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CES Privacy Keynote: Facebook, Apple, Procter & Gamble und die Regierung geben sich die Ehre
von Dominik Bärlocher
WhatsApp will die Verbreitung von Fake News unterbinden. Das Problem: Die Verschlüsselung des Messengers lässt nicht zu, dass Mutterkonzern Facebook deine Messages liest.
Die Kettenbriefe auf WhatsApp sind nervig. Irgendwer hat von irgendwem gehört, dass ein Kollege seiner Schwester auf seinem iPhone eine Message von Bundesberner Agenten bekommen hat. Als er draufgeklickt hat: Alle Daten weg! Schockschwerenot.
Dem will WhatsApp-Mutterkonzern Facebook einen Riegel vorschieben. Das Problem: WhatsApp und Facebook können deine Messages nicht lesen. Nun will Facebook die Zahl an gleichzeitigen Weiterleitungen limitieren, berichtet das Branchenmagazin MobileWorldLive.
WhatsApp hat eine End-to-End Encryption. Sie stammt aus dem Hause Signal und lässt es nicht zu, dass Facebook deine Mitteilungen lesen kann. Das hat noble Gründe und ist der einzig richtige Entscheid für einen Messenger. Facebook will nicht, dass Tür und Tor offen sind für Zensur und Überwachung. Das hat Erin Egan, Chief Privacy Officer bei Facebook, an der CES Las Vegas so festgehalten.
Die Verschlüsselung ist idealistisch vernünftig, kann aber missbraucht werden. Fake News sind nur ein Beispiel dafür. Unverifizierte und verfälschte Informationen können ungesehen verbreitet werden, ohne, dass eine ahndende Instanz intervenieren kann. Es fehlen den Providern des Messengers schlicht die Mittel dazu.
Ohne Verschlüsselung wäre es einfach: Wenn da eine Fake News Story von wegen Berner Bundesagenten, dann könnte Facebook Messages mit «Berner Bundesagenten» entweder automatisch nicht weiterleiten lassen oder mit einer Warnung versehen, dass die Message wahrscheinlich fake ist.
Im Falle einer Zensur der Mitteilung, also dass sie einfach nicht weitergeleitet wird, wäre das Vorgehen Facebooks inakzeptabel. Denn wenn sie «Berner Bundesagenten» zensieren und den Usern nichts mitteilen, was zensieren sie sonst noch?
Im Falle der Warnung wäre das leicht besser, aber auch da bestehen Möglichkeiten für den Missbrauch.
Es ist also absolut vernünftig, dass Facebook nicht in der Lage ist, in den Message-Verkehr einzugreifen. Das macht die Weiterleitungslimite aber etwas schwammig, da du nach wie vor deine Fake News an eine bestimmte Anzahl Leuten weiterleiten kannst. Denn auch die Massenweiterleitungsfunktion – was für ein Wort – kann Facebook nicht einfach abschaffen.
Die erste Linie der Verteidigung und die mit Abstand mächtigste ist aber nicht irgendein Zensurversuch Facebooks oder eine Warnung unter einer Message. Die beste Waffe gegen Fake News bist du selbst. Alles, was du dazu brauchst sind ein paar Fragen und etwa drei Sekunden Zeit zwischen lesen und weiterleiten.
Fake News sind in der Regel einfach zu durchschauen.
So. Fertig. Es gibt übrigens keine «Berner Bundesagenten».
Leser swatlord13 hat auf die Website mimikama.at hingewiesen. Da wird Fact Checking für den deutschen Sprachraum betrieben. Danke!
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.