
Kurz erklärt: 8bit vs. 10bit oder teure Systemkamera gegen Smartphone

Das LG V30 kann 10bit Video. Als Video Producer musste ich das unbedingt ausprobieren. Was es mit 10bit auf sich hat und wie sich diese gegen unsere viel teureren Sony-Kameras schlagen, erfährst du hier.
Die Anzahl Farben, die eine Kamera aufzeichnet, wird in der sogenannten Bittiefe gemessen. Der Standard der meisten Kameras, wie auch unserer Sony A7s II, derzeit ist 8bit und zeichnet 16.7 Millionen Farben auf. Neu kommen immer mehr Kameras auf den Markt, die 10bit hinkriegen. Mit dem LG V30 ist auch erstmals ein Smartphone mit dem Feature erhältlich. Höchste Zeit also, die Bittiefen zu erklären.
Die Bittiefe, mit der Videos aufgezeichnet werden, macht vorwiegend in der Post Production der Clips sehr viel aus. In einem mit 10bit aufgezeichneten Video sind viel mehr Informationen vorhanden als in einem 8bit-File. Um genau zu sein, kann ein 8bit Bild 256 (2^8) Farbtöne pro Farbkanal (Grün, Rot, Blau) anzeigen. 10bit kann 1024 (2^10) Farbtöne. Aber jetzt alles langsam und der Reihe nach.

Ein Frame in einem Video besteht immer aus drei Farben: Rot, Grün und Blau. In der Fachsprache wird das mit RGB abgekürzt. Manchmal kommt ein Alpha-Kanal dazu, der Transparenzwerte aufzeichnet. Jeder dieser drei Farben kann 256 Farbtöne darstellen, wenn die Aufnahme mit 8bit Tiefe gemacht wird. Handelt es sich wie beim LG V30 um 10bit Tiefe, können 1024 verschiedene Farben pro Kanal aufgezeichnet werden. Zur Vereinfachung nehmen wir einfach mal ein Schwarzweiss-Bild. Die vergrösserte und etwas übertriebene Darstellung unten zeigt, dass der Verlauf von Schwarz zu Weiss viel feiner ist beim 10bit-Bild.

Das menschliche Auge
Das menschliche Auge kann rund 20 Millionen Farbtöne unterscheiden. Ein 8bit-Bild besteht aus 16.7 Millionen Farben (256 Blautöne * 256 Rottöne * 256 Grüntöne). Ein 10bit-Bild aber besteht aus rund einer Milliarde Farben. Fast jeder Bildschirm – ob Smartphone, Tablet, PC oder TV - kann nur 8bit darstellen. Auch YouTube komprimiert jedes Video auf 8bit, da eine 10bit-Aufnahme kaum etwas bringen würde ausser viel grössere Datenmengen.
- Menschliches Auge: kann rund 20 Millionen Farben unterscheiden
- 8bit-Video: 16.7 Millionen Farben
- 10bit-Video: 1.07 Milliarden Farben
- RAW-Foto (14bit): 4.39 Billionen Farben
- JPEG-Foto (8bit): 16.7 Millionen Farben
Was bringt denn 10bit?
Für den Grossteil der Nutzer macht es keinen Unterschied, ob Aufnahmen mit 10bit möglich sind oder nicht. Filmprofis aber schwören auf 10bit oder mehr. Und das hat einen Grund: durch das Vielfache an Farbinformationen in einem Pixel ist es möglich, Farbkorrekturen weit besser und genauer vorzunehmen als es mit einem 8bit-Bild der Fall ist. Gerade dunkle und helle stellen lassen sich viel besser nach den eigenen Bedürfnissen anpassen. In Farbverläufen, wie dem Himmel in dem viele Blautöne vorkommen, kommt es mit geringerer Farbtiefe häufig zu sogenanntem Banding. Sprich: Der Himmel sieht aus, als ob er aus blauen Streifen bestehen würde.

Das LG V30 gegen die dreimal teurere Sony A7s II
Weil ich wissen will, was das LG V30 wirklich kann und weil bei digitec mit Sony-Kameras, namentlich der A7s II, arbeitet, nehme ich die beiden einfach mal für ein paar Stunden mit raus und vergleiche sie direkt miteinander. Das LG in den manuellen Modus versetzt, LG Log Format eingeschaltet und am Blitzschuh der Sony angemacht, kann es losgehen. Die LG-Kamera hat eine Brennweite von rund 30mm. Diese stelle ich am 24-70mm Objektiv so ein und verändere sie nicht mehr. Nur so kann ich den immer gleichen Ausschnitt einfangen. Zudem filme ich mit einer hohen Blendenzahl, um eine kleine Tiefenschärfen zu erhalten.


Um den Dynamikumfang zu erweitern, kann ich mit dem V30 im LG Cine-Log Format aufzeichnen. Durch das Log-Format wirkt das Bild flach und entsättigt. Dafür ist es in der Postproduktion möglich, das Bild stärker zu bearbeiten und genauer meinen Bedürfnissen anzupassen. Das LG Cine-Log Format hat einen relativ starken Gelbstich. Um das wieder etwas ausgleichen, gibt es sogenannte LUTs, die LG hier zur Verfügung stellt. LUT steht für Look Up Table, das ist eine Art Farbprofil, mit denen einem flachen Log-Format wieder ein neutrales Aussehen verpasst werden kann. Diese können in der Videosoftware (unter anderem Adobe Premiere Pro oder die Freeware DaVinci Resolve) einfach über das Bild gelegt werden. Ist ein LUT erst mal auf dem Bild, können die Farben danach weitgehend nach den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.

Ein vorher-nachher Vergleich sowie ein Direktvergleich der beiden Kameras im Video:
Die Detail- und Schärfenunterschiede der beiden Kameras:
Die Bilder der beiden Kameras abzugleichen, hat sich als sehr schwer herausgestellt. Vor allem die Farbe Blau der beiden Geräte hat mir Kopfschmerzen bereitet. Trotzdem: Die Vorher-nachher-Ergebnisse des V30 sind erstaunlich. Trotz eines sehr flach und langweilig wirkenden Bildes komme ich auf ansehnliche Resultate. Wird das Bild vergrössert, zeigen sich qualitative Unterschiede. Das Bild des Smartphones wirkt unscharf und matschig.
Was dem LG V30 und allen anderen Smartphones aber fehlt, ist eine verlustfreie Zoomfunktion sowie Tiefenschärfe. Wegen des kleinen Sensors und der fixen Blende sind Spielereien mit unscharfen Hinter- oder Vordergründen nur begrenzt möglich. Bei jeder anderen, grösseren Kamera hat der Filmschaffende dank verschiedenen Brennweiten, Blendenwerten und anderen Werkzeugen viel mehr kreativen Freiraum. Dank Objektiv und grossem Sensor wirkt das Bild der Sony A7s II häufig räumlich tiefer und weniger flach als die Aufnahmen des LG V30.
Jetzt will ich auch 10bit
Hast du bereits eine teure Systemkamera, beispielsweise von Sony und willst auch 10bit filmen, musst du nicht gleich eine neue Kamera kaufen. Mit einem externen Recorder wie dem von Blackmagic können 4k-Filme in 10bit aufgezeichnet werden. Da hast du zwar etwas mehr Equipment und nicht mehr nur die Kamera mit dabei, dafür aber hast du viel Geld gespart.
Willst du aber sowieso eine neue Kamera kaufen und hast etwas Budget sowie Ambitionen, dein Bild in der Post Production stark zu verändern, gibt es Kameras, die nicht auf einen externen Recorder angewiesen sind. Zum Beispiel diese hier:
Die Panasonic GH-5 ist meiner Meinung nach preislich und funktional die interessanteste Kamera der gezeigten vier. Es ist damit möglich, interne 422-10bit 4k Videoaufnahmen zu machen. Da hast du in wirklich kleinem Formfaktor eine Kamera, die den grösseren Geräten in nichts nachsteht.
Oder vielleicht doch lieber noch etwas teurer und besser? Dann eine Kamera von Red oder eine von Canon.


Als Multimedia-Produzent ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, Inhalte auf vielfältige Art und Weise aufzubereiten. In meiner Freizeit zieht es mich in die Berge, sei es zum Skifahren, Mountainbiken oder Wandern. Und natürlich habe ich meine Kamera immer griffbereit, genauso wie meine FPV-Drohne.