Produkttest

Porsche Design Mate RS: Warum kann ein Phone 2000 Franken kosten?

Wenn du ein Smartphone kaufst, dann kommt irgendwann die Frage nach Preis und Leistung. Was aber, wenn dieser Gedanke nicht kommt? Lohnt sich dann ein Phone für 2000 Franken? Und was kriegst du dafür?

Es ist das wohl teuerste Smartphone der Geschichte. Sogar das iPhone X muss sich zu Redaktionsschluss mit seinen 1297 Franken in die relative Billigecke verziehen. Das Porsche Design Mate RS kostet aktuell 1999 Franken, aber dafür kriegst du wenigstens einen gratis Wireless Charger, auch im Porsche Design.

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    von Dominik Bärlocher

Seit ich das Teil in Paris zum ersten Mal gesehen habe, bin ich viel darüber gefragt worden. Hier ein kleiner Abriss:

  • «Häh?»
  • «Was?»
  • «Warum?»
  • «Nein, echt jetzt, warum?»

Zeit, den Fragen auf den Grund zu gehen. Vor allem letztere Frage ist spannend.

Die Hardware, die wir von woanders kennen

Bei der genauen Untersuchung des Phones – zweitausend Stutz Smartphone rechtfertigen das – fällt sehr schnell auf, dass die Hardware des Phones zwar neu ist, aber nicht direkt neu neu. Das Huawei P20 Pro hat beinahe identische Specs. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Huawei hat bereits in der Vergangenheit mit Porsche Design gemeinsame Sache gemacht und Phones im «exklusiven Design» veröffentlicht.

Darum erwartet dich unter der Haube des Mate RS ein Kirin 970 System-on-a-Chip (SoC), drei Kameras und ein Amoled-Bildschirm. So im Groben war es das aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten zum P20 Pro, was aber nicht heisst, dass die Unterschiede einen signifikanten Mehrwert im täglichen Gebrauch bringen. Denn das SoC und der Bildschirm dominieren die Funktionsweise und die Handhabung des Phones. Die Unterschiede liegen im Detail.

Huawei P20 Pro (128 GB, Black, 6.10", Dual SIM, 40 Mpx, 4G)
Smartphone

Huawei P20 Pro

128 GB, Black, 6.10", Dual SIM, 40 Mpx, 4G

Porsche Design Huawei Mate RS + Wireless Charger
Smartphone

Porsche Design Huawei Mate RS + Wireless Charger

Huawei Porsche Design Mate RS (256 GB, Black, 6", Dual SIM, 40 Mpx, 4G)
Smartphone

Huawei Porsche Design Mate RS

256 GB, Black, 6", Dual SIM, 40 Mpx, 4G

Porsche Design Huawei Mate RS + Wireless Charger

Porsche Design Huawei Mate RS + Wireless Charger

Das P20 Pro hat kein Dolby Atmos, das Mate RS schon. Das heisst, dass der Klang aus den verbauten Lautsprechern im Phone etwas satter klingt und etwas lauter schallt. Den optischen Zoom in der Kamera, der das P20 Pro laut Tech Specs nicht hat, wirst du im Alltag nicht bemerken. Ist zwar ein nettes Feature und einer der Trends im laufenden Smartphone-Jahr, aber ein Killerargument für den Smartphone-Kauf ist es nicht. Was ein optischer Zoom aber ist, ist eine technologische Meisterleistung. Denn in einem Smartphone haben Ingenieure nur sehr wenig Platz um komplexere, mechanische Linsen und Bauteile zu verbauen. Daher gibt der Smartphone Fan in mir hier ein Lob, der User aber sieht nicht wirklich einen Mehrwert.

Das Mate RS hat 256 GB interner Speicher. Das hingegen merkst du im Alltag indem du es nicht merkst. Du hast mehr oder weniger unendlich Speicher. Gut, die 128 GB des P20 Pro sind auch recht grosszügig im Zeitalter Spotifys und Youtubes, in dem Videos und Musik nicht mehr zwingend auf dem Gerät gespeichert werden müssen. Im Wesentlichen sind die 256 GB Fotos vorbehalten. Angenommen, du nimmst die Bilder im 4:3-Format auf und du willst den ganzen internen Speicher für Bilder aufwenden. Dann kannst du 128 000 Fotos auf dem Gerät speichern.

Weiter hat das Porsche Phone einen Annäherungssensor verbaut. Wozu der gut sein soll, kann ich dir im Moment nicht sagen. Nicht, weil ich Geheimnisse habe, sondern weil ich in der Benutzung beim besten Willen nicht wirklich feststellen konnte, was der Sensor tut oder tun soll.

Der grösste Unterschied ist der, dass das P20 Pro einen Notch hat und das Porsche Design Mate RS nicht. Dazu ist die Bildschirmauflösung leicht höher. Das Mate RS stellt Inhalte mit 2880x1440 Pixel dar und das P20 Pro 2240x1080 Pixel. Das ist wohl der Grund, weshalb die grossartige Akkuleistung hier etwas schwächelt. Ich habe nach einem Tag Heavy Use nach wie vor etwa 20 Prozent Akku, aber das P20 Pro fällt selten unter die 50-Prozent-Marke.

So weit die Details, die das Mate RS vom P20 Pro unterscheiden. In der täglichen Performance machen die ganzen kleinen Upgrades keinen grossen Unterschied zum P20 Pro. Und selbst wenn du einen grossartigen Unterschied bemerkst, dann ist das keine 1120 Franken wert. Denn ein P20 Pro kostet dich 879 Franken, das Mate RS zu Redaktionsschluss 1999 Stutz. Für den Preis kannst du dir 2.27 P20 Pros kaufen.

Darum auch: Wenn du ein Review des Phones erwartest, dann kannst du das Review des P20 Pro lesen. Denn das Teil setzt neue Standards in Punkto Mobiltelefonie. Das Mate RS unterscheidet sich nur geringfügig vom P20 Pro in der Benutzung.

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    von Dominik Bärlocher

Einzig das Wireless Charging ist ziemlich cool. Ich habe das Phone im Alltag meist irgendwo vor mir liegen und wenn ich es auf den runden Charger lege – natürlich mit Porsche Design Logo –, dann macht mir der Akku nie Sorgen.

Der Fingerprint Scanner unter dem Glas

Das Porsche Design Mate RS ist eines der ersten Phones, das einen Fingerprint Scanner unter dem Glas des Bildschirms verbaut hat. Das Fazit: Er funktioniert, aber…

Damit das obige Argument Sinn ergibt, müssen wir die Technologie hinter dem Glas genauer betrachten. Denn die unterscheidet sich grundsätzlich von der Technologie, die den Fingerprint Scanner in der Mitte der Rückseite des Phones betreibt. Das fällt dir spätestens dann auf, wenn du das Phone einrichtest. Denn der hintere Fingerabdruck kann nicht für den vorderen Scanner verwendet werden. Das wohl deshalb, weil der Scanner vorne von einem optischen Sensor betrieben wird. Das heisst, dass der Sensor unter dem Glas im Wesentlichen eine Kamera ist. Sie nimmt ein Bild deines Fingers auf und gleicht das dann mit dem Komposit des Fingers ab, das du beim Einrichten des Phones dem Gerät als Referenz übergeben hast.

Auf der anderen Seite, hinten, findest du die selbe Technologie, die du in praktisch jedem Phone findest. Der kapazitive Sensor liest, stark vereinfacht ausgesprochen, die elektronischen Signale deines Fingers aus und stellt den Fingerprint so her. Der kapazitive Abdruck kann nicht in einen optischen umgewandelt werden und andersrum geht auch nicht. Darum musst du das zweimal einrichten.

Nach dem Einrichten des vorderen Scanners zeigt sich auch, weshalb das Mate RS den Annäherungssensor braucht. Das Feature ist gut versteckt, aber fällt dann auf, wenn du anfängst, mit dem Scanner zu spielen. Im Normalfall siehst du auf dem Lockscreen die Uhrzeit, das Datum und den Akkustand. Wenn du aber näher als etwa fünf Zentimeter ans Phone kommst, dann leuchtet das Icon des Fingerprint Scanners unter dem Glas auf. Wenn du den Sensor berührst, dann leuchtet er grell hellblau, wohl damit der Fingerabdruck auf dem Glas möglichst gut belichtet ist.

Das Problem mit dem Scanner: Er ist extrem langsam. Es dauert etwa eine Sekunde, bis der Fingerabdruck unter dem Glas analysiert und verarbeitet ist und der Bildschirm sich entsperrt. Der hintere Scanner kriegt das selbe in unter einer Zehntelsekunde hin. Zum Glück hat das Teil auch noch Face Unlock.

Erstaunlich ist das dahingehend, dass Porsche Design, ein Design-Studio, das auf Geschwindigkeit und Performance setzt, sich auf eine bekannt langsame Technologie verlässt. Denn es ist nicht so, als ob es keine Alternative geben würde. Und es ist nicht so, dass diese Alternative besonders neu ist. Anno 2015 hat Qualcomm, Hersteller der Snapdragon SoCs, den Ultraschall-Sensor vorgestellt.

Dass Huawei, ein Unternehmen, das auf die eigene Plattform – die Kirin-Serie – setzt, Zugang zu dieser Technologie hat, beweist das Honor 10. Das von der Tochter Huaweis hergestellte Phone hat einen Ultraschall-Sensor auf der Vorderseite verbaut. Warum also nicht die Premium-Version des Premium-Phones mit Premium-Technologie ausstatten?

Apropos, kleines lustiges Experiment am Rande: Wenn du herausfinden willst, ob dein Fingerprint Scanner mit Ultraschall betrieben wird, dann kannst du das ganz einfach im Alltag testen. Such dir einen Hund, den du kennst und hol dir die Erlaubnis des Besitzers. Dann gibst du dem Hund ein Leckerli. Das ist wichtig. Dann hältst du das Phone in Kopfnähe des Tiers und entsperrst es, während du auf die Ohren schaust. Hunde hören Ultraschall und reagieren in der Regel gut darauf, da es im Alltag nur wenig Ultraschalltöne gibt.

Trotz allem: Der Scanner unter dem Glas funktioniert. Da die Technologie aber im Kontext von Phones noch neu ist, sind wir noch lange nicht am Ende des Developments angekommen. Aber als Proof of Concept, als Beweis, dass der Scanner unter dem Glas funktioniert, dient das Mate RS.

Ein Blick auf den schwarzen Block

Sind wir ehrlich, beim Porsche Design Mate RS geht es nicht um die technologischen Features. Oder wenn, dann nur am Rande. Sämtliche Funktionalität kannst du auch für etwas unter der Hälfte des Preises haben, dazu noch bessere Akkuleistung. Beim Porsche Design Mate RS geht es nur um eines: das Design.

Das Design-Studio aus dem österreichischen Zell am See hat das P20 Pro genau angesehen und dann Design um die Funktionalität gebaut. Da das P20 Pro vom Designstandpunkt her irgendwo zwischen «beliebig» und «altbacken» einzuordnen ist, hat Porsche Design die ganze Hülle ersetzt. Die Kameras sind nicht mehr wie beim iPhone in einer Ecke angebracht, sondern in der Mitte. Kein Notch mehr und auch sonst scheint die Design-Stossrichtung «eleganter schwarzer Block» gewesen zu sein.

Stein des Anstosses: Der Logotype unten

Das funktioniert. Wenn du das Phone vor dir liegen hast, oder auf dem Wireless Charger und du siehst im Wesentlichen einen schwarzen Block, der ganz aus Glas gefertigt scheint. Einzig stört mich der Logotype unten am Phone. Wenn der Schriftzug da unten nicht wäre, dann wäre die ganze Front leer bis auf die Uhrzeit in der Porsche Design Font namens SK Porsche. So hast du unten einen Schriftzug, der im Kontext des ganzen Designs fast schon vulgär und lieblos draufgeklatscht wirkt. Es musste wohl einfach noch einen Reminder vorne drauf haben, der dich daran erinnert, dass du ein Porsche Design Phone hast.

Hier muss ich schnell eine persönliche Randnotiz einschieben: Ich bin ein grosser Fan Porsche Designs. Selbst wenn die offizielle Site des Design-Studios einen besseren Texter für englische Texte finden könnte – ich kann unsere in-house Übersetzerinnen Jessica Johnson-Ferguson und Eva Francis sowie ihre externen Partnerinnen Jules Graham und Megan Onions empfehlen –, die Designs auf der Seite gefallen mir extrem gut. Klare Linien, keine Schnörkel, kein Firlefanz. Einfach nur schlicht und schön. Darum gehe ich mit dem Design recht hart ins Gericht.

Dafür ist die Hinterseite aber ein Volltreffer. Drei Kameralinsen in der Mitte, darunter ein Fingerprint Scanner und weiter unten das Porsche Design Logo. Klar, ich könnte auf den Leica-Schriftzug und das Huawei-Logo unten sowie die ganzen CE-Labels und Recycling- und Copyright-Textli verzichten, aber das Hauptdesign ist so ein klares Statement, dass die Dinge nur dann auffallen, wenn du sie suchst.

Was das Phone wirklich ist

Gut, das Phone ist höchst performant dank Huawei P20 Pro Hardware und sieht schick aus dank Porsche Design. Aber darum geht es beim Porsche Design Mate RS nicht. Das Phone ist vor allem eines: ein Statement.

Ein Smartphone ist in der heutigen Welt weit mehr als nur ein Gerät, das du mit dir herumträgst. Das geht von der Wahl der Plattform – der idiotische Kampf zwischen iOS- und Android-Fans geht wohl nie zu Ende – bis hin zur Wahl des Phones. Billig, teuer? Sportlich, edel? Lange Akkulebenszeit, grosser Bildschirm? Für jeden Geschmack gibt es ein Phone. Bisher ist das Premium-Segment, so für die Business-Frauen und -Männer, deren Hemden mehr kosten, als manch einer im Monat verdient, etwas vernachlässigt worden. Das ist die Kerbe, in die Porsche Design schlägt.

Hier müssen wir mal schnell umdenken: Die meisten meiner Leser, so wie ich euch wahrnehme, sind Tech Geeks und Sucher von neuen Phones. Was aber, wenn die Frage nach Preis und Leistung irrelevant ist? Was, wenn du dir etwas Luxus fernab aller wirtschaftlichen und praktischen Überlegungen gönnen willst? Was, wenn du ein Statement machen willst, wenn du beim Apéro Riche in einem edlen Lokal deine Freunde, Kollegen und Networking Buddies beeindrucken willst?

Willst du dann mit einem iPhone X ein Statement machen, das jeder Teenie macht, der etwas clever wirtschaftet?

Wirklich?

Darum gibt es das Porsche Design Mate RS. Es ist ein Phone, das in die Tasche deines massgeschneiderten Anzugs passt. Es ist ein Phone, das auf deinem Massivholzpult im Eckbüro gut aussieht, wenn es auf dem Wireless Charger liegt. Es sieht verdammt gut aus, wenn du es hältst oder damit telefonierst. Es ist ein Phone für Liebhaber, für Angeber und für solche, die sich bewusst für es entscheiden. Es suggeriert Reichtum, Stil und Exklusivität. Und das gelingt dem Phone auf ganzer Linie.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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