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Kokoon Schlafohren: Nacht-Kopfhörer mit AI

Technologie wird immer pervasiver. Sogar im Schlaf soll uns das Internet of Things unterstützen. Die Kopfhörer von Kokoon zeigen, dass das durchaus Potenzial hat.

An der CES in Las Vegas laufen alle Trends der Technologiewelt zusammen. Über einen Kamm geschert kann gesagt werden, dass alles künstlich intelligent wird. Das Ziel der ganzen Initiativen in den Bereich der künstlichen Intelligenz (AI) ist es, das Leben seiner Nutzer zu verbessern. Schuhe sollen bequemer werden, Kleider soll Daten auslesen und eventuell dereinst sogar darstellen, Gepäck soll seinen Besitzern alleine folgen und Autos fahren selbst. Klar, dass da die Nachtruhe nicht zu kurz kommen soll. Daher tauchen Schlafhilfen überall an der Messe auf, darunter auch in einem der mindestens sieben Konferenzsäle des Sands-Hotelkomplexes.

Kokoon gleicht einem Kopfhörer, ist aber nicht dazu da, dir Musik im Tram vorzudüdeln, damit du den Alltag dieser Welt nicht mitkriegst, sondern soll dich zur Ruhe bringen.

Das Selbstexperiment im Messegetümmel

Die CES ist laut. Genau wie Las Vegas. Und die Wohnung, in der Videoproduzentin Stephanie Tresch und ich unsere Redaktion aufgebaut haben. Polizeisirenen, das Brummen des Kühlschrankes oder der Heizung, Polizeihelikopter, Geschirrspüler, einer der drei Fernsehgeräte mit unendlich viel Reality-TV oder Nachrichten zur CES, dem lokalen Wetter und dem Bericht über Kriminalität in der Umgebung… irgendwas macht immer Lärm. Es ist lange her, dass wir etwas Ruhe oder eine gute Nacht Schlaf hatten.

Daher ist der Test der Kokoon-Kopfhörer nicht nur ein Test auf Anwendbarkeit und Nutzen. Wir brauchen etwas Ruhe. Nur einige Minuten. Bitte. Wir setzen uns also die Kopfhörer auf und nehmen auf je einem Sessel am Stand Platz.

Im Innern der Ohrmuschel fallen vor allem die goldigen Zapfen auf. Das sind laut der blonden Dame mit neonpink gefärbten Spitzen am Kokoon-Stand EEG-Sensoren. Sie messen deine Hirnströme, erkennen, wann du wie tief und gut schläfst und passen den Sound in deinen Ohren an.

Die Kopfhörer liegen sanft auf den Ohren auf und wärmen in den etwa zehn Minuten Testzeit nicht besonders fest. Du kannst deinen Kopf ins Kissen drücken, ohne dass irgendwelche Druckstellen entstehen. Theoretisch zumindest würden wir sagen, dass die Kokoons bettfähig sind.

Via Bluetooth wird Ton in die Muscheln gespielt. Stephanie hört meditative Musik. In meinen Kokoons spricht ein Mann mit mir. In beruhigendem britischen Englisch beschreibt er mir eine Atemübung, die ich durchführen soll. Spannend auch ist, dass der Mann sagt, dass es nicht um Meditiation geht oder um die Leerung meiner Gedanken. Es gehe nur darum, mir meiner Atmung bewusst zu werden. Einatmen durch die Nase, ausatmen durch den Mund. Ich mache mit, denke über den Dreh nach, der nach dem Test stattfindet und darüber, wie spät die heutige Nachtschicht wird. Nase, Mund, Nase, Mund. Meine Schultern entspannen sich. Das funktioniert. Ich komme so langsam zur Ruhe.

Warum aber EEG-Sensoren?

Die Sensoren, die deine Hirnströme messen, können wir nicht eingehend testen. Denn diese brauchen eine gewisse Menge an Daten, damit sie effektiv und merkbar werden. Sie messen deine Schlafphasen und den Zustand deines Wachseins. Mit der Zeit sollen die Daten dazu genutzt werden, um die Musik in deinen Ohren – meist sanfte Klänge oder Dinge wie das Meeresrauschen – lauter oder leiser zu machen, sie sogar ganz abzuschalten.

Dazu verfügen die Kokoons über aktives Noise Cancelling und sie spielen Konterklänge ab, die dem Lärm ausserhalb des Kopfhörers entgegenwirken. Das funktioniert extrem gut, denn der Lärm an der Messe blenden die Kopfhörer gut aus, selbst, wenn die Bluetooth-Verbindung zum Phone abreisst. Dies, so versichert mir die Frau am Stand, sei kein Fehler des Geräts, sondern komme deshalb vor, da die Halle voll von Bluetooth-Signalen sei. Die CES hat eine Art eigenes GPS-System, das deine Position mittels Bluetooth feststellt und dir die Route von Stand zu Stand anzeigt. Da könne es zu Signalüberlagerungen kommen.

Schlafen wir mit den Kokoons besser? Können wir nicht abschliessend sagen. Hätten wir zwar gerne getestet, aber als Stephanie die Kamera und das Kopflicht einschaltet, ist mir klar: Die paar Minuten der Entspannung sind vorbei.

Alle Artikel zur CES 2019 findest du hier.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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