
Hintergrund
WhatsApp ist tot: Wenn deine liebste App zur Datenkrake wird und die Alternativen
von Dominik Bärlocher
Dem Hickhack um WhatsApp sei Dank – der Schweizer Messenger-Anbieter Threema gewinnt an Fahrt. Für den kostenpflichtigen Service gibt es laut Gründer inzwischen mehr als 10 Millionen Nutzerinnen und Nutzer.
Freude herrscht in Pfäffikon (SZ). Dort hat Threema seinen Sitz, das Unternehmen hinter der gleichnamigen Chat-App. Wie Martin Blatter, einer der drei Gründer, jetzt dem Wirtschaftsmagazin Bilanz sagte, steigt die Zahl der Downloads der App rapide.
«Wir haben fast das Fünffache der täglichen Downloads verzeichnet», sagt Blatter gegenüber Bilanz. Die Grenze von zehn Millionen Usern werde gerade überschritten.
Threema profitiert dabei von den Verschärfungen der Nutzungsbedingungen des Branchenführers WhatsApp. Seit Anfang Jahr versucht der zu Facebook gehörende Anbieter seine Nutzerinnen und Nutzer zum Akzeptieren neuer Regeln zu bringen. Diese würden unter anderem einen stärkeren Austausch von Daten zwischen WhatsApp und Facebook ermöglichen. Welche Daten konkret wo und wie fliessen sowie genutzt werden, macht WhatsApp auf einer Info-Seite öffentlich, allerdings ist diese gut versteckt.
Klar ist, dass die Diskussion um Datenschutz und Nutzungsbedingungen WhatsApp nicht nutzt. User, denen die Sicherheit ihrer persönlichen Daten wichtig ist, und die diese Daten nicht bedingungslos und kostenlos als Handelsware an den Facebook-Konzern abgeben wollen, suchen nach Alternativen. Die gibt es inzwischen, wie Kollege Dominik Bärlocher hier erklärt.
Die Anbieter von Chat-Apps kommunizieren selten, wie viele Nutzerinnen und Nutzer sie haben. Für Signal, ein Messenger-Service einer gemeinnützigen Stiftung, gehen Schätzungen von derzeit 40 Millionen Usern aus. Signal ist kostenlos, während Threema einmal drei Franken / Euro kostet. Umso beachtlicher sind die zehn Millionen Nutzer, die jetzt erreicht worden sind.
Im Vergleich zu WhatsApp sind das allerdings Peanuts. Weltweit sollen über zwei Milliarden Menschen die App nutzen. Der Facebook-Konzern wird ziemlich kühl kalkulieren, wie viel Verlust einige Millionen abwandernder User voraussichtlich verursachen. Und wie viel mehr Gewinn sich aus den Daten der Leute generieren lässt, die einfach zu bequem sind, zu alternativen Messenger-Diensten zu wechseln.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.