

Rog Strix Scar II: Leistung satt zu fairem Preis

Mit dem Rog Strix Scar II von Asus kriegst du Raytracing nun erstmals auch auf Notebooks. Dank der neuen Grafikkartengeneration überflügelt das Gerät bisherige Gaming-Laptops.
Zum ersten Mal darf ich ein Gamer-Notebook testen und dann gibt’s gleich eins mit einer RTX 2070. Als ich das Scar II von Asus vor mir liegen habe, kann ich es kaum erwarten, das Teil auszuprobieren.

Eine grosse Auswahl an Raytracing-Games existiert auch vier Monate nach dem Launch der GeForce-20-Serie nicht. Von Optionen zu sprechen, ist gar ein Witz. Ausser «Battlefield 5» und der Q2VKPT-Version von «Quake 2» müssen Gamer weiterhin geduldig auf Raytracing-Nachschub warten. Immerhin steht mit «Metro Exodus» das nächste Raytracing-fähige Game um die Ecke. Ich installiere «Battlefield 5» und freue mich auf geniale Lichteffekte. Während das Spiel herunterlädt, hier die wichtigsten Daten zum Scar II:
- Display: 17.3 Zoll IPS in 1080p mit 144 Hz und einer Reaktionszeit von 3 ms
- Prozessor: Intel Core i7-8750H mit sechs Kernen, zwölf Threads, 2.2 GHz Taktfrequenz sowie maximaler TDP von 45 W
- Grafikkarte: GeForce RTX 2070 mit 8 GB GDDR6 Grafikspeicher
- Arbeitsspeicher: 16 GB DDR4-RAM mit der Möglichkeit, auf 32 GB nachzurüsten
- Datenspeicher: 256 GB SSD und 1000 GB HDD
Wer hat sich nur dieses Design ausgedacht?
Nach der Installation öffne ich das Spiel und will Raytracing aktivieren. Ich finde die Option aber nicht. Ach ja, da wäre noch das kleine, aber feine Detail, dass Raytracing erst mit Windows 10 in der Version 1809 läuft. Und diese muss ich erst noch manuell herunterladen. Schade, dass nicht gleich zu Beginn diese Version installiert ist. Jetzt habe ich immerhin Zeit, etwas zum Design des Scar II zu erzählen.

Design ist bekannterweise Geschmacksache. Ich mag’s eher schlicht, weshalb ich das Scar II skeptisch beäuge. In zugeklapptem Zustand geht’s noch. Wie das ganze Notebook besteht die Oberseite aus Kunststoff, hat aber einen gebürsteten Aluminium-Look. Das wäre okay, wenn da nicht das riesige Rog-Logo wäre. Selbstverständlich kommt es mit RGB-Beleuchtung daher. Es schreit förmlich: Schau her, wie toll und gefährlich ich bin.

In aufgeklapptem Zustand kommt’s noch dicker. Als Erstes fallen die transparenten WASD-Tasten auf und, wie sollte es anders sein, die Tastatur verfügt über RGB-Beleuchtung. Beim genaueren Hinschauen sticht heraus, dass der Body optisch diagonal zweigeteilt ist. Die linke Seite ist im Carbon-Look gehalten, während die rechte Hälfte im Camouflage-Look daherkommt. Unterhalb des Displays ist abermals das Rog-Logo aufgedruckt, dieses Mal nicht in RGB-Beleuchtung, dafür stark silbrig spiegelnd. Aber das Scar II wäre kein Gamer-Notebook, wenn jetzt fertig wäre mit RGB-Kitsch. An der Frontseite befindet sich noch eine RGB-Leiste.

Das Ganze wirkt auf mich sehr adoleszent. Das hat sich wohl auch Asus gedacht und das Design immerhin ganz durchgezogen. Die sonst schon wirre Anordnung auf dem Body wird durch die ungleich breiten Tasten des Zahlenblocks, eine unförmige Leertaste – die wohl an einen Waffenlauf erinnern soll – und Status-LEDs, die sich rechts oberhalb der mittig platzierten Lüfterschlitze befinden, noch chaotischer. Wenn ich mir das Teil anschaue, weiss ich wieder, wie ich als Teenager war. Etwas persönlichkeitsgestört, gepaart mit ganz schlechtem Geschmack.
So viel ich am Design zu meckern habe, so sehr kann ich die Anschlüsse loben. Mit drei USB 3.1 Gen1 Type A, einem USB 3.1 Gen 2 Type A und einem USB 3.1 Gen 2 Type C sind mehr als genug Anschlüsse für deine Peripherie vorhanden. Willst du externe Monitore anschliessen, sind noch ein HDMI- sowie ein Mini-Display-Port verbaut. Hinzu kommen ein SD-Kartenslot, ein Klinkenanschluss und ein LAN-Port. Einzig Thunderbolt 3 fehlt.


Bei der drahtlosen Kommunikation setzt Asus auf 802.11ac WLAN und Bluetooth 5.0. Apropos Kommunikation: Die mit 1280 × 720 Pixel auflösende Webcam ist etwas unglücklich unten links am Displayrahmen angebracht.
Battlefield 5 zum Aufwärmen
Jetzt habe ich mich aber genug übers Design ausgelassen und will endlich gamen. Das Windows Update ist durch und ich kann Raytracing aktivieren. Ich erreiche zwischen 35 und 50 fps auf Ultra-Voreinstellungen und 1080p. Setze ich die Settings auf High, sind’s zwischen 45 und 60 fps. Damit kann ich persönlich mehr als gut leben. Ich weiss, vielen ist das eine zu niedrige Framerate für einen Shooter, aber solange es nicht ruckelt, reicht mir das und ich lasse mich zwischendurch gerne erschiessen, während ich mir die Landschaft mit tollen Lichteffekten anschaue. Mit deaktiviertem Raytracing erreichst du auf Ultra zwischen 70 und 80 fps und auf High zwischen 80 und 90 fps. Auch hier mit einer Auflösung von 1080p.
Gewöhnungsbedürftige Tastatur, zuverlässiges Trackpad

Nun bin ich etwas beruhigt, da ich meine Gamerbedürfnisse gestillt habe, und kann etwas zur Haptik schreiben. Das Tippen auf der Tastatur empfinde ich als gewöhnungsbedürftig. Das mag am kurzen Tastenhub von 1.4 Millimetern und der verhältnismässig hohen Betätigungskraft von 71 Gramm liegen. Ich bin mir von meiner Tastatur einen längeren Tastenhub und geringere Betätigungskraft gewohnt. Sie funktioniert aber sehr zuverlässig. Was mir negativ auffällt, sind die schmaleren Tasten beim Nummernblock. Sie liegen sehr eng zusammen, weshalb ich mich immer wieder vertippe.

Das Trackpad ist im Vergleich zu den sonstigen Dimensionen des Geräts sehr knapp bemessen. Mir fällt bei der Benutzung aber nichts Negatives auf. Let’s be honest: Als Gamer wirst du es sowieso nicht häufig verwenden.
Gamer Display
Das 17.3 Zoll-IPS-Display löst in 1920 × 1080 auf, was 127 ppi entspricht. Dank der Bildwiederholrate von 144 Hz gehören Screen-Tearing und Ghosting der Vergangenheit an. Mit der Reaktionszeit von 3 ms kannst du in hitzigen Situationen rechtzeitig reagieren. Toll ist, dass das Display entspiegelt ist.
Das Display habe ich mit unserem X-Rite i1-Display-Colorimeter vermessen. Die sRGB-Farbraumabdeckung von 85 Prozent und die 63 Prozent Adobe-RGB-Farbraumabdeckung sind für ein Gamer-Notebook in Ordnung, führen aber nicht zu Freudenschreien.

Die Helligkeit des Displays mag mit Werten von 309 bis 326 Nits zu überzeugen. Klar, damit ist das Display nicht das Hellste und im Sommer draussen Gamen geht nicht, aber es reicht allemal. Schön ist auch, dass es mit diesen Werten gleichmässig ausgeleuchtet ist.
Wie zu erwarten: Der Akku macht schnell schlapp
Gamer-Notebooks sind nicht für ihre Akkuleistung bekannt. Ich erwarte daher nicht viel vom Scar II. Als Erstes lasse ich den Stresstest HeavyLoad sowie FurMark laufen. Die zwei Programme reizen die Hardware bis an ihre Grenzen aus und der Akku entlädt sich dadurch entsprechend schnell. Auf der höchsten Bildschirmhelligkeit hält der vier Zellen Lithium-Ionen-Akku mit 66 Wh knapp 50 Minuten durch. Das ist zwar ein schlechter Wert, für ein Gaming-Notebook aber nicht erstaunlich. Einmal laden, währenddem das Gerät läuft und ich daran arbeite, dauert rund zwei Stunden.
An dieser Stelle noch eine Bemerkung zu den Emissionen. Wenn die Lüfter voll einsetzen, ist das Scar II nicht zu überhören. Auch im Grossraumbüro waren die Lüfter wahrnehmbar. Es ist aber meiner Erfahrung nach nicht lauter als andere Gaming-Notebooks und wenn du mit Headset spielst, wirst du die Lüfter nicht hören. Eher negativ aufgefallen ist mir jedoch die Hitzeentwicklung. Mit Temperaturen zwischen 70 und 80 Grad ist die Grafikkarte noch im Normbereich. Die CPU hingegen lief meist zwischen 85 und 95 Grad Celsius heiss. Wie sich das auf die Lebensdauer auswirkt, müssen Langzeittests zeigen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese enormen Temperaturen gut für die CPU sind. Gespürt habe ich die hohen Temperaturen auf der Aussenseite jedoch nicht.


Beim YouTube-Dauerstreaming mit 50 Prozent Bildschirmhelligkeit geht dem Scar II bereits nach drei Stunden und 20 Minuten der Saft aus. Auch hier ein schlechtes Ergebnis. Aber eben, ein Gaming-Notebook ist zum Zocken da und nicht zum Arbeiten. Das kannst du zwar auch mit dem Scar II, du solltest dich aber nicht zu weit von der Steckdose entfernen.
Was leistet das Teil?
Der verbaute i7-8750H wurde im zweiten Quartal 2018 veröffentlicht. Er wird im 14-nm-Fertigungsverfahren hergestellt und ist mit 2.2 GHz getaktet. Die maximale Taktfrequenz beträgt 4.1 GHz. Der Sechs-Kerner mit zwölf Threads hat eine TDP von 45 W.
Die verbaute RTX 2070 ist die grosse Neuheit am Scar II. Es handelt sich bei dieser Karte nicht um die Max-Q-Version, die weniger hoch getaktet ist. Im Gegensatz zur Desktop RTX 2070 wurde die Basistaktrate um 14 Prozent reduziert und taktet mit 1215 bis 1440 MHz. Wie bei der Desktopversion sind 8 GB GDDR6 RAM verbaut, die auch gleich takten. Die Karte verfügt über 2304 Shader-Einheiten.

Cinebench R15
Mit Cinebench R15 von Maxon kannst du testen, wie sich dein PC beim Rendern von Cinema-4D-Inhalten schlägt. Prozessoren mit mehr Cores werden hier immer ein besseres Resultat liefern. Falls du Prozessoren mit Cinebench R15 vergleichen möchtest, geht das nur, wenn beide Prozessoren über gleich viele Threads verfügen.
Das Scar II erreicht 89.42 fps im OpenGL und einen Score von 1103 im CPU Benchmark. Beim OpenGL muss sich das Scar II dem MSI GS65 Stealth Thin 8RF-292 und dem Razer Blade 15 Mercury White, die Kollege Martin Jud kürzlich getestet hat, geschlagen geben. Beim CPU Score lässt das Scar II immerhin das Razer mit 912 Punkten hinter sich und performt ähnlich wie das MSI mit 1102. Wieso das neuere Scar II im OpenGL schlechter abschneidet als die beiden älteren Notebooks, kann ich mir nicht erklären. Mal schauen, ob’s bei den anderen Benchmarks ähnlich aussieht.
3DMark Fire Strike
Der Direct X 11 Benchmark Fire Strike rendert in 1080p. Den Benchmark mache ich drei Mal und nehme das beste Ergebnis. Hier erzielt das Scar II 16 279 Punkte. Damit lässt es das Razer Blade 15 Mercury White weit hinter sich. Der Mitstreiter schaffte nur 9 462 Punkte. Das Notebook hat zwar denselben Prozessor verbaut, dafür aber nur eine GTX 1060 Max-Q. Auch das potentere MSI GS65 Stealth Thin 8RF-292 mit GTX 1070 Max-Q Grafikkarte schlägt das Scar II locker. Die Konkurrenz von MSI hat knapp 12 205 Punkte geschafft.
3DMark Time Spy
Im Gegensatz zu Fire Strike läuft der Time Spy Benchmark mit DirectX 12 und wird mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixel gerendert. Ich gehe gleich vor wie beim Fire Strike.
Das Scar II lässt auch hier die Konkurrenz weit hinter sich. Das Teil erreicht einen Score von 6 952. Im Gegensatz dazu hat das MSI gerade mal 4 746 Punkte gemacht und das Razer mit 3 879 einiges weniger. Auch bei diesen Benchmarks läuft das Scar II sehr heiss. Ich habe CPU-Temperaturen um 90 Grad Celsius gemessen.
So spielt es sich mit dem Scar II
Nebst «Battlefield 5» spiele ich noch das Remake von «Resident Evil 2» und «Final Fantasy XV». Auch diese zwei Spiel lassen sich ganz ordentlich spielen. Da «Resident Evil 2» nicht wirklich über vernünftige Presets verfügt, zeige ich dir meine Einstellungen auf dem Bild unten. So lief das Game bei mir mit durchschnittlich 70 fps. Manchmal fiel es kurzzeitig etwas unter 60 fps, lief dann aber wieder wie zuvor. Es kam vor, dass ich Werte jenseits der 90 fps erreichte.

Einiges schlechter läuft «Final Fantasy XV». Auf den höchsten Presets läuft das Spiel nur mit durchschnittlich 35 fps. Zwischendurch sehe ich grosse, störende Ruckler und die Framerate bricht komplett ein. Deshalb stelle ich auf die hohen Presets und deaktiviere alle weiteren Nvidia-Effekte. So läuft das Spiel ruckelfrei mit durchschnittlichen 55 fps. In hektischen Situationen fallen die Frames hie und da auf unter 40, das ist aber eher selten. Auch beim Gamen laufen CPU und dieses Mal auch GPU heiss. In Final Fantasy erhitzten sich beide auf rund 85 Grad Celsius.
Viel Gaming fürs Geld
Das Rog Strix Scar II ist ein Gaming-Powerhouse. In Spielen schlägt es alle bisher von uns getesteten Notebooks um Längen. Und mit knapp 2500 Franken ist es auch noch günstiger als die Konkurrenz von Razer und MSI.
Ist das Scar II also die Kaufempfehlung schlechthin für ein Gaming-Notebook? Zwei Punkte sprechen dagegen. Einerseits ist es das Design. Bekanntlich Geschmacksache, aber für mich in diesem Fall ein Killerkriterium. Wenn’s dir gefällt oder dir das Design egal ist, dann fällt dieser Punkt schon mal weg.
Der zweite Punkt ist die Langlebigkeit. Ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass das Scar II die hohen Temperaturen lange mitmacht. CPU und GPU wurden beim Gamen schnell 85 Grad Celsius oder heisser. Ich habe mir während dem Spielen Sorgen um das Gerät gemacht. Immerhin hat es sich nie von selbst abgestellt. Es scheint die hohen Temperaturen also zumindest in neuem Zustand auszuhalten. Wie sich das aber auf Dauer auf die Komponenten auswirkt, ist fraglich.

Vor allem aus diesem Grund kann ich keine Kaufempfehlung aussprechen. 2500 Franken sind einfach zu viel, um sie vielleicht in Rauch aufgehen zu sehen.
PS: Damit ich nicht einfach nur werweisse, unterziehe ich das Scar II jetzt einem einmonatigen Stresstest. Mal schauen, ob das Gerät dann noch läuft oder ob sich meine Befürchtungen bewahrheiten.


Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.