
Hintergrund
Wir bauen einen Streaming-PC, den du gewinnen kannst
von Kevin Hofer
Du willst möglichst viel Leistung auf kleinem Raum? Oder bist du auf der Suche nach einem kompakten Zweitsystem, das deinem Gaming-PC die Streaming-Arbeit abnimmt? Und das Ganze soll nicht zu viel kosten? Einen solchen PC haben wir gebaut.
Kollege Philipp Rüegg ist eifersüchtig. Vor ihm steht ein 10 000-fränkiger Streaming-PC, den er nicht haben kann – denn wir haben ihn verlost. Gerne hätte er auch ein Zweitsystem für seine «digitec plays». Er hat Glück. Wir haben nämlich noch ein AM4-Mainbaord und Ryzen 7 2700X rumliegen, die wir wegen einem Planungsfehler nicht verbauen konnten. Darum baue ich ihm daraus einen dedizierten Streaming-PC.
Phils Anforderungen: Das Teil soll möglichst klein sein. Das passt, da unser übriggebliebenes Mainboard ein Mini-ITX-Formfaktor besitzt. Jetzt brauchen wir ein passendes Gehäuse. Gerne würde ich darin eine AiO-Wasserkühlung verbauen. Obwohl das Gehäuse klein sein soll, muss also noch genügend Platz für einen Radiator vorhanden sein. Nach etwas Suchen finde ich das Gehäuse, das Phil viele schöne Streaming-Momente bescheren wird.
Da ich bereits ein Gehäuse von NZXT gewählt habe, entscheide ich mich auch für eine AiO vom gleichen Hersteller.
Beim Netzteil entscheide ich mich für eines mit 500 Watt Leistung. Da am PC wenig Peripherie angeschlossen wird und wir eine eher schwache Grafikkarte verbauen, sollte das reichen. Falls du ein ähnliches System zum Gamen planst, empfehle ich dir ein 600-W-Netzteil zu verbauen. Eine leistungsfähigere Grafikkarte und mehr angeschlossene Peripherie brauchen etwas mehr Saft.
Alternative Äusserlichkeiten für günstigen Streaming-PC
Wo wir beim Thema Grafikkarte angelangt wären. Für einen dedizierten Streaming-PC brauchst du nur genug Grafikleistung, um ein Betriebssystem laufen zu lassen. Eine On-Chip-Lösung wäre also mehr als ausreichend. Leider hat der Ryzen 7 2700X keine. Deshalb muss ich den einzigen PCI-Express-Slot mit einer Grafikkarte, statt einer internen Streamingkarte, belegen. Das ist in unserem Fall aber nicht so schlimm, da Phil bereits eine externe Streaminkarte hat und mit dieser weiterarbeiten will.
Ich entscheide mich, eine Radeon RX 560 zu verbauen. Damit ist mehr als genug Leistung vorhanden. Falls dein Ziel ein kleiner Wohnzimmer-PC ist, mit dem du auch auf dem Fernseher Gamen kannst, ist diese Karte ausreichend. Damit spielst du neuere AAA-Games in 1080p und mittleren Einstellungen flüssig. Das sollte fürs Wohnzimmer reichen. Willst du noch mehr Leistung, verbaust du eine leistungsfähigere Karte. Grafikkarten bis zu 28 cm Länge (also zB. eine GTX 1080 Ti) passen selbst mit Radiator noch problemlos ins Gehäuse.
Gerne verliere ich noch ein paar Worte zum Prozessor. Der übernimmt beim Streamen die Rechenaufgaben. Der Ryzen 7 2700X ist rein fürs Streamen überdimensioniert. Ein Intel Core i3-8350K sollte auch reichen. Willst du dir das Geld für eine Grafikkarte sparen, planst du am besten mit einem anderen Prozessor. Intel Chips haben immer eine On-Chip-Grafiklösung. Der Ryzen 3 2200G ist eine günstige Alternative zu den Intel Chips. Willst du den PC auch zum Gamen verwenden, kriegst du zurzeit (Stand Anfang November 2018) mit dem Ryzen 7 2700X am meisten Leistung für’s Geld.
Beim RAM verhält es sich ähnlich. Bereits 6 GB sollten theoretisch reichen. Da wir den PC aber nicht nur als dedizierten Streaming-PC planen, sondern ihn auch für Tests verwenden möchten, verbaue ich 16 GB. Willst du tatsächlich nur einen Streaming-PC, musst du auch kein teures Gaming-Mainboard kaufen. Ein simples Mainboard reicht völlig aus.
Für ein reines Streaming-System kannst du beim physischen Speicher auf die gute alte Festplatte setzen. Im von mir gewählten Gehäuse hat es einen Combo 2.5"/3.5"-Schacht. Ich verbaue eine SSD von Kingston, weil wir die noch rumliegen haben.
Alternative Eingeweide für günstigen Streaming-PC
Mit den von mir verbauten Komponenten war der Einbau ein Klacks. Mir gefällt der Aufbau des Gehäuses noch besser als beim Corsair Obsidian 1000D. Das liegt nicht nur daran, dass ich kleine Gehäuse besser finde als grosse. Was NZXT hier auf kleinem Raum anbietet, ist einfach Spitze.
Da wäre erstmal das Kabelmanagement. Die Löcher, um die Kabel auf die Rückseite zu führen, sind perfekt angeordnet. Ich muss keine Kabel quer übers Mainboard ziehen. Das mehrfach gebogene Metallteil ist nicht nur ein Hingucker, sondern hilft beim Verstecken der Verbindungen.
Auch die AiO-Wasserkühlung für die CPU lässt sich sehr einfach verbauen. Muss sie ja auch, da sie von NZXT ist. Ich werde künftig wohl immer eine AiO verbauen. Ees macht einfach Spass und den Unendlichkeitsspiegel finde richtig ich toll.
Meine Freude über den einfachen Einbau wird lediglich von der SSD getrübt. Ich bin kein Freund von RGB. Da wir den Massenspeicher aber noch rumliegen hatten und Phil nicht genug von den bunten Lichterlein kriegen kann, habe ich mich dazu durchgerungen, die HyperX Fury zu verbauen.
Leider ist die SSD ein ziemlicher Fail. Einerseits wird sie aufgrund der verbauten LEDs sehr heiss und andererseits wird der Schriftzug beleuchtet. Das Problem: Damit ich die Kabel nicht quer durch den Vorderteil des Gehäuses ziehen muss, kann ich die SSD nur Kopfüber einbauen. Will heissen: Der Schriftzug ist verkehrt herum.
Da ich im kleinen Gehäuse nicht 24 Lüfter verbauen kann (zum Glück), ist auch das Kabelmanagement auf der Rückseite kein Problem. Auch ich als Kabelmanagement-Unfähiger kriege es einigermassen sauber hin.
Mit dem kleinen Gehäuse mit ITX-Mainboard musst du selbstverständlich auch Abstriche gegenüber einem Midi- oder Big-Tower machen. Da wären die wenigen Anschlüsse. ITX-Mainboards haben nur einen PCI-Slot. Das mussten wir bereits beim Zusammenbau des Streaming-PCs schmerzlich erfahren.
Bei den Anschlüssen musst du noch weitere Konzessionen machen. Das verbaute ITX-Mainboard verfügt nur über einen internen USB-2.0-Anschluss. Ich musste zusätzlich einen internen USB-HUB verbauen, damit ich all das «RGB-Gschmöiss» anschliessen konnte.
Nebst den kleinen Dimensionen gibt es aber auch Positives an ITX-Mainboards. So verfügen die meisten über zwei M.2-Schnittstellen. Und auch kleine Gehäuse wie das NZXT H200i haben genug Slots für SSDs und HDDs. Ein weiterer Vorteil von IXT-Mainboards ist, dass sie in der Regel Wi-Fi integriert haben. Falls du einen Wohnzimmer-PC willst, bist du also von Beginn weg gerüstet.
Selbstverständlich ist auch die Kühlung bei kleinen Gehäusen ein Thema. Du hast weniger Lüfter zur Verfügung, um die Hitze abzutransportieren. Deshalb habe ich auf die AiO gesetzt. Damit entwickelt sich keine grosse Hitze. Aber klar, in kleinen Gehäusen wird's tendenziell heisser als in grossen, weil sich die Wärme schneller staut.
Ein dedizierter Streaming-PC muss nicht teuer sein. Selbstverständlich brauchst du nebst dem PC noch Monitor, Maus und Tastatur. Aber vielleicht hast du noch alte Geräte zuhause rumliegen. Bei der Peripherie kannst du getrost sparen.
Willst du aber einen Game-PC fürs Wohnzimmer, musst du etwas mehr hinblättern. Der fertige PC hat einen Wert von etwas unter 1300 Franken. Damit spielt’s sich im Wohnzimmer recht gut. Nimmst du noch 200 Franken mehr in die Hand für eine bessere Grafikkarte, spielst du aktuelle AAA-Titel problemlos vom Sofa aus. Klar, du kriegst für weniger Geld auch fertige Systeme, die sehen dann aber nicht so cool aus und du kannst nicht sagen, dass du ihn selbst gebaut hast.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.