Produkttest

Surface Book 2 im Test: Ein schwindelerregender Preis für ein geniales Gerät

Philipp Rüegg
15.12.2017

Microsofts multifunktionaler Laptop geht in die zweite Runde. Optisch sieht man beim Surface Book 2 zwar fast keine Veränderung, unter der Haube hat sich aber einiges getan. Wir haben die 13”-Version genauer angeschaut und auch einen Blick auf den grösseren Bruder geworfen, den wir aktuell nur als US-Version haben.

Das erste Surface Book erschien vor zwei Jahren und fühlte sich noch etwas nach Konzept-Produkt an – wenn auch ein sehr beeindruckendes. Der Nachfolger ist äusserlich praktisch identisch. Aber auch wenn man es nicht auf den ersten Blick erkennt, hat Microsoft zahlreiche Verbesserungen vorgenommen – nur leider nicht dort, wo ich es mir gewünscht hätte.

Design/Verarbeitung/Tastatur

Das schlichte, aber äusserst elegante Magnesium-Gehäuse wurde beibehalten, ebenso das ikonische Scharnier. Dadurch lässt sich das Surface Book 2 immer noch nicht vollständig bündig zusammenklappen. Dafür ist es weiterhin ein Tablet und ein vollständiger Laptop in einem. Das Gerät ist besser ausbalanciert als die 2015er-Version und kippt nicht mehr so leicht nach hinten. Etwas top-heavy ist das Surface Book 2 aber immer noch. Im Display steckt ein kompletter PC mit wahlweise einem i5- oder einem i7-Prozessor, bis zu 16 GB RAM und bis zu 1TB SSD und das erst noch ohne Lüfter – zumindest in der 13”-Version. Hier haben die Microsoft-Ingenieure solide Arbeit geleistet.

Neu gibt es das Surface Book auch in 15 Zoll.
Neu gibt es das Surface Book auch in 15 Zoll.

Neu gibt es das Surface Book 2 auch in 15 Zoll. Da es Microsoft noch nicht offiziell in der Schweiz lanciert hat, können wir derzeit nur die US-Version mit US-Tastatur anbieten. Das zwei Zoll grössere Display macht das Gerät zwar noch klobiger und schwerer (1.9kg), dafür lässt sich darauf wesentlich angenehmer arbeiten. Das Display alleine ist erstaunlich leicht für seine Grösse. Der Laptop passt wegen seiner Dicke dafür nur noch ganz knapp ins Laptopfach meines PeakDesign-Rucksacks. Das 13er rutscht dagegen problemlos rein, ist hingegen zu gross für den PeakDesign Sling – die Umhängetasche. Zu den dünnsten Geräten gehören die beiden Surface Book 2 definitiv nicht. Elegant sind sie aber allemal, trotz ihrer dicken Hintern.

Mir persönlich gefällt die kleinere Version definitiv besser. Für mich hätte sie sogar noch kleiner und leichter sein dürfen, aber das kommt wohl erst bei Version 3. Gewicht und Masse sind beim 13”-Modell so gut wie identisch zum Vorgänger. Mit einem Ultrabook kann es in dieser Hinsicht nicht mithalten und auch MacBook sind einiges schlanker.

Der optionale Stift kann auf der linken Seite magnetisch befestigt werden.
Der optionale Stift kann auf der linken Seite magnetisch befestigt werden.

Während die Displays der 13”-Varianten lüfterlos sind, steckt im Tastaturdock immer ein Lüfter, abgesehen von der i5-Variante. Im 15”-Surface-Book ist in allen Kombinationen sowohl im Display als auch im Dock ein Lüfter verbaut. Wirklich laut oder heiss für die Handflächen wird aber auch dieser nicht, selbst als ich gezockt habe.

Das Display kommt wieder im 3:2-Format mit den Auflösungen 3000 x 2000 beziehungsweise 3240 x 2160 Pixel. Die hohe Auflösung sorgt für ein gestochen scharfes Bild und das Touchdisplay reagiert einwandfrei.

Die Tastatur gehört zu den besten, die ich je auf einem Laptop benutzt habe. Schon beim 2015er-Modell wurde sie gelobt, aber Microsoft hat sich damit nicht zufriedengeben. Die Tasten haben einen optimalen Widerstand und mit 1.55 Millimeter eine angenehme Drucklänge. Beim Drücken geben sie ein befriedigendes Klicken von sich. Das Trackpad ist nicht ganz so gross wie beim MacBook Pro, bietet aber ordentlich Platz. Es reagiert präzise und zuverlässig. Beim 15er hätte es fast noch Platz für einen Ziffernblock gehabt, stattdessen gibt es die gleich grosse Tastatur wie beim 13er-Modell.

Die Tastatur ist ein Traum.
Die Tastatur ist ein Traum.

Verbessert hat Microsoft auch die Anschlusssituation. Du kriegst zwei vollwertige USB-3.1, einen USB-C, einen SD-Kartenslot und einen Kopfhöreranschluss. Displayport oder Thunderbolt fehlen hingegen. Auf der Rückseite ist eine 8-Megapixel-Kamera verbaut und auf der Vorderseite eine mit 5 Megapixeln.

Performance und Akku

Im Tastaturdock des Surface Book 2 steckt nicht nur ein zusätzlicher Akku, sondern auch die optionale Nvidia-Grafikkarte. Im kleineren Gerät ist es eine GTX 1050 (2GB RAM) und im grösseren eine GTX 1060 (6 GB RAM). Beide bringen gegenüber der Onboard-Grafikkarte einen ordentlichen Leistungsschub. Mit diesen GPUs kannst du diverse Games in Full HD mit hohen Detaileinstellungen und einer soliden Framerate zocken.

Ein paar Beispiele mit den Intel i7-8650U-Versionen :

GTX 1060:

  • «GTA V», Details sehr hoch, 45fps
  • «Rise of the Tomb Raider», Details sehr hoch, 33fps
  • «Shadow of War», Details Ultra, 32fps

GTX 1050:

  • «Shadow of War», Details Ultra, 11fps
  • «Overwatch», Details Hoch, 80fps auf Epic immerhin noch rund 50fps

Steckt das Display im Tastaturdock, zeigen sich die Akkus in den beiden Geräten von ihrer ausdauerndsten Seite. Microsoft spricht von 17 Stunden, wenn du ein lokales Video abspielst. Das grössere von beiden hat in Vergleichstest von diversen Techblogs etwas besser abgeschnitten als das kleinere. Bei intensiven Arbeiten sollten 6 beziehungsweise knapp 8 Stunden drinliegen.

Ein Alleskönner – besonders mit Stift

Der Stift ist leider nicht inbegriffen.
Der Stift ist leider nicht inbegriffen.

Die grösste Stärke des Surface Book ist und bleibt seine Vielseitigkeit. Du kriegst einerseits einen vollständigen Laptop mit richtiger Tastatur, den du auch auf deinem Schoss benutzen oder mal mit einer Hand an der Tastatur halten kannst. Daneben kannst du aber auch das Display abnehmen und wie ein Tablet benutzen. Nur dass es dabei nichts von seiner Funktionalität verliert. Windows 10 ist deutlich besser geworden in der Benutzung im Tabletformat. Der Wechsel von Desktop zu Tablet und zurück ist fliessend. Nur beim Abdocken des Displays musste ich bei der 15er-Version regelmässig erst verschiedene Tasks beenden, bevor es sich mit einem Klick löste. Darunter Programme wie der Windows Store, der nicht mal geöffnet war und der sich nur über den Taskmanager abschiessen liess. Dieses Problem blieb mir bei der 13er-Version glücklicherweise erspart.

Der flüssige Wechsel von den verschiedenen Benutzungsformen ist eine wahre Freude. Einzig das Gewicht und die Dicke bremsen den Gesamteindruck. Willst du das Surface Book 2 im Tablet-Modus benutzen, solltest du dir unbedingt den Surface Pen anschaffen. Der wird leider nicht mitgeliefert und kostet über 100 Franken extra. Ein stolzes Sümmchen, aber der Stift bietet einen echten Mehrwert. Microsoft hat den Pen tief in Windows 10 implementiert und du kannst mit einem Klick oder einem Doppelklick Apps starten, Screenshots annotieren oder in verschiedene Apps von Hand schreiben. Leider lässt er sich nicht im Display verstauen und magnetisch haftet er nur auf der linken Seite des Displays.

Die Genauigkeit des Stifts hängt stark mit der Software zusammen. Während OneNote von Microsoft extrem präzise und praktisch verzögerungsfrei funktioniert, laggt Google Keep deutlich. Damit macht das Schreiben mit dem Stift keinen Spass. Insgesamt geht aber die Benutzung des Stifts sehr intuitiv von Hand. Es bereitet wirklich Freude, wieder mal von Hand zu schreiben und Dinge zu markieren – wenn es auch anfangs ermüdend ist, falls du es (wie ich) nicht mehr gewöhnt bist.

Fazit: Jetzt muss nur noch der Preis und das Gewicht runter

Ein voll funktionsfähiges Windows 10 Pro in einem relativ dünnen Display unterzubringen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Erst noch, wenn dabei kein Lüfter verbaut wird. Die exzellente Verarbeitung, die Top-Tastatur, die hohe Leistung, der starke Akku und die vielseitige Anwendbarkeit machen das Surface Book 2 zu einem erstaunlichen Stück Hardware. In Kombination mit dem Stift kriegst du hier mehr All-in-One als bei irgendeinem anderen Laptop oder Tablet. Meine einzigen, aber nicht zu unterschätzenden Kritikpunkte betreffen den sehr hohen Preis sowie das Gewicht und die Grösse. Das 15 Zoll kommt für mich überhaupt nicht in Frage, aber hier spielen auch die persönlichen Präferenzen mit. Aber selbst das 13 Zoll gehört immer noch zu den klobigeren Laptops auf dem Markt. Ohne Kompromisse geht es offenbar nicht. Wenn Microsoft das nächste Surface Book in das Gehäuse eines Surface Laptops bringt, dann bin ich definitiv überzeugt.

Hier kommst du zur gesamten Auswahl der Surface Books 2

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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