

Teures, aber schönes Gaming-Vergnügen: Razer Blade 15

Gemäss Razer ist dies der kompakteste 15.6-Zoll-Gaming-Laptop der Welt. Das ist mir im ersten Moment egal, denn ich hab nur Augen für das schicke Design. Razer trumpft aber nicht nur mit Grösse und Design, sondern auch beim Preis. Zu Recht?
Dürfte ich einen Schönheitspreis für ein Gaming-Notebook vergeben, hätte das Razer Blade 15 Mercury White gute Chancen, es ganz oben aufs Treppchen zu schaffen. Aber auch die inneren Werte können sich sehen lassen. Mit einem Intel Core i7 der achten Generation, 16 GB RAM und einer GeForce GTX 1060 Max-Q sollte dem Gaming-Vergnügen nichts im Wege stehen.

Die technischen Daten:
- Intel Core i7-8750H
- Nvidia GeForce GTX 1060 Max-Q
- 16 GB RAM (SO-DIMM, DDR4-2666, 2 x 8 GB Samsung M471A1K43CB1-CTD)
- 512 GB SSD (M.2 2280, PCIe 3.0 x4, Samsung PM981)
- 15.6” Full-HD-IPS-Display mit 144 Hz Bildwiederholfrequenz (entspiegelt)
- Lautsprecher, Mikrofon und 720p-Frontkamera
- Razer Chroma Keyboard mit US-Layout
- Lithium-Polymer-Akku mit 80 Wh
- Windows 10 Home
Design und Anschlüsse: Von wegen «weiss»

Dieses Gaming-Notebook bekommst du normalerweise nicht in der Schweiz. Möchtest du es dennoch, musst du mit dem US-Tastaturlayout vorliebnehmen. Die Standard-Version des Razer Blade hat ein mattschwarzes Design mit grünen USB-Anschlüssen sowie einem grün beleuchteten Razer-Logo. Die hier vorliegende «White Edition» hat schwarze Anschlüsse, ein unbeleuchtetes Logo und soll aus mattweissem Aluminium bestehen. Tut es aber nicht, denn die Farbgebung des Aluminium-Chassis sieht eher nach (mattem) Silber aus, welches sich nicht nur gut anfasst, sondern auch todschick aussieht.


Zugeklappt wirkt das 2 kg wiegende Notebook wie aus einem Guss gefertigt und erinnert mich an den GPD Pocket oder auch etwas an ein MacBook. Wobei das MacBook nicht ganz so schöne runde Ecken aufweist. Doch beim Betrachten der Anschlüsse wird klar, dass wir hier in einer anderen (überteuerten) Liga spielen als Apple. Das 23.5 cm lange, 35.5 cm breite und 1.99 cm hohe Gerät verfügt an der rechten Seite über einmal Thunderbolt 3, einmal USB 3.1 Typ-A, HDMI, Mini DisplayPort und Kensington-Schloss. An der linken Seite sind der Netzanschluss, zwei weitere USB 3.1 Typ-A und ein Klinkenanschluss zu finden. Schade ist, dass Razer keinen Ethernet Port verbaut hat. Möchtest du per Netzwerkkabel ins Internet, musst du dir einen Adapter dazukaufen.
1080p-Display mit 144 Hz

Der Rand des 15.6 Zoll grossen Displays misst seitlich lediglich 5 mm. Oben misst er 1 cm und unten 2.2 cm. Das verbaute IPS-Panel hat eine 1080p-Auflösung, ist entspiegelt und verfügt über eine Bildwiederholfrequenz von 144 Hz. Die Farben wirken knackig und gefallen – auch wenn man auf HDR verzichten muss – vor allem beim Gamen sehr gut. Gemäss techadvisor.co.uk bietet das Panel eine sRGB-Farbraumabdeckung von 99 Prozent. Bei Adobe RGB sind es allerdings nur 76 Prozent, was Grafiker nicht erfreuen dürfte. Mit einem Wert von 275 cd/m² ist das Display nicht das hellste – halb so schlimm , solange die Sonne nicht direkt drauf strahlt.
Chroma Keyboard und grosses Touchpad
Da sich die Lautsprecher des Notebooks direkt neben der Tastatur befinden, muss aus Platzgründen auf einen Zahlenblock verzichtet werden. das ist nicht weiter tragisch bei einem Gaming-Notebook.

Die Chroma-Tastatur kannst du dank der cloud-basierten Konfigurations-Software Synapse 3 nach Belieben in allen Farben leuchten und blinken lassen. Deiner Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Bei Bedarf kann auch jede Taste einzeln eingestellt werden. Die Hintergrundbeleuchtung kommt mit 14 Helligkeitsstufen daher. Beim Tippen fällt als erstes auf, dass die Tasten sehr leise sind. Der Tastenhub beträgt 1.1 mm und du fühlst einen klaren Auslösepunkt. Auch wenn ich anfangs mit dem Zehnfingersystem etwas holprig unterwegs bin, empfinde ich das Tippgefühl nach wenigen Stunden Eingewöhnung als sehr angenehm.
Das grosse Glas-Touchpad misst 13 x 8 cm und reagiert absolut präzise. Es ist nur marginal kleiner als das eines MacBooks. Selbst bei schnellem Rumgewische landet die Maus zielgenau da, wo ich sie haben möchte. Auch Gesten funktionieren stets auf Anhieb. Die integrierten Klicktasten sind ebenfalls sehr leise, benötigen im Vergleich zu anderen Touchpads aber etwas mehr Kraftaufwand, um auszulösen.
Gute Notebook-Lautsprecher

Lautsprecher sind meistens die Achillesferse bei Notebooks. Daher ist es erfrischend, mal ein Gerät mit gutem Klang testen zu dürfen. Wobei gut relativ ist. Denn auch bei Razer fehlt einiges, wenn es darum geht, Bässe richtig knackig wiederzugeben. Dennoch; das Klangbild gefällt mir nicht nur bei den Mitten und Höhen, sondern auch bei den unteren Frequenzen. So macht auch Gamen und Filmeschauen ohne Kopfhörer Spass.
Apropos Kopfhörer: In Sachen Raumklang bekommst du hier nicht nur Windows Sonic, sondern auch Dolby Atmos for Headphones ist vorinstalliert.
Akkuleistung
Razer hat einen Lithium-Polymer-Akku mit 80 Wh verbaut. Das klingt relativ grosszügig, doch bei einem leistungshungrigen Gaming-Notebook kann es nie genügend Power sein, wie auch die folgenden Tests zeigen.
Youtube-Dauerstreaming: Was bringt der Akku in Realität?
Beim Dauerstreaming mit Youtube stelle ich die Helligkeit des Displays auf die mittlere Stufe. Der automatische Shutdown kommt nach 6 Stunden und 1 Minute. Dies ist keine Glanzleistung, doch auch nicht untypisch für ein Gamer-Notebook. So schafft es MSI mit dem GS65 Stealth Thin 8RF-292 und beinahe gleicher Konfiguration (Intel Core i7-8750H, Nvidia GTX 1070 Max-Q, 16 GB RAM, 82 Wh-Akku) auf 6 Stunden und 5 Minuten.
Stresstest mit HeavyLoad und Furmark
Um sämtliche Hardware an die Grenzen zu bringen, lasse ich den Stresstest HeavyLoad sowie FurMark mit höchster Bildschirmhelligkeit gleichzeitig laufen. Der Akku macht nach 57 Minuten schlapp, was keine gute Leistung ist.
Ein Wort zur Lärmemission:
Beim Arbeiten ist das Notebook nicht zu hören. Unter Volllast messe ich von der Sitzposition aus rund 53 Dezibel. Direkt hinter dem Notebook sind's 64. Gemessen habe ich mit einem Huawei-Smartphone.
Ein Tag im Office: Leider nein
Als Ersatz für meinen Office-Laptop taugt das Gaming-Notebook übrigens nicht. Oder nur, wenn du das relativ klobige Netzteil mit dir rumschleppst. Der Akku macht bei Büroarbeiten nach rund 6 Stunden und 30 Minuten schlapp.
CPU
Der Intel Core i7-8750H ist ein performanter mobiler 64-bit Hexa-Core-High-End-Prozessor. Er wurde Anfang 2018 eingeführt und basiert auf der Coffee-Lake-Mikroarchitektur. Hergestellt wird er mit Intels verbessertem 14-nm++-Prozess der dritten Generation.
Der i7-8750H arbeitet mit einer Taktrate von 2.2 GHz und weist einen TDP von 45 W auf. Ausserdem hat er einen Turbo-Boost von bis zu 4.1 GHz. Der Prozessor unterstützt bis zu 64 GB DDR4-2666 RAM (Dual-Channel). Auf dem Chip steckt auch Intels UHD Graphics 630 GPU.
Grafikkarte
Die mobile High-End-GPU Nvidia GeForce GTX 1060 Max-Q basiert auf der Pascal-Architektur. Sie verfügt über 6 GB GDDR5 Video-RAM (Anbindung über 192-Bit-Interface). Sie wird im 16-nm-Verfahren hergestellt und arbeitet mit einer Frequenz von 1063 MHz (Boost bis 1480 MHz). Die Leistungsaufnahme der Karte beträgt 80 Watt. Die Leistung der Karte kann je nach verwendetem Kühlsystem und Gehäuse schwanken.
Performance
Um die Performance zu testen, fahre ich diverse Benchmarks; Cinebench R15, 3DMark Fire Strike und Time Spy sowie den In-Game-Benchmark von «Far Cry 5». Ausserdem zeigt eine Spielrunde «Battlefield V», was in Sachen fps bei einem aktuellen AAA-Titel möglich ist.
Cinebench R15
Mit Cinebench R15 von Maxon kannst du testen, wie sich dein PC beim Rendern von Cinema 4D-Inhalten schlägt. Prozessoren mit mehr Cores werden hier immer ein besseres Resultat liefern. Falls du Prozessoren mit Cinebench R15 vergleichen möchtest, geht das nur, wenn beide Prozessoren über gleich viele Threads verfügen.
So schlägt sich das Razer Blade 15 Mercury White:

Beim Rendern mit OpenGL erreicht das Razer Blade 100.11 fps. Das lässt etwas aufhorchen, denn das MSI GS65 Stealth Thin 8RF-292 mit GeForce GTX 1070 Max-Q erreicht hier 101.05 fps. Irgendwas macht Razer also richtig, wenn mit weniger potenter Hardware dasselbe Ergebnis erreicht werden kann.
Etwas weniger toll ist der CPU-Score von 912 Punkten. Hier bringen sowohl das oben erwähnte MSI-Notebook, wie auch das Asus ROG Zephyrus mit selbem Prozessor mehr Leistung: MSI erreicht 1102 und Asus 1131 Punkte.
3DMark Fire Strike
Mit dem Benchmark Fire Strike von 3DMark können Gaming-PCs getestet und verglichen werden. Gerendert wird in 1080p unter Verwendung von DirectX 11.
Das Razer Blade erreicht 9462 Punkte. Das Resultat kann auf der Herstellerseite eingesehen werden. Zum Vergleich: Mit dem Asus Zenbook Pro und dessen GeForce GTX 1050 liegen bei Fire Strike 5135 Punkte drin. Das MSI GS65 Stealth Thin 8RF-292 mit GeForce GTX 1070 Max-Q erreicht einen Score von 12 205.
3DMark Time Spy
Im Gegensatz zu Fire Strike, läuft der Time Spy Benchmark mit DirectX 12 und wird mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixel gerendert.
Das Razer-Notebook erreicht 3656 Punkte. Das Resultat kannst du dir hier online ansehen. Ein durchschnittliches Gaming-Notebook schneidet bei diesem Benchmark mit 3879 Punkten ab. Das MSI GS65 Stealth Thin 8RF-292 mit GeForce GTX 1070 Max-Q kommt bei diesem Benchmark übrigens auf 4746 Punkte.
In-Game-Benchmark «Far Cry 5»
Bei «Far Cry 5» wiederspiegelt der Benchmark nur bedingt eine echte Spielpartie, da hier schnelle Wendungen fehlen. Die Grafik-Qualität stelle ich auf die höchst mögliche Stufe bei 1080p-Auflösung.

Die erreichten durchschnittlichen 61 fps sind ein sehr gutes Resultat. Um erneut den Vergleich zum MSI-Notebook mit GTX 1070 Max-Q zu ziehen; dieses erreicht mit selbigen Qualitätseinstellungen im Schnitt 62 fps. Mit dem Zenbook Pro (GTX 1050) liegen bei selber Qualität lediglich 42 fps drin.
«Battlefield V»
Vorweg möchte ich festhalten, dass die Tastatur während dem Gamen auch einen guten Handwärmer abgibt. Direkt hinter der Tastatur wird das Gerät relativ heiss. Du kannst es zwar gerade noch anfassen, ohne dich zu verbrennen. Doch viel fehlt nicht, um damit auch eine Rösti mit Spiegelei braten zu können.
Für einmal überlasse ich den schönen Teil meiner Arbeit Kollege Raphael Knecht. Er legt sich beim Zocken von «Battlefield V» mächtig ins Zeug und jubelt bei jedem Headshot wie ein Weltmeister.

Natürlich ist es alleine mit dem Gamen nicht gemacht und so muss Raphael doch auch etwas arbeiten. Hier die Resultate – das bringt das Razer Blade mit 1080p-Auflösung und 144 Hz in Sachen fps:
Grafikqualität | Durchschnittliche fps | Minimale fps | Maximale fps |
---|---|---|---|
Ultra | 65 fps | 55 fps | 70 fps |
Hoch | 75 fps | 65 fps | 80 fps |
Mittel | 90 fps | 80 fps | 105 fps |
Niedrig | 100 fps | 95 fps | 125 fps |
Nicht schlecht. Du kannst also getrost aktuelle Titel in bester Qualität mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixel spielen.
Fazit: Schön, potent, doch zu teuer
Razer macht bei diesem Notebook beinahe alles richtig und liefert ein wunderschönes Produkt ab. Obschon hier «nur» eine Nvidia GeForce GTX 1060 Max-Q verbaut wurde, legt das Blade 15 Mercury White eine ähnlich gute Gaming-Performance hin, wie es andere Notebooks mit GTX 1070 Max-Q erreichen (siehe MSI GS65 Stealth Thin 8RF-292). Der verbaute i7-Prozessor der achten Generation sollte in Kombination mit den 16 GB RAM für die kommenden Jahre ohne Probleme ausreichen. Zumindest für alles abseits des Gaming-Bereichs, denn da könnte sich dank neuer Grafikkarten-Generation und Raytracing bald einiges bewegen.
In Anbetracht dessen, dass bereits erste Notebooks mit Raytracing-fähigen Grafikkarten in den Startlöchern stehen, würde ich vom Kauf abraten. Oder zumindest dazu raten, erst abzuwarten. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Preis für dieses Notebook die kommenden Wochen respektive Monate sinken wird.
Falls du nicht so lange warten kannst, solltest du lediglich bedenken, dass der Akku bei diesem Laptop keine Glanzleistungen erbringt. Doch welches Gaming-Notebook hält schon länger als ein bis zwei Stunden beim Zocken durch?


Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.