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Share-online.biz vom Netz genommen

Martin Jud
18.10.2019

Der grösste in Deutschland betriebene Filehoster share-online.biz ist nach einer Razzia down. Ermittelt wird gegen drei Personen deutscher Staatsangehörigkeit. Das Onlineportal hatte sich in der deutschsprachigen Piraten-Szene als Nachfolger von Rapidshare etabliert.

In einer internationalen Razzia wurden am Mittwoch Wohnungen und Geschäftsräume in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden durchsucht und Beweismittel sichergestellt. Die Razzia richtete sich gegen den Filehoster share-online.biz. Dieser hat sich die vergangenen Jahre im deutschsprachigen Raum zur Nummer eins in Sachen Direct Downloads von urheberrechtlich geschütztem Content gemausert. Doch nun ist Schluss damit – auf der Homepage gibt’s nur noch ein Standbild von Staatsanwalt und Polizei.

Umsatz von 50 Millionen Euro

Festnahmen gab es bei der Razzia nicht. Ermittelt wird gegen drei deutsche Männer im Alter von 40, 48 und 54 Jahren. Deren Wohnsitze befinden sich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen-Anhalt – die abgeschalteten Server des Filehosters befanden sich in den Niederlanden und Frankreich. Die Betreiber sollen mit der Plattform zwischen April 2008 und Oktober 2017 einen Umsatz von 50 Millionen Euro gemacht haben. Vorgeworfen wird ihnen die vielfache Beihilfe zur gewerbsmässigen unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke. Die Staatsanwaltschaft spricht als Beispiel von Kinofilmen, Serien, Erotikproduktionen und Musik.

Serverkapazitäten im zweistelligen Petabyte-Bereich

Die deutsche Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) hat bereits 2017 einen Dienstleister beauftragt, der in Folge dessen über acht Millionen Löschaufforderungen an die Betreiber sendete, die sich gegen unlizenzierte Inhalte richteten. Danach hat sich der Betreiber erst kooperativ gezeigt und die Inhalte gelöscht. Bloss sind diese kurz darauf erneut verfügbar gewesen. Auch 2017 folgte ein Strafantrag gegen share-online.biz. Und nun hat die Staatsanwaltschaft die Pforten dicht gemacht und umfangreiche Beweismittel sichergestellt. Gemäss einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln geht es um «unfassbare Datenmengen». Die Serverkapazitäten sollen sich zuletzt im zweistelligen Petabyte-Bereich befunden haben.

Dass mit dem Takedown des Filehosters auch der deutschsprachigen Piraten-Szene an sich ein Riegel geschoben wird, ist eher unwahrscheinlich. Denn der bisherig auf share-online.biz angebotene illegale Content war und ist auch auf anderen Servern respektive bei anderen Filehostern verfügbar. Somit wird es für Piraten lediglich etwas mühsamer, da nicht mehr alles aus einer Quelle bezogen werden kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich erneut ein Filehoster durchsetzt und den Wanderpokal von Rapidshare und Share-online.biz an sich reisst.

In Tauschbörsen wird derweil bereits ausgiebig über einen Nachfolger diskutiert. Ein entsprechender Thread auf boerse.to hat bereits über 600 Beiträge.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.


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