

Wie ehrlich sind wir Menschen? Thnx Tags im Test

Die Welt ist voll ehrlicher Menschen. Das behauptet zumindest Thnx Tags. Das Unternehmen will verlorene Gegenstände dank QR-Code und ehrlichen Finderinnen an ihre Besitzer zurückbringen. Ich hab’s ausprobiert.
Da vergesse ich doch glatt meine SSD mit unersetzlichen Familienfotos auf der Bank einer Tramhaltestelle. Zum Glück kontaktiert mich ein netter Finder eine halbe Stunde später per WhatsApp: Er hat das gute Stück gefunden. Dass er mich überhaupt erreichen konnte, liegt am Thnx-Sticker, den ich aufgeklebt habe.

Zugegeben: Es sind keine unersetzlichen Familienfotos auf der SSD. Ich habe lediglich ein paar Fotos meiner Artikel drauf gepackt. Und vergessen habe ich sie auch nicht, sondern absichtlich liegen lassen. Dasselbe habe ich mit zwei weiteren SSDs – ebenfalls bestickert – an anderen Orten gemacht. Ich wollte herausfinden, wie viele der externen Speichermedien ihren Weg zurück zu mir finden.
Falls du nicht Lesen möchtest, kannst du dir meinen Test hier auch in Videoform anschauen:
Die Welt ist voller ehrlicher Finder…
Obige Behauptung ist der Slogan von Thnx Tags. Das Unternehmen vertreibt Anhänger und Sticker mit QR-Codes. Diese registrierst du in der zugehörigen App (für (iOS und Android). Falls du Dinge mit Sticker oder Anhänger verlierst, können Menschen, die sie finden, den QR-Code scannen und dich kontaktieren. Du entscheidest, wie dies geschieht und welche Informationen du über dich preisgibst.
Für meinen Test hinterlege ich meinen vollen Namen und meine Telefonnummer. Neben der SSD an der Tramhaltestelle lasse ich eine in einer Bäckerei und eine auf einer öffentlichen Toilette liegen. Ich habe vor, zwei Wochen auf Rückmeldungen zu warten. So lange dauert es nicht.
…wenn man sie lässt
Keine halbe Stunde nachdem ich die SSD in der Bäckerei habe liegen lassen, erhalte ich eine Mail, dass der QR-Code gescannt wurde. Eine Telefonnummer ist ebenfalls hinterlegt. Statt anzurufen, hole ich die SSD ab. Ich bin noch in der Gegend.
Die Tramhaltestelle, an der ich eine andere SSD «verloren» habe, ist in der Nähe der Bäckerei. Deshalb will ich nachschauen, ob das Speichermedium noch dort ist. Ist es nicht. Noch während ich aufs Tram warte, erhalte ich eine WhatsApp-Nachricht vom Finder. Er erklärt sich bereit, mir die SSD per Post zu senden. Zwei Tage später habe ich sie im Briefkasten.
Nicht einmal vier Stunden, nachdem ich die SSD auf der Toilette ausgesetzt habe, erhalte ich einen Anruf. Das gute Stück wurde auf dem stillen Örtchen gefunden. In Kürze bin ich wieder im Besitz meines Guts.
Bevor ich die SSDs ausgesetzt habe, habe ich mit dem Programm Crystal Disk Info ausgelesen, wie häufig sie aktiviert wurden. Dadurch kann ich nach Erhalt der Fundstücke überprüfen, ob meine vertraulichen Daten angeschaut wurden. Auch hier kann ich sagen, dass meine Finderinnen und Finder ehrlich sind: Meine Daten wurden nicht angeschaut.
Selbstverständlich ist mein Test nicht repräsentativ. Aber dass es alle drei SSDs innert kurzer Zeit zurück zu mir geschafft haben, stimmt mich positiv. Es gibt anscheinend ehrliche Finderinnen und Finder auf der Welt. Zumindest, wenn man sie lässt.
Titelbild: Kevin Hofer

Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.