Samsung an der CES: 세로, Nextgen TV, keine Ränder mehr und 49 Zoll für Gamer
Samsung zeigt Bildschirme an der CES 2020. Da ist ein Gamer-Monitor, ein neuer Standard für mögliches 8K-Streaming und dann der Fernseher, der keine Ränder mehr hat. Der Samsung Q950TS ist 15mm dick und hat 99% Bildschirm.
Leser dietmargru hat in der Kommentarspalte zum News Feed der CES 2020 folgenden Kommentar geschriben:
Samsung eröffnet mit einer Pressekonferenz just zu diesem Thema den offiziellen Part der grössten Elektronikmesse der Welt. Die Pressekonferenz der Visual Displays beschäftigt sich nicht nur mit Hardware, denn das ist nicht, was die CES ausmacht. So «Ist neu, kannste kaufen» ist nicht Grund zum Anlass an der CES. An der Messe in Las Vegas geht es mehr um Trends und die Zukunft der Technologie sowie neue Technologiestandards, die besagte Zukunft ausmachen sollen.
Bei Samsung heisst das Nextgen TV, eigentlich NEXTGEN TV, aber das kann ja keiner lesen, wenn ich das durchziehe.
Die Lösung für das 8K-Problem?
In der jüngeren Vergangenheit hat Samsung einige Fernseher veröffentlicht, die Inhalte mit einer Auflösung von bis zu 8K, also 7680 × 4320 Pixel, darstellen können. Cool. Eigentlich. Denn da gibt es ein kleines Problem: 8K ist bandbreitenbedingt nicht salonfähig. Denn eine normale Streaming-Infrastruktur und eine handelsübliche Internetverbindung des Durchschnittschweizers wird kaum in der Lage sein, stabil 8K-Inhalte wiederzugeben, ohne dass das Bild ruckelt. Das AI-Upscaling ist zwar nett, aber irgendwann soll das Format doch voll ausgenutzt werden, nicht? Die ganze Rechnung zu dem Thema hat Redaktor Luca Fontana detailliert aufgeschlüsselt.
Nextgen TV soll das lösen. Die Technologie beschreibt, marketingtechnisch schön formuliert, die Adaptierung des ATSC 3.0 Standards. Dieser vom Advanced Television Systems Committee (ATSC) erarbeitete Standard ist im Detail 52 Seiten lang. Kurz aber so: Mit weniger Last auf die Bandbreite und Hilfe von anderen Systemen im Fernseher soll mehr Bild erzeugt werden. Genau wie auch das neue Audiosystem, das nicht-dreidimensional vertonte Filme in 3D-Ton umwandeln soll, klingt das alles noch sehr abstrakt und so, als ob es zu gut ist, um wahr zu sein. Aber wenn das alles stimmt, dann hat Samsung tatsächlich den Fernsehmarkt gehörig aufgemischt.
Apropos aufmischen: Da ist The Sero.
The Sero, der sich dreht
Der grosse Star der Show ist aber nicht der Q950TS, der noch mehr 8K kann, dafür aber nur 15 Millimeter dick ist. Der Star ist auch nicht 95 Zoll diagonal. Der Star der Show heisst The Sero. Der Sero heisst wohl eigentlich 세로. Das Wort übersetzt sich mit «vertikal», aber je nach Lautschrift halt mit «Selo» statt «Sero». Der Sero ist 43 Zoll diagonal und kann vor allem eines: Er dreht sich.
Der Use Case sieht so aus: Du verbindest dein Handy mit dem Fernseher. Ob das Handy aus dem Hause Samsung stammen muss oder ob ein beliebiges Phone die Funktion ansprechen kann, ist noch unbekannt. Aber ich meine, dass ich jemanden gesehen habe, der sein iPhone X – oder ein späteres Modell — mit dem Gerät verbunden hat. Der Sero hat Zugriff auf den Gyrosensor des Phones. Wenn Sero feststellt, dass ein Videoinhalt im Portraitmodus dargestellt wird, dann dreht er sich und wird von einem querformatigen Gerät zu einem hochformatigen.
Seien es nun Instagram Stories oder Youtube Videos die im Hochformat aufgenommen wurden, der Sero stellt sie dar, ohne dass da schwarze Balken sind. Womit auch schon die Zielgruppe klar wäre. Millennials, die für einmal nicht am Untergang unserer Gesellschaft Schuld sind, da sie Avocado Toast essen.
So banal die Drehung auch klingt, so clever scheint der Sero, selbst wenn die Demonstration auf der Bühne und in der Demo Area nicht so recht funktionieren will. Gut, ich meine auch, dass Menschen wie ich, die versuchen, sich mit dem Sero zu verbinden und so ihre Inhalte einzublenden, nicht helfen. Manchmal sollte ich einfach einen Moment warten. Oder auch nicht, denn Spass macht der Sero.
Dass The Frame neu auch in 75, 50 und 32 Zoll Bilddiagonale kommt und der Serif in 43, 49 und 55 Zoll interessiert dann auch wenig.
Grösser für Gamer
Samsung setzt als einer der letzten grossen Bildschirmhersteller nicht auf OLED. Die Leute mögen Schwarzwerte. In OLED Screens werden die dadurch erreicht dass ein Pixel, der im Bild schwarz sein soll, nicht beleuchtet wird. Den Entscheid Samsungs, nicht auf OLED zu setzen, finden Experten etwas seltsam. Noch seltsamer ist die Tatsache, dass Samsung bei Handys OLED-Technologie verwendet und das so gut macht, dass die Bildschirme seit zwei Jahren zu den besten auf dem Markt gehören.
Stattdessen setzt Samsung auf QLED. Die Technologie unterscheidet sich nicht fundamental von LED Displays, egal, was Samsung uns weismachen will. Da LEDs mit der Reinheit von Farben Mühe haben – vor allem ist da ein Blaustich –, benutzt Samsung Nanopartikel, die das korrigieren. Das Resultat ist ein ordentliches Bild, das halt kein dunkelstes Schwarz hinkriegt.
Gamer sollen nun in Genuss der QLED-Technologie kommen in Form des neuen Samsung Odyssey G9. Mit einer Bildschirmdiagonale von 49 Zoll sind die Bildschirme curved. Die Biegung des Displays aber ist neu: 1000R ist eine Kurvatur, die laut Samsung bisher noch nicht dagewesen ist. Dazu kommt eine Reaktionszeit von einer Millisekunde und eine Serie von Features, die den Stress für das Gamer-Auge reduzieren soll. Die 240Hz Bildwiederholfrequenz werden in einem Seitenverhältnis von 32:9 dargestellt.
Nebst dem Flaggschiff sind da noch die G7-Modelle. Die sind zwar nicht so beeindruckend wie ein 49-Zoll-Monster, machen die G7 Screens mit 32 und 27 Zoll Bilddiagonale doch noch einiges her. Denn im Wesentlichen sind sie nur kleiner als der G9, haben aber grösstenteils dieselben Features.
G9 und G7 sind Nvidia G-Sync-kompatibel und unterstützen AMD Freesync 2. Und auch wenn es komplett pointless ist, die Rückseite eines Screens hübsch zu machen, aber wenn sich ein Konzern dann so Mühe gibt wie Samsung, dann macht das schon was her.
Ränder? Wer braucht schon Ränder?
Dann ist da das grosse Flaggschiff aus dem Hause Samsung: der Q950TS 8K QLED TV. In diesem Abkürzungswirrwarr geht das beeindruckendste an diesem Fernseher verloren. Der Q950TS hat praktisch keine Ränder mehr. Denn 99 Prozent der Vorderseite sind Bildschirm. Den Rahmen um den Screen findest du fast gar nicht.
Dass der 95-Zöller eine Auflösung von 8K liefert erstaunt dann auch nicht mehr. Dazu kommt neues AI Upscaling und eine Serie von neuen Features, die unter anderem die tieferen Integration ins Samsung-Ökosystem erlauben. Noch während der Pressekonferenz erreicht mich eine Mitteilung aus Zürich. Luca Fontana ist noch wach. Es ist weit nach Mitternacht. Die Pressekonferenz aber lässt er sich nicht entgehen. Warum? Weiss er auch nicht, aber als Fernsehredaktor gehört das wohl dazu.
«Hat der Full Area Local Dimming?»
Die Antwort bleibt Samsung schuldig. Denn die Integration und die AI und all das nimmt die Überhand. Die Pressekonferenz plätschert so vor sich hin. Am Ende dann das Urteil aus Zürich:
«Der Q950TS steht und fällt mit dem Full Area Local Dimming. Denn schick aussehen, sauviel kosten und nicht das beste Bild liefern kann der Samsung Frame auch.»
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.