

Meine Tipps + Tricks für die Studiofotografie

Gerade bei diesem unberechenbaren Wetter bietet sich die Studiofotografie perfekt an. Egal ob du schon im Studio fotografiert hast oder dich gar nicht auskennst – ich habe jede Menge Tipps + Tricks für dich.
Keep it simple
Es braucht eigentlich gar nicht viel, um im Studio schöne Bilder zu bekommen. Blitz, Transmitter, Softbox oder Lichtformer und ein passender Hintergrund. Schon kannst du loslegen. Du weisst nicht, wovon ich rede? Keine Sorge, nach diesem Artikel weisst du Bescheid.

Weniger Licht ist mehr
Schon mit nur einem einzigen Licht kannst du sehr viel machen. Es braucht keine 17 Blitze, um ausdrucksstarke Portraits zu schiessen. Du musst nur wissen, wie und wo die Lichtquelle positioniert wird. Das Titelbild wurde mit nur einem einzigen Blitz geschossen. Lichtformer war der Walimex Beautydish (mit Haube), an dem Elinchrome One mit 100 Watt. Ausgelöst wurde es mit dem Elinchrom-Skyport-Transmitter.
Super sind auch die in der Schweiz entwickelten Broncolor Studioblitze.
Nicht gleich alles auf einmal
Bei einem Shooting versuchen viele am Anfang ganz unterschiedliche Aufnahmen zu machen. Auf dem Boden, hinter dem Sofa, im Kopfstand... Planung ist das A und O! Natürlich wollen die Leute verschiedene Bilder haben. Jedoch musst du aufpassen, denn jedes mal musst du die Lichter neu positionieren und kalibrieren. Das bedeutet für dich zu Beginn Stress pur! Beschränke dich auf ein bis zwei Szenen/Location/Settings. Lieber investierst du mehr Zeit in ein Setting und holst das Maximum heraus, als dass du zu viele unterschiedliche Sachen ausprobierst und am Schluss alles nur mittelmässig ist. Natürlich will man gleich alles auf einmal machen, aber ich rate dir, mach es nicht. Für dich und das Model wird es sich lohnen. Tipp: Wenn du vorher die Lichtwerte, Einstellungen und Positionen mit dem Model vorbereitest und übst, geht alles viel schneller. Je besser und genauer du vorbereitet bist, desto mehr Settings und Posen kannst du ausprobieren. Übung macht logischerweise auch hier den Meister.
Models, die keine sind
Nicht jeder kennt Models. Ganz einfach: Bruder, Schwester, Mami, Onkel, Freunde ... Perfekt für den Anfang! Die Atmosphäre ist entspannter und man kennt die Person schon. Wer noch nicht viel Erfahrung hat, wie man Anweisungen gibt, kann am Anfang einfach erst mal beobachten. Sobald du weisst, wie sich die Person bewegt oder sich in Pose setzt, kannst du mit dem Dirigieren anfangen. Du hast eine konkrete Idee vor Augen? Unbedingt zeigen! Klar, man macht sich selber zum Affen, aber dies kann auch Spannungen lösen. Für Portraits einen Spiegel benutzen: Setz Dich zusammen mit dem Model vor einen Spiegel und zeige, was Du meinst. So sieht das Model gleichzeitig, wie es bei ihr/ihm aussieht.
Details
Achtet auf alle kleinen Details: Haare im Gesicht, verschmiertes Make-Up, Wimper auf der Haut und... Doppelkinn!!! Ihr wollt ja nicht, dass euer Model mit Jabba dem Hutten in Verbindung gebracht wird. Hier eignet sich ein kleiner Tipp vom Headshotmaster Peter Hurley The Jawline: Das Gesicht (die Stirn) ganz leicht zur Kamera bewegen. Genau.. schnell zum Spiegel rennen und anschauen wie das Doppelkinn verschwindet. Wenn ihr ein Model mit leicht geöffnetem Mund haben wollt, sagt ihr/ihm nicht «Mund leicht aufmachen». Versucht es mit «Durch den Mund atmen». Es wirkt natürlicher und der Mund ist nicht angespannt.
Sanfte Bewegungen und Mimik
Konzentriert euch bei Headshots auf die Mimik. Befolgt den Tipp mit dem Spiegel. Alleine eine leichte Drehung des Kopfes auf eine Seite und ein Blick in die Kamera kann alles verändern. Die Augen ganz leicht zusammenkneifen und ein leichtes Neigen bewirkt Wunder. Peter Hurley (ja, ich weiss, der schon wieder) nennt es The Squinch. Versucht es mal selbst vor dem Spiegel und macht nur ganz kleine Änderungen an Eurer Haltung und Mimik. Na los, ich warte ...

Die Perspektive
Wenn etwas mehr Platz vorhanden ist, wieso nicht ein kleines Set zusammenstellen? Stell einen Sessel in die Ecke. Einen kleinen Tisch daneben und simuliere mit Vorhängen Tages- oder Nachtlicht. Ein Hauptlicht und ein zweites mit einer Softbox hinter dem Vorhang. Schon ist es dir egal, ob es draussen regnet oder die Sonne scheint. Bei Regen würde ich Portraits am Fenster schiessen, damit man das trübe Wetter und die Regentropfen einfangen kann. Gibt einen coolen Effekt.

Dein Abstand zum Motiv
Eine Softbox, Octabox oder ein Beautydish bringt dir nichts, wenn er zu weit entfernt ist. Man braucht mehr Power und die Schatten werden dadurch noch härter. Studioblitze haben praktisch immer eine Lampe (Einstelllicht). Experimentiere damit und achten darauf, wie sich die Distanz vom Blitz zum Motiv auf Licht und Schatten auswirkt.
Die Distanz zum Hintergrund
Platz spielt eine wichtige Rolle. Trotzdem kannst du in einem kleineren Raum gute Bilder schiessen. Glücklicherweise gibt es für jede Grösse und jedes Budget etwas. Weisser Stoff oder Vorhang kann als Hintergrund benutzt werden. Wer es lieber dunkler mag, kann mit genug Platz den Hintergrund völlig schwarz gestalten. Das Model so weit weg wie nur möglich von der Wand platzieren und nichts Reflektierendes oder Weisses im Hintergrund. Der Lichtabfall des Blitzes sorgt dann für den Rest. Immer erst die Kamera so einstellen, dass der Hintergrund Schwarz ist. Ist das der Fall, kann der Blitz eingestellt werden. Hier gilt auch wieder: Licht sollte recht nah an das Model ran (logischerweise sollte es nicht mehr auf dem Bild sichtbar sein) und nichts in der Umgebung belichten.

Der beste Hintergrund
Meiner Meinung nach ist der ideale Hintergrund für zuhause grau! Warum? Grau kann mit etwas mehr Licht zu Weiss belichtet werden. Ok, dafür brauchst du noch +/-2 Blitze. (Aber immer noch keine 17.) Mit weniger Licht und etwas Abstand wird der Hintergrund schwarz. Aber auch Grau hat seinen Charme und mit Farbfolien kann ein grauer Hintergrund schnell mit Rot, Grün oder einer Mischung von Blau und Rot zur Geltung gebracht werden.

Grauer Stoffhintergrund, ohne Hintergrundsystem
Hintergrundsystem
Hintergrundkit für Papierhintergründe
Preiswerte Farbfolien – so färbst du deinen Hintergrund
Reflektoren
Was machen Reflektoren? Na, reflektieren, Mr. Obvious! Silber für mehr Pepp und Kontrast, Weiss für weicheres Licht und Gold für mehr Wärme. Perfekt, um Schatten aufzuhellen, ohne einen weiteren Blitz einzusetzen. (Natürlich auch für Tageslicht geeignet, aber das ist hier nicht das Thema). Augenringe haben wir alle mal. Wenn nicht, Kudos! Diese und Falten lassen sich mit einem Reflektor mindern und man wirkt frischer. Keine Windmaschine, aber einen Helfer? Lasst euren Helfer den Reflektor etwas auf und ab schwingen, um Wind zu erzeugen. Okay, ein Ventilator geht auch, aber bei einem langen Shooting sind trockene Augen vorprogrammiert. Nicht nur für Bastelfreaks: Styroporplatten aus dem Baumarkt. Habe ich auch zuhause. Grosse weisse Platten, die man an der Seite aufstellen kann, um das Blitzlicht zu reflektieren. Du kannst die Platten auch mit Alufolie bekleben.
Was ich mir kaufen will: Den Ein gebogener Reflektor. Er erleuchtet das Gesicht komplett, hellt den Hals auf (bye bye Doppelkinn) und in den Augen siehst du die spezielle, gebogene Reflektion. Das macht den Reflektor so interessant. Ich würde mal sagen, das Bild spricht für sich!
Bonus-Tipp
Youtube! Suche nach den grösseren Biltzherstellern, du wirst nicht enttäuscht sein. Sie haben viele Tutorials zum Einsatz von Studioblitzen und Lichtformern. Hier meine Highlights: Broncolor / Elinchrom / Profoto / Bowens / Westcott / Lastolite Lasst euch inspirieren, klaut die Idee und passt diese auf euren Stil und Geschmack an.
Du hast weitere Tipps? Schreibe sie in die Kommentare oder stell Fragen, ich antworte gerne!
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In der Schule habe ich Fotos analog entwickelt und als 20-Jähriger meine erste Spiegelreflex gekauft. Von MFT bis Mittelformat standen bei mir schon viele Kameras zur Auswahl. Mein G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome) konnte ich heilen und jetzt helfe ich jedem, damit er oder sie die perfekte Kamera findet.