Michelle Brändle
Produkttest

Mehr brauchen die wenigsten: Lenovo Idea Tab Pro im Test

Was wie ein unspektakuläres Tablet wirkt, entpuppt sich als gute Balance aus Preis und Leistung. Für die tägliche Unterhaltung, Notizen und Spielereien liefert das Lenovo Idea Tab Pro alles, was es braucht.

Das Lenovo Idea Tab Pro macht auf den ersten Blick einen unscheinbaren Eindruck. Seine wahre Stärke offenbart sich jedoch genau dort, wo etablierte Mitbewerber Schwächen zeigen. Suchst du ein preiswertes Gesamtpaket für Entertainment, Notizen und leichte Office-Aufgaben, könnte das Lenovo eine passende Wahl für dich sein.

Display und Design: solide, aber nicht aussergewöhnlich

Mit einer Grösse von 18,91 cm × 29,2 cm × 0,7 cm ist das Lenovo Idea Tab Pro so gross wie ein DIN-A4-Blatt. Es bringt 620 Gramm auf die Waage – und liegt damit relativ schwer in der Hand.

Das 12,7-Zoll grosse LCD-Display hat eine Auflösung von 2944 × 1840. Es bietet zwar nicht ganz so tiefe Schwarzwerte wie OLED, aber dennoch gestochen scharfe Bilder und gute Kontraste. Die Bildwiederholrate beträgt bis zu 144 Hertz. Um den Akku zu entlasten, kannst du die Rate auf 60 Hertz einstellen, beispielsweise zum Lesen reicht das vollkommen.

Beim Design macht Lenovo keine waghalsigen Experimente. Im Gegenteil: Das einzig auffällige Merkmal am dunkelgrauen Tablet ist die rückseitige Kamera. Sie wird von einem viereckigen Glaselement umrahmt.

Das nahezu einzige Design-Element: der Kamerabuckel.
Das nahezu einzige Design-Element: der Kamerabuckel.

Neben der Kamera befindet sich ein dezentes Streifenmuster, das rein dekorativ zu sein scheint und ein magnetischer Bereich, der mit einem kleinen Stylus-Symbol gekennzeichnet ist. Hier kann der mitgelieferte Lenovo Tab Pen Plus magnetisch am Tablet befestigt werden.

Mit der IP-52-Zertifizierung hat Lenovo das Tablet erfolgreich auf den Schutz vor Staub und Tropfwasser getestet. Deshalb würde ich es nicht zur Unterhaltung mit in die Badewanne nehmen. Ganz wasserdichte Tablets findest etwa du bei Samsungs Galaxy-S-Serie.

Hardware: Mittelklasse-Chip mit genügend Power für den Alltag

Ausgestattet mit dem MediaTek Dimensity 8300-Prozessor und acht Gigabyte Arbeitsspeicher bietet das Lenovo Idea Tab Pro eine gute Leistung. Auch grafikintensive Titel wie Infinity Nikki sehen schick aus. Allerdings merke ich zwischendurch – gerade bei den Zwischensequenzen – starke Ruckler. Das hohe Gewicht und die Grösse machen die Touchscreen-Steuerung unhandlich. Das beeinträchtigt das Gameplay.

Grafiklastige Games wie Infinity Nikki ruckeln leider etwas oft, auch wenn sie schick aussehen.
Grafiklastige Games wie Infinity Nikki ruckeln leider etwas oft, auch wenn sie schick aussehen.

Im Vergleich zu anderen Mittelklasse-Geräten schneidet der Chip in den Benchmarks mit Geekbench 6 sehr gut ab. Das Samsung Galaxy Tab S10 FE liegt im gleichen Preissegment, bringt mit Samsungs Exynos 1580 allerdings weniger Leistung als mein Testgerät. Das Lenovo Tab P12, mit dem Vorgänger-Chip MediaTek Dimensity 7050, wird ganz abgehängt.

Dank Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.3 verbinde ich das Tablet zuverlässig und rasch mit Internet und Kopfhörern. Habe ich Zweiteres gerade nicht zur Hand, erfüllen die vier Lautsprecher ihren Zweck erstaunlich gut. Für ein Tablet hat das Tab Pro ordentlich Wumms. Offenbar hat sich die Zusammenarbeit mit JBL gelohnt.

Mit der 13-Megapixel-Kamera auf der Rückseite kann ich Dokumente abfotografieren oder auch einmal einen Foto schiessen. Für mehr reicht es nicht, ein Tablet muss da aber auch keine Meisterleistungen erbringen. Für Video-Calls steht mir zusätzlich eine 8-MP-Frontkamera zur Verfügung.

Speichern kann ich meine Fotos, Dokumente und Apps auf dem internen Speicher von 256 Gigabyte. Brauche ich mehr, setze ich eine microSD-Karte ein.

Für die nötige Ausdauer sorgt ein 10200-mAh-Akku. Dieser hält in meinem Test mit PCMark 8:17 Stunden. Der Benchmark simuliert den Alltag mit Videoschnitt, Fotos bearbeiten und Dokumente erstellen. Die Laufzeit ist nicht überragend, aber in Ordnung. Allerdings hole ich auch im Modus mit begrenzter Bildwiederholrate (bis 60 Hertz) nur 15 Minuten mehr raus. Den entleerten Akku lade ich mit bis zu 45 Watt und Schnellladefunktion in rund einer Stunde auf. Dafür brauche ich ein eigenes Netzteil, im Lieferumfang befindet sich lediglich ein USB-C-Kabel.

An der Unterseite des Tablets befinden sich drei Pogo-Pins für Zubehör. Diese ermöglichen es beispielsweise, eine Lenovo-Tastatur zu befestigen, die sich beim Bundle des Tablets im Lieferumfang befindet.

Den Tab Pen Plus packt Lenovo auch bei der reinen Tablet-Ausführung dazu. Der Stift erkennt auch feine Druckabstufungen und hat einen Button. Verbinde ich ihn via Bluetooth mit dem Tablet, kann ich den Button auch als Fernbedienung nutzen, zum Beispiel um die Kamera auszulösen.

Dank Druckerkennung kann ich mit dem Lenovo Tab Pen Plus super zeichnen und schreiben.
Dank Druckerkennung kann ich mit dem Lenovo Tab Pen Plus super zeichnen und schreiben.

Den Stift befestige ich magnetisch auf der Tabletrückseite. Das finde ich keine sinnvolle Lösung. Wenn ich das Idea Tab Pro hinlegen will, muss ich den Stift entfernen. Auch lädt der Stift nicht an der Rückseite sondern separat via USB-C-Kabel. Glücklicherweise hat der Stylus eine Laufzeit von 150 Stunden im Standby. So musste ich ihn während meines Tests nicht ein einziges Mal laden.

Software: nützliche Funktionen und ungeliebte Zugaben

Das Lenovo Idea Tab Pro wird mit Android 14 ausgeliefert. Leider fällt die vorinstallierte Software-Menge, auch bekannt als Bloatware, negativ auf. Obwohl der Einrichtungsprozess eine Auswahlmöglichkeit für zu installierende Apps bietet und ich alle abwähle, finde ich dennoch eine Reihe unnötiger Anwendungen auf dem Gerät.

Geht’s noch? So viel Bloatware ist schlichtweg unnötig.
Geht’s noch? So viel Bloatware ist schlichtweg unnötig.

In puncto Software-Updates bietet Lenovo zwei Jahre Android- und vier Jahre Sicherheitsupdates. Dies ist ein solider, wenngleich nicht überragender Zeitraum für Tablets. Im Vergleich dazu ist Konkurrent Samsung mit sieben Jahren Sicherheitspatches und mindestens fünf Android-Versionen deutlich grosszügiger und setzt hier einen höheren Standard.

Positiv hervorzuheben ist der immersive Lesemodus. Dieser ermöglicht es, PDFs oder E-Books in Schwarz-Weiss oder mit reduziertem Blaulichtanteil darzustellen, was die Augen gerade abends schont und das Lesen auf dem LCD-Bildschirm angenehmer macht.

Zum Lesen bietet Lenovo in der Software einige Einstellungen, wie den Schwarz-Weiss-Modus.
Zum Lesen bietet Lenovo in der Software einige Einstellungen, wie den Schwarz-Weiss-Modus.

Lenovos «Smart Connect»-Funktion bietet die Möglichkeit, das Tablet als zweiten Bildschirm für einen PC zu nutzen – sei es zur Spiegelung, als Erweiterung oder zum Streamen von Inhalten. Während das Streaming von Videos oder Präsentationen vom Tablet auf den PC gut funktioniert, ist die Anpassung der Anzeige beim Erweitern des Desktops verbesserungswürdig. Hier können Auflösungsunterschiede zwischen PC und Tablet zu Darstellungsproblemen führen. Der Dateiaustausch zwischen den Geräten via «Smart Connect» funktioniert hingegen reibungslos.

Gute Unterhaltung: Videos und Notizen machen Freude

Richtig viel Spass macht auf dem Lenovo Idea Tab Pro das Streamen von Videos. Das Displayformat, etwas länger als DIN-A4, eignet sich bestens für Filme: kaum schwarze Balken oben und unten. Ansonsten beglückt mich Lenovo mit einem scharfen Bild und knalligen Farben. Einzig die Bildschirmhelligkeit dürfte höher sein. Mit 400 Nits bin ich drinnen gut ausgerüstet, draussen bei Sonnenschein ist es dann doch zu wenig hell, gerade bei dunklen Szenen.

Videos sehen auf dem LCD-Screen wunderbar aus und der Ton macht ordentlich etwas her.
Videos sehen auf dem LCD-Screen wunderbar aus und der Ton macht ordentlich etwas her.

Dank des mitgelieferten Stylus bin ich auch bestens ausgerüstet für Notizen und Kritzeleien. Der Lenovo Tab Pen Plus liegt leicht und gut in der Hand. Er erkennt feine Druckabstufungen und sogar Neigung. So kann ich das Tablet auch als digitales Zeichenbrett nutzen. Über den Modus für einen geteilten Bildschirm kann ich beispielsweise gut ein Youtube-Tutorial zum Thema Porträt laufen lassen und gleich auf einer Zeichen-App mitkritzeln.

Zeichnen und gleichzeitig ein Tutorial dazu laufen lassen: für das Idea Tab Pro kein Problem.
Zeichnen und gleichzeitig ein Tutorial dazu laufen lassen: für das Idea Tab Pro kein Problem.

Fazit

Gut und günstig mit einigen Abstrichen

Das Lenovo Idea Tab Pro entpuppt sich als ein Tablet, das eine gute Balance zwischen Preis und Leistung bietet und für die meisten Alltagsanwendungen ausreicht. Es überzeugt mit einem scharfen Display, guter Hardware-Performance und praktischem Zubehör. Du erhältst das Idea Tab Pro auch als Gesamtpaket mit Hülle und Tastatur zu einem angemessenenanegmessenen Preis.

Zum Zocken grafiklastiger Spiele eignet es sich nicht. Es liegt zudem ziemlich schwer in der Hand. Die Update-Politik ist mittelmässig im Vergleich zu Samsung. Der PC-Modus hat noch Luft nach oben und die Bildschirmhelligkeit reicht nur für Indoor-Szenarien. Sieh es am ehesten als günstiges Unterhaltungsgerät mit der Möglichkeit, auch Office-Anwendungen und Notizprogramme nutzen zu können.

Sind dir längere Updatezeiträume, ein kleineres Display und weniger Gewicht im Gepäck wichtig, wäre das Samsung Galaxy Tab S10 FE eher etwas für dich. Es kostet aktuell knapp 100 Franken oder Euro mehr.

Pro

  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • genug Performance für Office-Anwendungen und Unterhaltung
  • Stift inklusive, auch mit Tastatur und Hülle erhältlich

Contra

  • liegt schwer in der Hand
  • kurze Update-Zeiträume
  • mittelmässige Helligkeit
Lenovo Idea Tab Pro (nur WLAN, 12.70", 256 GB, Luna Grey)
Tablet
CHF340.–

Lenovo Idea Tab Pro

nur WLAN, 12.70", 256 GB, Luna Grey

Titelbild: Michelle Brändle

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


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