkt. Abgesehen davon liefert der Philips Momentum besonders mit HDR ein kräftiges aber gleichmässiges Bilderlebnis.

Zwar gibt es noch nicht viele PC-Spiele, die HDR unterstützen. Doch Games wie «Shadow of the Tomb Raider» oder «Star Wars Battlefront 2», welche HDR-Unterstützung bieten, sehen damit einen ganzen Zacken hübscher aus als ohnehin schon. Der Sony-Vergleichsfernseher hatte selbst im Game-Modus zwar noch etwas sattere Farben, dafür litt die Performance, wie der nächste Test zeigt.

Reaktionszeit

In «Deus Ex: Mankind Divided» war das Screen Tearing deutlich sichtbar.
In «Deus Ex: Mankind Divided» war das Screen Tearing deutlich sichtbar.

Um zu überprüfen, ob der Monitor wirklich als Gamer-Monitor taugt, habe ich diverse hektische Action-Games darauf ausprobiert. Die Reaktionszeit wird mit 4 ms angegeben. Schlieren konnte ich somit auch bei schnellen Bewegungen keine erkennen. Anders sieht es mit Screen Tearing aus.

Bei «Deus Ex: Mankind Divided», das bei 4K-Auflösung zwischen 50 und 70 fps schwankte, kam es zu deutlichen Bild-Verschiebungen (Screen Tearing). In den meisten anderen getesteten Spielen fiel mir hingegen kein Tearing oder nur äusserst minimales auf. Das dürfte dem Adaptive Sync zuzuschreiben sein, das dafür sorgen soll, dass sich der Bildschirm mit der Grafikkarte angleicht. Zu 100 Prozent funktioniert das allerdings nicht.

Während der Sony-TV etwas weniger Screen Tearing aufwies, war dort dafür die Reaktionszeit deutlich schlechter als beim Philips-Monitor. Dort spürte ich das Lag mit der Maus deutlich. Beim Momentum konnte ich praktisch kein Lag feststellen, selbst ohne die zuschaltbaren Modi Low Input Lag oder Smart Response.

Die Soundqualität der 7W-Lautsprecher ist ok. Sie klingen etwas blechern und sind nicht aussergewöhnlich laut. Wenn du direkt davorsitzt, reichen sie aber locker aus. Hockst du dagegen auf einem Sofa, dann dürften die Dinger noch etwas mehr Umpf vertragen. Bass liefern die im schmalen Gehäuse integrierter Lautsprecher auch entsprechend wenig.

Fazit

43 Zoll sind schon eine nette Grösse. Allerdings ist mir das etwas zu viel, um mich am Pult direkt davor zu setzen. Wenn ich stattdessen auf dem Sofa Platz nehme, ist es mir wiederum deutlich zu klein. Kommt hinzu, dass die Bildqualität gut aber nicht überragend ist. Schlimmer aber ist das Durcheinander mit HDR. Idealerweise belässt du es auf dem Normal-Modus, der liefert das ausgeglichenste Resultat. Blöde nur, wenn Spiele mit eingeschalteter HDR-Option in den Windows-Einstellungen teilweise Bildfehler aufweisen. Wenn die HDR-Unterstützung durch das Spiel oder den Film dagegen vorhanden ist, ist das Bild ein Traum.

Da für mich ein 43 Zoll näher beim Fernseher als bei einem Monitor ist, fiel mir das Ausbleiben vom Lag am positivsten auf. Unschön bleibt dagegen das teilweise auftretende Screen Tearing sowie die mit 60 Hz für heutige Verhältnisse eher niedrige Bildwiederholfrequenz.

Der Momentum ist ein zweischneidiges Schwert. Er liefert viel Bild fürs Geld, verlangt aber auch Kompromissbereitschaft. Je nachdem, wo deine Präferenzen liegen, könnte Philips hier was grosses für dich bereithalten.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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