
Vielsaitig: Die PRS Standard SE 24

Die PRS Standard SE 24 ist eine recht preisgünstige Gitarre, mit der du fast alle Arten von Sounds hinkriegst. Eine Produktvorstellung und ein bisschen Hintergrundwissen, wie der Ton einer E-Gitarre zustande kommt.
Vielleicht weisst du gar nicht, dass wir auch Gitarren anbieten. Die Rubrik Musikinstrumente ist im digitec-Shop recht gut versteckt. Und bis jetzt dominieren da elektronische Tools für elektronische Musik.
Obwohl es bei mir frisuren- und gitarrentechnisch ganz knapp nicht zum Jimi Hendrix gereicht hat, wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mal so ein Ding in die Hände zu nehmen und einen Beitrag darüber zu schreiben. Ein Produkttest ist das hier nicht, aber ich gebe dir etwas Hintergrundwissen, damit du die Gitarre besser einordnen kannst. Denn ich vermute mal, dass du kein Profi-Gitarrist bist, sondern eher jemand, der gerade angefangen hat, sich für das Thema zu interessieren.

Typen von E-Gitarren
E-Gitarren werden in der Regel nach ihrer Bauform in verschiedene Typen eingeteilt. Zum Beispiel Single Cut und Double Cut. Im Vergleich zu einer klassischen akustischen Gitarre haben fast alle E-Gitarren beim Hals einen oder zwei Einschnitte. Die sind dazu da, dass du besser mit der Hand an die obersten Töne des Griffbretts kommst.


Zusätzlich triffst du oft die Unterteilung in ST-Modelle und T-Modelle an. ST ist die Abkürzung für Stratocaster, T für Telecaster. Beide Gitarren wurden von Leo Fender in den 1950er-Jahren entwickelt und werden bis heute in zahllosen Variationen gebaut. Die Stratocaster ist zwar auch eine Double Cut und die Tele eine Single Cut, aber weil diese beiden Bauformen so ikonisch sind, verdienen sie eigene Kategorien. Das heisst, wenn eine Double Cut mehr Ähnlichkeit hat mit einer Stratocaster als mit einer, sagen wir Gibson SG, dann fällt sie in die ST-Kategorie. Genau das trifft auf die hier vorgestellte PRS Standard SE zu.


Auf den Klang haben diese Unterteilungen kaum Einfluss. Darum gibt es weitere Unterscheidungen, etwa ob der Korpus ganz oder teilweise hohl ist («Jazz-Gitarren»). Die bekannteste Semi-hollow-Gitarre ist sicherlich die Gibson ES-335.
Willst du Gitarren nach ihrem Klang unterscheiden, schaust du dir aber am besten die Art und Anzahl Tonabnehmer an.
Der Tonabnehmer macht die Musik
Der Klang einer E-Gitarre hängt von vielen Faktoren ab. Das Wichtigste ist, wie du spielst. Der Verstärker und seine Einstellungen spielen ebenfalls eine grosse Rolle. Aber wenn wir nur die Gitarre für sich allein betrachten, hängt der Sound vor allem von den Tonabnehmern (englisch: Pickups) ab.

Das Foto zeigt einen Tonabnehmer der PRS Standard SE 24. Die meisten Tonabnehmer sind entweder Single-Coil-Pickups oder Humbucker. Single Coils haben nur eine Kupferdrahtspule mit Magnetstiften, Humbucker deren zwei. Sie sind dementsprechend doppelt so breit. Im Bild oben ist ein Humbucker zu sehen, gut zu erkennen an den zwei Spulen (schwarz und gelb) mit je einer Reihe Metallstifte.
Humbucker klingen meist kräftiger, fetter, lauter und haben mehr Bass, dafür aber weniger klar definierte Höhen. Single Coils klingen tendenziell klarer, heller, glockiger.


Die Stratocaster (links) hat in ihrer klassichen Konfiguration drei Single-Coil-Pickups, die Telecaster (rechts) zwei. Es gibt diese Gitarren aber auch mit anderen Tonabnehmern. Beliebt sind zum Beispiel Teles mit zwei Humbuckern oder Strats mit einem Humbucker und zwei Single Coils.
Die Gitarre von PRS hat zwei Humbucker: einer in der Nähe des Gitarrenhalses (englisch: Neck-Pickup), einer in der Nähe des Stegs (englisch: Bridge-Pickup). Das ist eines der häufigsten Tonabnehmer-Layouts. Zum Beispiel haben Gibson-Gitarren und ihre zahlreichen Nachahmer meist zwei Humbucker.
Ein Beispiel für den hellen Klang von Single Coils:
Und hier ein Beispiel für den dunkleren Klang von Humbuckern:
Coil Splitting: Aus Humbucker mach Single Coil
PRS bietet bei ihren Gitarren eine Funktion namens Coil Splitting. Dabei wird beim Humbucker eine der beiden Kupferdrahtspulen deaktiviert, so, dass der Tonabnehmer zu einer Art Single Coil wird. Coil Splitting ist zwar nichts total Aussergewöhnliches, aber es gibt auch viele Gitarren, die das nicht beherrschen.

Die PRS kann es und bietet so ein reiches Spektrum an möglichen Sounds. Humbucker am Steg bietet den fetten und trotzdem recht scharfen Ton, der im Rock so beliebt ist. Single Coil am Steg ist noch etwas schneidender und beim Solieren gut hörbar, auch wenn der Rest der Band Vollgas gibt. Er ist auch für Country-Sounds geeignet. Der Tonabnehmer beim Hals wird im Jazz und Blues sehr häufig verwendet.
Dennoch muss ich klar sagen, dass die PRS trotz Coil Splitting nie genau so klingt, wie eine Telecaster oder eine Stratocaster. Bei der Stratocaster ist das schon deswegen nicht möglich, weil dort Hals- und Mittel-Pickup oder Steg- und Mittel-Pickup gleichzeitig verwendet werden können. Das gibt einen sehr speziellen Sound, der manchmal als Quack-Sound bezeichnet wird. Jimi Hendrix ist ein typisches Beispiel für den Hals-Mitte-Sound, Mark Knopfler (Dire Straits) für den Steg-Mitte-Sound.
Aber erstaunlicherweise kommt die PRS trotzdem ein wenig an den Quack-Sound einer Stratocaster heran. Dazu muss die mittlere Position, die beide Tonabnehmer aktiviert, im Coil-Splitting-Modus verwendet werden. Der Ton im Video ist direkt von der Gitarre aufgenommen, also ohne Gebrauch oder Simulation eines Gitarren-Amps.
Ein guter Startpunkt in die Welt der E-Gitarre
Die PRS Standard SE 24 heisst so, weil das Griffbrett 24 Bünde hat. Das sind genau zwei Oktaven pro Saite. Die Gitarre hat auch eine «Schwester» mit nur 22 Bünden. Der Vorteil bei etwas weniger Bünden ist, dass die Tonabnehmer etwas weiter nach oben platziert werden können, womit der typische Sound des Hals-Pickups etwas ausgeprägter ist.
Egal, ob 22 oder 24 Bünde – die PRS Standard SE ist eine Gitarre mit vielfältigen Klangmöglichkeiten. Dazu noch leicht beispielbar und in Anbetracht des günstigen Preises erstaunlich gut verarbeitet. Absolut zu empfehlen für Einsteiger, die zuerst einmal alles ausprobieren wollen und sollen, bevor sie sich in eine bestimmte Stilrichtung entwickeln.
Übrigens: Das ist der in meinem Video verwendete Übungsverstärker. Der klingt gar nicht so schlecht, wie es seine mickrige Grösse vermuten liesse. Und sein Design ist aufs Wohnzimmer ausgerichtet, im Gegensatz zu fast allen anderen Gitarrenverstärkern.


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.