
Hintergrund
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von Dominik Bärlocher
Der Mutterkonzern der chinesischen Kurzvideoplattform TikTok kehrt der Wall Street vorerst den Rücken zu. Das, nachdem chinesische Regulatoren Besorgnis über den Schutz chinesischer Daten geäussert hatten.
Der Börsengang des Besitzers der chinesischen Kurzvideoplattform TikTok, Bytedance, wurde vorerst auf Eis gelegt. Das berichtet das Wallstreet Journal. Grund für die Pausierung sind Bedenken aus der regulatorischen Ecke – dieses Mal von Seiten der chinesischen Regierung.
Gemäss dem Wallstreet Journal soll die Entscheidung bereits vergangenen März gefallen sein, nachdem Bytedance-Gründer Zhang Yiming ein Treffen mit der chinesischen Internetaufsichtsbehörde «Cyberspace Administration of China (CAC)» gehabt habe. Dabei haben Vertreter der chinesischen Regierung das Tech-Unternehmen offenbar aufgefordert, vor dem Sprung an die amerikanische Börse zuerst Risiken und Mängel im Bezug auf die Daten ihrer chinesischen Nutzer zu klären.
Zhang Yiming, der vor Kurzem seinen Rücktritt als CEO von Bytedance bekanntgegeben hat, hat diese Aufforderung ernst genommen und wohl deshalb den Börsengang für ungewisse Zeit pausiert.
Dabei standen zuvor alle Ampeln für die IPO-Pläne des chinesischen Unternehmens auf grün. Bei der vergangenen Finanzierungsrunde im Dezember wurde Bytedance auf 180 Milliarden US-Dollar geschätzt. Allein vergangenes Jahr soll der chinesische Tech-Riese 19 Milliarden Bruttogewinn gemacht haben.
Für chinesische Tech-Unternehmen bedeutet der Schritt an die Wall Street nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch Bekanntheit bei internationalen Investoren.
Deshalb sorgt der Rückzieher aus wirtschaftlicher Sicht für Kopfschütteln. Der frühere TikTok CEO, Kevin Mayer, zeigte sich überrascht über die Entscheidung des chinesischen Social Media-Giganten. Doch ein Blick auf das politische Schicksal anderer chinesischen Tech-Unternehmen dürfte eine Erklärung für Yimings Entscheid zum Abbruch des Börsengangs liefern.
So wurde die chinesische Uber-Version Didi Chuxing für deren Entscheid, Ende Juni an die Börse zu gehen, hart von chinesischen Regulatoren gestraft. Nur zwei Tage nach dem Börsengang zettelte die CAC beim Fahrdienstleiter eine Datenuntersuchung an. Das Unternehmen gehe zu lax mit chinesischen Kundendaten um.
Vier Tage später hat die CAC den Download der Didi-App von chinesischen App-Stores ganz gestoppt. In der Folge stürzte die Aktie von Didi Chuxing um 20 Prozent ab.
Wie Tech-Unternehmen mit sensiblen Kundendaten umgehen, ist eine heikle Angelegenheit, die nicht nur chinesische Gesetzgeber beschäftigt. In diesem Fall dürfte aber nicht nur der Datenschutz sondern auch die nationale Sicherheit des Landes eine Rolle gespielt haben.
Wie die amerikanische Regierung will auch die kommunistische Partei von China verhindern, dass Daten von Nutzern aus dem eigenen Land in die Hände des direkten Konkurrenten um die globale Vormachtstellung übergehen. Deshalb wollen chinesische Behörden zuerst sichergehen, dass grosse Tech-Unternehmen keine sensiblen chinesischen Daten in den USA leaken.
Der Börsenrückzieher von Bytedance ist der jüngste Hinweis auf dieses spannungsgeladene Tauziehen zwischen der chinesischen Behörden und privaten Tech-Unternehmen des Landes. Auch vergangene Woche bekam ein chinesisches Tech-Unternehmen aus dem Medizinbereich, LinkDoc, kurz vor Börsengang doch noch kalte Füsse.
Nebst TikTok gehören Bytedance auch weitere Plattformen wie das Nachrichtenportal Toutiao, die chinesische TikTok-Version Douyin oder die chinesische YouTube-Version Xigua Video. Ende 2020 hatte Bytedance 1.9 Milliarden aktive Nutzer im Monat.
«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen.