Produkttest

ZTE Axon M: Was taugt ein faltbares Smartphone?

Das ZTE Axon M soll laut Hersteller eine neue Ära des Smartphones einläuten und den ganzen Markt aufmischen. Das Hands-on in Barcelona aber zeigt, dass es noch einige Iterationen brauchen wird, bevor das faltbare Smartphone wirklich cool ist.

Drüben im Newsfeed zum Mobile World Congress in Barcelona haben Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich gefragt, was ihr denn so wissen wollt. Unter vielen Suggestivfragen nach dem Motto «Warum macht keiner ein Phone genau so, wie ich es will?» ist eine Frage herausgestochen.

  • Hintergrund

    digitec Live @ MWC 2018: Tag 7 – Peace. Out.

    von Dominik Bärlocher

Gibts spannende Foldable und Rollable Studien?
Justin3000

Klar, dass wir Justin3000s Frage nachgehen. Denn wir wissen, dass der chinesische Smartphone-Hersteller ZTE sein Axon M ausstellt. Das Gerät ist längst keine Studie mehr und soll, so der Hersteller, eine neue Ära des Smartphones einläuten. Eines von fast schon lächerlich gross wirkenden Bildschirmen und vor allem das Zeitalter des faltbaren Smartphones.

Das Hands-on aber zeigt: Bis das faltbare Smartphone wirklich nützlich und gut ist, geht es aber noch einen Moment.

Die Idee ist besser als die Ausführung: Das ZTE Axon M

Das ZTE Axon M im Überblick

Schon nach dem ersten Griff nach dem ZTE Axon M wird klar: Das Teil sollte wahrscheinlich nicht im Handel sein. Denn irgendwie fühlt es sich so gar nicht gut an. Auf der linken Seite sind Einbuchtungen für den Power Button und den Lautstärkeregler verbaut und rechts ist da so eine Wulst, die das Scharnier beherbergt.

Schlimmer wird der visuelle und haptische Eindruck beim Aufklappen. Wenn du den hinteren Bildschirm, der im zusammengefalteten Zustand ausgeschaltet ist, aufklappst, dann geht das nur mit etwas ungewohnter Anstrengung. Von der Leichtigkeit in der Bedienung anderer Android Phones ist hier keine Spur.

Das Axon M hat überall merkwürdige Ein- und Ausbuchtungen

Dann das Knacken.

Ich fürchte schon, etwas kaputt gemacht zu haben. Denn wenn der hintere Bildschirm des Axon M in die aufgeklappte Position einrastet, macht das 229 Gramm schwere Gerät ein richtig hässliches Geräusch. Kaputt ist aber glücklicherweise nichts und der zweite Bildschirm erwacht zum Leben.

Dreh das Phone aber bloss nicht um, denn hinten sind überall merkwürdige Ein- und Ausbuchtungen. Das geht gar nicht.

Der Prozessor kommt nicht mit

An all die Hardware-Aspekte könnte ich mich noch gewöhnen. Denn jedes Phone hat sein eigenes Handling und fühlt sich anders an. Das macht bei mir aber viel aus. Das Essential PH-1 mag zwar nie irgendwelche Preise gewinnen, aber jedes Mal, wenn ich es in die Hand nehme, mag ich das Gefühl.

In der Benutzung aber macht das ZTE Axon M keine gute Falle. Vor allem darum, weil der zweite Bildschirm, bei ZTE «Bildschirm B» genannt, viel zu langsam reagiert. Kein Wunder, denn im Phone ist nur ein Snapdragon 821 verbaut. Der hat anderthalb Jahre auf dem Buckel und das spürst du bei aufwändigen Operationen wie dem Berechnen eines neuen Bildschirms oder der Expansion eines bestehenden Screens.

Unten am Hauptbildschirm auf der Phoneseite mit der 20 Megapixel-Kamera – eine Selfie-Cam hat das Axon M nicht – sind im Menü unten wo sonst drei Soft Buttons untergebracht sind, vier virtuelle Knöpfe. Die üblichen drei – Zurück, Home und Alle Apps – und ein vierter mit einem M. Dort kannst du das Verhalten des zweiten Bildschirms bestimmen.

  1. Bildschirm A erweitern
  2. Bildschirm B als zweiten Bildschirm für Multitasking
  3. Bildschirm A klonen
  4. Bildschirm B ausschalten

Der Nutzen der letzten zwei Optionen erschliesst sich mir nicht ganz. Denn wenn ich den zweiten Bildschirm nicht will, dann lasse ich das Phone zugeklappt. Und warum sollte ich den Bildschirm klonen wollen, wenn ich Bildschirm B zugeklappt nicht nutzen kann?

Zum ersten Mal müssen sich Nutzer Gedanken über den mittleren Bezel machen

Die erste Option aber sieht auf den ersten Blick nett aus. Wenn du zwei 5.2-Zoll-Bildschirme nebeneinander hast, macht das schon was her. Ich mache mir Sorgen: Was, wenn ein Bedienelement in der Mitte des Bildschirms zu liegen kommt? Ich weiss aus Erfahrung mit Tablets, Remix OS und einer Vielzahl Smartphones, dass Android sich auf allerlei Bildschirme anpasst. Aber wenn da in der Mitte des Bildschirms eine Bildschirmgrenze ist, also ein zentrierter Bezel, dann müsste Software-Development-seitig irgendwas getan werden, damit die Soft Buttons in der Mitte nicht zerrissen werden.

Die zweite Option ist die wohl nützlichste, so wie sie aktuell ausgeliefert wird. Zwei Bildschirme ermöglichen vernünftiges Multitasking ohne irgendwelche virtuellen Fenster, die nach Ende der Arbeit mühsam weggewurschtelt werden müssen. Das gefällt. So werden auch Texte nicht vom Mittel-Bezel geteilt, denn einen Zeichenumbruch kennt das Axon M nicht. Texte werden mitten im Buchstaben geteilt.

Als Fazit rate ich allen, die sich auf das faltbare Phone freuen, zu warten. Das ZTE Axon M ist zwar technologisch spannend und zeigt, dass der Hersteller unter Umständen einer neuen Phone-Art auf der Spur ist. Aber das Axon M sollte nicht im Handel sein. Es sollte eine Studie sein. Etwas, das an Messen gezeigt wird und das die Inspiration der Hersteller um den Globus anregt. Aber einem Endkunden dürfte es nicht angetan werden.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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