NASA's Goddard Space Flight Center/S. Wiessinger
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Sternexplosion wird am Himmel sichtbar sein

Ein Stern wird kommen: Eine kosmische Explosion in 3000 Lichtjahren Entfernung steht unmittelbar bevor. Sie wird mit blossem Auge am Himmel sichtbar sein.

Die Nova geschieht, weil Material vom Nachbarstern auf die Oberfläche eines Weissen Zwergs (oben) stürzt und dort eine thermonukleare Explosion stattfindet (Illustration). Mit Spannung erwarten Fachleute ein einzigartiges Ereignis: Ein «neuer» Stern erscheint am Himmel – eine Nova. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass eine gigantische Explosion unmittelbar bevorsteht, die auch auf der Erde gut sichtbar sein wird. Mit einer scheinbaren Helligkeit von ungefähr zwei Magnituden wird der Ausbruch am Himmel etwa so hell wie der Polarstern. Vorhersagen kann man das, weil der erwartete Helligkeitsausbruch des als T Coronae Borealis bezeichneten Sternenpaars sich regelmässig im Abstand von einigen Jahrzehnten wiederholt. Zuletzt geschah das im Jahr 1946. Ursache ist, dass nach und nach Gas auf die Oberfläche eines Weissen Zwergs herabregnet. Und irgendwann wird diese Hülle so dicht und schwer, dass in ihr die Kernfusion zündet und einen enormen Lichtblitz hinaus ins Universum sendet.

Die beiden Sterne im Sternbild Nördliche Krone (lateinisch: Corona Borealis), die sich in beinahe 3000 Lichtjahren Entfernung umkreisen, bilden ein ungleiches Paar. Der eine ist ein roter Riesenstern, ein Himmelskörper am Ende seiner Existenz, dessen vergleichsweise kühle Hülle weit ins All hinausreicht. Der andere ist ein heisser, aber sehr kompakter Sternüberrest mit etwa der Masse der Sonne, aber kaum mehr als dem Durchmesser der Erde: ein Weisser Zwerg. Sie umkreisen einander in etwa der Hälfte der Entfernung zwischen Erde und Sonne. Das ist nah genug, dass aus der Hülle des Riesensterns permanent wasserstoffreiches Gas hinüber zu dessen Partner strömt. Das Gas umkreist den Stern in einer flachen Scheibe und fällt nach und nach auf die Oberfläche des Weissen Zwergs. Irgendwann ist die Masse dieser Hülle so gross, dass an ihrer Unterseite Wasserstoff zu Helium fusionieren kann. Die dabei freiwerdende Energie heisst die Hülle auf bis zu 300 Millionen Grad auf, schleudert das Gas ins Weltall und erzeugt einen Lichtblitz, der auf der Erde mit blossem Auge zu sehen ist.

Novae sind keineswegs selten. Solche explosiven Doppelsterne blitzen im Universum dauernd auf. Das Bemerkenswerte an T Coronae Borealis ist, dass das in vergleichsweise kurzen Abständen immer wieder passiert – In den Jahren 1787, 1866 und 1946 blinkte der «Neue Stern» jeweils für kurze Zeit am Nachthimmel auf. Von den letzten beiden Ausbrüchen existieren detaillierte Beobachtungen, die nicht nur Aufschluss über die Natur dieser Explosionen geben, sondern auch eine detaillierte Vorhersage der nächsten Explosion ermöglichen. Das entscheidende Warnzeichen: der Stern wird zuerst zehn Jahre vor dem Ausbruch deutlich heller, und dann direkt vorher über einen Zeitraum von einem Jahr wieder lichtschwächer – bis zur Explosion.

Im Jahr 2015 beobachteten Fachleute, dass T Coronae Borealis tatsächlich heller wurde – genau rechtzeitig, um den ungefähren 80-Jahre-Rhythmus der letzten drei Ausbrüche einzuhalten. Wie erwartet begann die Lichtkurve des Sterns dann in der ersten Jahreshälfte 2023 deutlich abzufallen. Daraus errechnete die Amerikanische Gemeinschaft der Beobachter Veränderlicher Sterne (AAVSO) den Zeitraum von Februar bis August 2024 als wahrscheinlichsten Zeitraum für den Ausbruch. Dieser Zeitraum ist bereits verstrichen, so dass nun niemand mehr einschätzen kann, wann es wirklich soweit ist. Sicher ist jedoch: Ein Stern wird kommen.

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Titelbild: NASA's Goddard Space Flight Center/S. Wiessinger

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