
Ratgeber
Das sind die Streaming-Highlights im April
von Luca Fontana
Erster Monat des Jahres, erste Streaming-Tipps des Jahres. Ob Netflix, Sky, Disney+ oder Apple TV+: Hier erfährst du, welche Serien und Filme diesen Januar auf den Streaming-Diensten laufen.
Am 1. Januar waren wir morgens zu acht auf meiner Laufstrecke. Gestern noch zu sechst. Heute zu viert. Ich mag Neujahrsvorsätze. Ich hab’ sogar noch mehr davon. Zum Beispiel, sämtliche von mir empfohlenen Streaming-Highlights des Monats zu gucken. Wer schafft’s? Oh, noch ein kleiner Disclaimer: Diese Liste entstand Mitte Dezember, weil selbst ich mal Ferien mache. Falls in der Zwischenzeit neue Releases dazugekommen sind, dann schreib’s unbedingt in die Kommentarspalte.
Interesse? Null. Eigentlich. Aber dann sah ich diesen Trailer. Kehrtwende: Das könnte die grossartigste Marvel-Studios-Serie überhaupt werden. Grosse Worte, ich weiss. Vor allem, nachdem ich schon «Secret Invasion» in den Himmel lobte – noch vor dessen Release. Und wir wissen alle, wie das endete. Zu meiner Verteidigung: Ich bekam damals nur die ersten drei Folgen vorab zu sehen. Die waren noch gut. Was danach folgte, war ein Schlag in die Fresse für jeden Marvel-Fan. Glaubt mir: Ich fühlte mich genauso an der Nase herumgeführt wie ihr.
Aber dieser Trailer – ich bin baff. Erstens, weil die Serie tatsächlich ein R-Rating bekommt. Das entspricht hierzulande einer Altersfreigabe von etwa 16 Jahren. Aus dem Marvel-Universum kannten wir das bis jetzt nur von «Deadpool» und «Logan» – beides keine Produktionen der ansonsten familienfreundlichen Marvel Studios. Vielsagend, dass «Echo» die erste Marvel-Studios-Serie ist, die in den USA auch auf Hulu lanciert wird, Disneys Streamingdienst für erwachsenere Inhalte.
Zweitens, weil ich eigentlich gar nicht so scharf auf dieses Spin-Off war. Wir erinnern uns: Die taubstumme Echo, gespielt von der ebenfalls taubstummen Alaqua Cox, war bei ihrem Debüt in «Hawkeye» zwar ein potenziell grossartiger, aber letztlich doch recht blasser Charakter. Dazu kam, dass der beste Charakter aus Netflix’ «Daredevil» – Wilson «Kingpin» Fisk – total verbraten wurde, weil er nicht so zügellos, schonungslos und brutal sein durfte, wie es seinem eigentlichen Charakter entspricht. Hier aber schon. Und wie. Wie gesagt: R-Rating. Und dass er doch noch lebt, heisst auch, dass die schon in den Comics spannende Verbindung zwischen Echo und Kingpin – in «Hawkeye» innert weniger Folgen enttäuschend abgehandelt – gebührend Platz eingeräumt wird. Also, ja, ich freue mich auf die Serie. Sehr sogar. Auf die Gefahr hin, erneut masslos enttäuscht zu werden.
Start: 9. Januar
Wo: Disney+ (Star)
Runde vier für «True Detective» also. Das ist eine von HBO produzierte Krimi-Anthology-Serie, die von Nic Pizzolatto erdacht und geschrieben wurde. Anthology heisst hier, dass «True Detective» in jeder Staffel eine neue, eigenständige Geschichte erzählt. Eine Mordermittlung, genau gesagt, und sie wird in jeder Staffel von einem neuen Ermittler-Team geführt.
Die erste Staffel etwa spielt in Louisiana und handelt von zwei Detectives, gespielt von Woody Harrelson und Matthew McConaughey, die einen Serienmörder jagen. Die zweite Staffel führt Colin Farrell, Rachel McAdams und Vince Vaughn in eine Geschichte über Korruption und Gewalt in Kalifornien. Die dritte Staffel spielt in Arkansas und handelt von einem ehemaligen Polizisten, Mahershala Ali, der Jahrzehnte damit verbringt, den Mord an einem kleinen Jungen und das Verschwinden von dessen Schwester zu untersuchen.
Die vierte Staffel spielt nun in Alaska während der dunklen Wintermonate. Acht Wissenschaftler, die eine Forschungsstation betreiben, sind spurlos verschwunden. Die Detectives Liz Danvers (Jodie Foster) und Evangeline Navarro (Kali Reis), ehemalige Partnerinnen, die sich vor Jahren wegen eines verpfuschten Falles trennten, tun sich wieder zusammen. Und wenn die vierte Staffel noch immer mit komplexen Charakteren, der düsteren Atmosphäre und mit spannenden philosophischen Themen brilliert, steht uns erneut ein wahres Serien-Highlight bevor.
Start: 15. Januar
Wo: Sky Show mit Entertainment-Pass
«Endlich wieder ein richtig guter Science-Fiction-Film», schrieb ich in meiner Filmkritik Stunden nach der Sichtung. Und dabei bleibe ich. Nein, «The Creator» ist bestimmt nicht der innovativste oder überraschendste Vertreter seiner Gattung. Aber der Film hat sein Herz am rechten Fleck, buchstäblich, und erzählt endlich mal wieder eine eigenständige Geschichte, die auf keinem Roman beruht oder Teil eines cineastischen Comic-Universums ist. Und dann sieht «The Creator» auch noch atemberaubend schön aus – bei Produktionskosten von verhältnismässig spottbilligen 80 Millionen Dollar.
Worum geht’s? In einer zukünftigen Welt, von hochentwickelter künstlicher Intelligenz geprägt, dienen Maschinen der Menschheit. Zumindest, bis ein nuklearer Angriff der Maschinen beinahe ganz Los Angeles zerstört. Die Rache der Menschen? Krieg. Joshua (John David Washington), ein trauernder Ex-Spezialagent, soll dabei nach Neu-Asien reisen, wo die Maschinen ihre letzte Bastion errichtet haben. Dort ist ihr Anführer, «der Schöpfer», gerade dabei, eine gefährliche Geheimwaffe fertigzustellen. Joshua soll nicht nur den Schöpfer zur Strecke bringen, sondern auch seine KI-Waffe zerstören. Nur: Die Waffe entpuppt sich als Kind. Eines, das ein bedrohliches Geheimnis birgt.
Start: 17. Januar
Wo: Disney+ (Star)
In nur einer Stunde quer durch Berlin – oder das Sorgerecht ist für immer verloren! Um zur Geburtstagsparty seiner geliebten Tochter zu gelangen, lässt MMA-Fighter Octavio (Emilio Sakraya) nicht nur einen wichtigen Kampf sausen, sondern legt sich auch mit der Wettmafia an. Die hat nämlich viel Geld darauf gesetzt, dass er seinen nächsten Kampf gewinnt. Geld, das sie zu verlieren droht, sollte er nicht antreten. Ein spektakuläres Rennen gegen die Zeit beginnt.
Jep, der Trailer hat alles, was es braucht, um mich für diese Sorte Film zu begeistern: Flotte Sprüche, coole Musik – und richtig geile Kampf-Choreographien. Ich hätte schwören können, dass Schauspieler Emilio Sakraya in Wahrheit MMA-Kämpfer oder zumindest Stuntman ist. Ist er nicht. Respekt, dass er in dieser Rolle alles andere als gekünstelt wirkt.
Start: 19. Januar
Wo: Netflix
Mal was anderes. Eine spanische Produktion. Und ganz im Stile von Ridley Scotts «Gucci» dreht auch sie sich um einen der einflussreichsten Modeschöpfer aller Zeiten: Cristóbal Balenciaga. 1937 gründete er in Paris sein Mode-Imperium. Schon damals galten seine Kollektionen als richtungsweisend. Zumindest in Spanien, wo er bereits die Elite und Aristokratie eingekleidet hatte.
Ganz anders in Paris, wo die Serie beginnt. Hier setzen vom Volk verehrte, ja geradezu angebetete Namen wie Gabrielle Chanel, Christian Dior und Hubert de Givenchy den Massstab der Haute Couture. Balenciagas Kollektionen hingegen gelten als zu bodenständig für das mondäne Paris, das mittlerweile zur Hauptstadt der Mode aufgestiegen ist. Aber das hält den Mann aus Getaria, Spanien, nicht ab, seinen Stil zu definieren und schliesslich zu einem der bedeutendsten Designer seiner Zeit zu werden – zum «Gralshüter der Eleganz» sogar.
Start: 19. Januar
Wo: Disney+ (Star)
Nun, der Trailer an sich sieht ja schon fantastisch aus. Fast spannender finde ich aber diese eine Ansage darin: «Von den Produzenten von ‹Band of Brothers› und ‹The Pacific›». Hell, yes! Das heisst nämlich, dass sich Steven Spielberg, Tom Hanks und Gary Goetzman wieder zusammentun, um eines der absolut grossartigsten Kriegs-Epen ever abzuliefern.
Falls dir das nichts sagt: Gerade «Band of Brothers» setzte in den frühen 2000er-Jahren neue Massstäbe für TV-Unterhaltung. Besonders für Kriegsfilme. Die damals noch von HBO produzierte Miniserie erzählte nämlich die Geschichte der Easy Company, eine Elitegruppe von Fallschirmjägern, die sich am D-Day verstreut und verloren über der Normandie wiederfinden muss. Dabei kreuzen sie kurz die Wege einer ganz besonderen, kleinen Sucheinheit – jener, die in «Saving Private Ryan» von Tom Hanks geführt wird.
In «Masters of the Air» verfolgen wir hingegen die 100th Bomb Group, eine der gefürchtetsten Fliegereinheiten der Kriegsgeschichte. Zwischen 1942 und 1945 führte sie zahlreiche Bombenangriffe über Nazi-Deutschland aus. Überlebt haben das längst nicht alle Männer der Einheit. Manche wurden abgeschossen. Andere gefangen, verwundet oder getötet. Rund 300 Millionen Dollar haben Spielberg und Co. investiert, um die Schrecken des Krieges zu beschwören. Dazu haben sie eine beeindruckende Schauspiel-Riege um sich versammelt, angeführt von «Elvis»-Star Austin Butler. Das wird sowas von geguckt.
Start: 26. Januar
Wo: Apple TV+
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»