
Unnötig, aber witzig: Enthusiast programmiert Windows XP für 486er-Prozessor um

Manche Menschen fügen zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört: In einem frickeligen Prozess hat ein Computer-Bastler Windows XP auf einem alten Prozessor aus den Neunzigerjahren zum Laufen gebracht.
Warum sollte man ein beliebtes, aber veraltetes Betriebssystem auf einem beliebten, aber völlig veralteten Computer zum Laufen bringen? Dafür gibt es keine rationalen Gründe – außer Spaß am Basteln. Den hatte der MSFN-User Dietmar aus Deutschland offenbar auch, als er sich in den Kopf setzte, Windows XP auf einem «Shuttle Hot 433»-Mainboard mit 486er-Prozessor zu installieren. Am 20. Mai berichtete Dietmar, dass er seine gemoddete Windows-XP-Version mit Service Pack 3 tatsächlich auf einem System mit 486er-Prozessor zum Laufen gebracht hat. Auch Sound und Netzwerk sollen funktionieren. Der vollständige Bootvorgang dauert, so schreibt er, bei Übertaktung der CPU auf 160 Megahertz 90 Sekunden. Eigentlich taktet die CPU mit 133 Megahertz.
Bereits im März stellte Dietmar im MSFN-Forum sein Projekt anderen Tech-Enthusiasten vor und berichtete von den zahlreichen Problemen, die er lösen musste. Den Leidensweg dieses Prozesses liest du in dem langen Foren-Thread nach. Vorsicht: Es geht sehr nerdig zu. In diesem Thread siehst du die Teilerfolge. So postete Dietmar am 4. Mai einen Zwischenstand:

Quelle: Dietmar im MSFN-Forum
Allerdings liefen zu diesem Zeitpunkt noch keine PCI-to-SATA- oder IDE-Controller.
Zwei Systeme, die nicht zusammengehören
Der 486er-Prozessor gehört zur vierten Generation der x86-CPU von Intel mit 32-Bit-Architektur. Der erste Chip wurde 1989 vorgestellt. Die Prozessorreihe war aufgrund ihrer Schnelligkeit sehr erfolgreich, bis sie 1993 von den ersten Pentium-CPUs abgelöst wurde. AMD stellte in Kooperation mit Intel ein eigenes Modell her und entwickelte den Prozessor noch weiter: 1995 erschien der AMD Am5x86-Prozessor, den Dietmar für sein Windows-XP-Experiment verwendet. Der Prozessor zählt noch zur 486er-Reihe, taktet mit 133 Megahertz aber ein wenig höher als die Am4x86-Prozessoren mit 120 Megahertz.
Windows XP erschien 2001 und erhielt bis 2014 offiziellen Support von Microsoft. Das Betriebssystem war bei Privatanwendern und Unternehmen sehr beliebt. Die Mindestvoraussetzung für die Installationen für die 32-Bit-Version des Programms war ein Pentium-Prozessor mit 233 Megahertz Takt.
Zwischen der Ablösung des 486er-Prozessors und der Einführung von Windows XP liegen mehrere Jahre, in denen die Computertechnik Fortschritte gemacht hat. Die beiden Systeme waren nicht miteinander kompatibel – und mussten es auch nicht sein. Dietmar berichtet, dass die Maschinenbefehle, sogenannte Opcodes, von Windows XP nicht mit dem Prozessor kommunizieren können. Aus diesem Grund war eine Installation zunächst auch nicht möglich.
Aufbau einer gemoddeten Version von Windows XP
Dietmar hat seine Windows-XP-Version seziert und alle Befehle, die nicht funktionierten, für den Prozessor umgeschrieben. Dazu nutzte er auch Feedback und Hilfe aus der Foren-Community. Teilweise musste er Funktionen umgehen oder Emulatoren dafür schreiben. So entstand ein speziell gemoddetes Windows XP, das einen Prozessor unterstützt, der eigentlich weit unter den Mindestvoraussetzungen liegt. Die ISO-Datei für Deutsch und Englisch kannst du dir hier herunterladen – falls du zufällig Windows XP auf deinem alten 486er-Prozessor benötigst.


Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.