
Hintergrund
Wie schädlich ist blaues Licht?
von Kevin Hofer
Der HP Omen 27c ist ein Gaming-Monitor im Office-Gewand. Im Test überzeugt er mit der Gaming-Leistung, fürs Büro eignet er sich trotz seines Äusseren nur bedingt.
Gaming-Peripherie, die nicht nach Gamer aussieht. Das bietet HP mit der Omen-Serie. Diese ist unaufgeregt – das meine ich positiv. Der Omen 27c ist schlicht, gebaut wie ein Panzer und könnte auch als ästhetischer Büro-Monitor durchgehen.
HP verpasst dem 27c eine 1000R-Krümmung. Dieser Wert, der einen Wölbungsradius von 1000 Millimetern beschreibt, ist enorm. Die meisten Curved-Monitore verfügen über eine Krümmung von 1500R und aufwärts. Durch die kleine 27-Zoll-Bildschirmdiagonale wirkt die Wölbung dennoch nicht zu krass.
Das verbaute VA-Panel löst mit 2560×1440 Pixeln auf. VA steht für Vertical Alignment. Das bedeutet, dass die Flüssigkristalle des Panels vertikal ausgerichtet sind. Durch diese Anordnung erreichen VA-Panels bessere Schwarzwerte und Kontraste als TN- oder IPS-Panels.
Der Monitor verfügt gemäss HP über einen ständig eingeschalteten Blaulichtfilter, der die Farbgenauigkeit nicht beeinflussen soll. Blaues Licht kann zwar den Schlafrhythmus stören, aber immerhin ist es nicht ungesund, wie neueste Studien belegen.
Den Monitor stellt mir HP für den Test zur Verfügung.
Auf den ersten Blick sieht das Bild ganz ordentlich aus. Mir fallen vor allem die knackigen Farben auf. Dies bestätigt mir auch der EIZO-Monitortest. Es hat keine Pixelfehler, die Helligkeit scheint homogen, die Farbabstände ebenso und der Farbverlauf kommt mir auch gleichmässig vor. Einzig der Blickwinkel scheint mir nicht so gross wie bei anderen Monitoren zu sein. Das liegt an der Wölbung. Curved-Monitore sind hier im Nachteil gegenüber ihren ungekrümmten Artgenossen und die Blickwinkel eher eng. Schaust du von der Seite auf den Monitor, wirkt das Bild schnell verwaschen.
Nach dem subjektiven Test will ich es genau wissen und vermesse das Panel des Omen 27c mit meinem Farbmessgerät i1 Display Pro Plus. Wie sich herausstellt, ist die Helligkeit nicht so homogen, wie ich sie subjektiv wahrnehme.
Das Panel leuchtet oben am hellsten. Die Helligkeit fällt gegen unten jedoch ab. Mit 375 Nits oben links zu 319 Nits unten rechts beträgt der Unterschied maximal 18 Prozent. Eine grosse Differenz. Bei nicht gewölbten Monitoren empfinde ich alles über zehn Prozent als unangenehm. Erstaunlich, dass mir das beim Testmodell nicht von blossem Auge aufgefallen ist. Das muss daran liegen, dass die grössten Unterschiede am weitesten auseinanderliegen.
Weiter messe ich die Farbraumabdeckung des Displays:
sRGB wird akkurat dargestellt. Die Abdeckung des Farbraums Adobe RGB ist jedoch ungenügend für jene, die damit arbeiten. Also beispielsweise Grafiker, die Material für den Druck aufbereiten. Bei der für die digitale Filmproduktion wichtigen DCI-P3-Abdeckung sieht es etwas besser aus. HP verspricht eigentlich, dass der Monitor 92 Prozent erreicht – was das Panel jedoch nicht tut.
Der Omen 27c ist ein Gaming-Monitor und als solcher muss er in seiner Paradedisziplin glänzen. Er verfügt über AMD FreeSync Premium Pro und ist mit Nvidia G-Sync kompatibel. Screen Tearing ist deshalb kein Thema. Mit seinen 240 Hertz eignet er sich optimal fürs Spielen von FPS Games wie «CS:GO».
Eine Schwäche von VA-Panels ist das sogenannte «Dark Level Smearing». Dieses resultiert aus einem langsamen Wechsel von schwarzen zu grauen Pixeln. In dunklen Szenen sorgt dies für dunkle Schlieren hinter sich schnell bewegenden Objekten. Dark Level Smearing ist also ein spezieller Fall von «Ghosting».
Beim Omen 27c kommt Dark Level Smearing in leichtem Ausmass vor. Dies kann jedoch mit den Overdrive-Einstellungen des Monitors behoben werden. Mit der Übersteuerung der Reaktionszeit kann dieselbige beschleunigt werden. Dies lässt sich im On-Screen-Display in fünf Stufen einstellen. Die beste Erfahrung mache ich mit Level 2. Damit habe ich kein Ghosting mehr. Die höheren Level führen bei mir zu Inverse Ghosting. Hierbei hinterlässt das Ghosting helle statt dunkle Artefakte.
Die Latenz liegt im üblichen Bereich eines Gaming-Monitors. Mit meinem Video Signal Input Lag Tester von Leo Bodnar messe ich 1,7 Millisekunden Verzögerung bei 1080p-Auflösung und 60 Hz.
Erfreulicherweise kommt Backlight Bleeding kaum vor. Beim Backlight Bleeding tritt Licht an den Kanten oder Ecken eines LCD-Bildschirms aus. Das liegt an der Funktionsweise von LCDs: Sie verwenden Licht hinter dem Panel, das auf den Bildschirm gerichtet ist. Das kann bei dunklen Szenen störend sein. Beim Omen 27c hält es sich in Grenzen und wirkt nur störend, wenn du dir OLED-Panels gewöhnt bist. Die sind nicht von Backlight Bleeding betroffen.
Blooming hingegen kommt beim Omen 27c in leichtem Ausmass vor – zumindest bei HDR. Blooming tritt auf, wenn das Licht, das ein kleines Objekt beleuchtet, in die umliegenden Bereiche durchschimmert. Das tritt beim Omen 27c nur bei HDR-Inhalten auf, für die der Monitor Vesa DisplayHDR 400 zertifiziert ist. Damit kann im Film eine kurzzeitige Helligkeitsspitze bis 400 Nits erreicht werden – was eher einen bescheidenen HDR-Effekt bringt. Bei aktiviertem HDR springt ein Local Dimming Feature an, das in verschiedenen Zonen die Helligkeit des Bildes beeinflusst. Dieses vermag nicht vollends zu überzeugen und führt vermutlich wegen zu grossen Zonen zum Blooming.
Alles in allem ist die Gaming-Erfahrung mit dem 27c dennoch gut. Mir gefallen die knackigen Farben, die starke Krümmung vund die hohe Bildwiederholrate.
Sitzt du alleine vor dem Omen 27c, lässt es sich dank der Krümmung fantastisch daran arbeiten. Sobald du aber zu zweit davor sitzt oder etwas von der Seite guckst, sorgen die eher engen Blickwinkel für eine nicht optimale Darstellung.
Der Monitor lässt sich in der Höhe verstellen und neigen. Leider ist es nicht möglich, den Bildschirm zu schwenken. Ein Feature, das ich mir bei einem gekrümmten Monitor wünschen würde. Verarbeitet ist der Monitor hervorragend. Er wackelt nicht und die verwendeten Materialien fühlen sich gut an.
Weiter muss ich den Elefanten im Raum ansprechen: Das Netzteil des Monitors ist extern. Das heisst, dass du einen Smartphone-grossen Klumpen auf dem Pult oder sonst irgendwo liegen hast. Mich stört sowas enorm.
Bei den Anschlüssen liefert der Omen 27c das Nötigste: Je einmal HDMI 2.0 und DisplayPort 1.4. Schade, dass HDMI 2.1 nicht an Bord ist. So musst du auf den DisplayPort-Anschluss zurückgreifen, um von den 240 Hz bei 1440p-Auflösung zu profitieren. Toll ist jedoch, dass zwei USB-A-Ports hinten am Monitor über den 3.2 Gen 2 Standard verfügen. Dadurch sind theoretisch Datenübertragungen von bis zu 10 GBit/s möglich. Abgerundet werden die Anschlüsse durch einen Kopfhöreranschluss.
Bedient wird der Monitor über einen Joystick hinten rechts am Monitorgehäuse. Durch zweimaliges Drücken auf diesen gelangst du ins On-Screen-Display (OSD). Dieses lässt keine Wünsche offen. Es lassen sich diverse Profile auswählen oder alle Farb- und Helligkeitsparameter selbst einstellen. Hinzu kommen Dinge wie Frame-Rate-Anzeige oder das Übersteuern der Reaktionszeit. Alles in Allem wirkt das OSD aufgeräumt und übersichtlich.
Der Omen 27c ist ein guter Gaming-Monitor, der nicht nach Gamer aussieht. Spielst du FPS Games ohne HDR-Feature, kann ich dir den Omen 27c empfehlen.
Schwächen zeigt er bei der HDR-Darstellung mit leichtem Blooming und einem eher schwachen HDR-Effekt. Für den Preis von rund 500 Franken hätte ich mir auch eine DisplayHDR-600-Zertifizierung statt nur der 400er gewünscht. Zudem fehlt mir HDMI 2.1. Willst du von den ganzen Vorzügen des Monitors Gebrauch machen, musst du den DisplayPort-Anschluss verwenden. Mit diesem Preis bewegt sich der Omen 27c dennoch im tieferen Preissegment mit vergleichbaren Monitoren.
Dank der hohen Bildwiederholrate von 240 Hz eignet sich der Monitor vor allem für FPS Games wie «CS:GO», was auch die mittelmässige Auflösung von 1440p erklärt. Für den Büroalltag ist der Monitor aufgrund der Ergonomie nur bedingt geeignet. Er passt, wenn du alleine davor sitzt und ihn nie schwenken musst. Arbeitest du öfters zu zweit davor oder blickst etwas seitlich auf ihn, ist er aufgrund der engen Blickwinkel weniger geeignet.
Der grösste Negativpunkt für mich ist jedoch das externe Netzteil. Mir ist es lieber, wenn dieses im Monitor integriert ist.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.