

Jetzt sind die Resultate noch schlechter: Nachtests des AMD Ryzen 3950X

Meinen Resultaten im Review des Ryzen 3950X haben einige von euch nicht getraut. Andere Reviewer hätten, vor allem in Cinebench R20, bessere Resultate erreicht. Aufgrund eures Feedbacks habe ich unser System auf den allerneuesten Stand gebracht und Nachtests gemacht – und erhalte noch schlechtere Werte.
Bei so vielen Fragen komme ich nicht drumrum, den Ryzen 9 3950X nochmals auf die Testbench zu packen und erneut zu testen. Das Ganze hat leider etwas länger gedauert, weil noch der Threadripper 3970X dazwischen kam.
Wieso sind Deine Ergebnisse so anders als die von beispielsweise Computerbase?
Irgendwie ergeben die Ergebnisse keinen Sinn, da scheint es viele Zahlendreher drin zu haben, bitte nochmal überprüfen!
Es scheint mir, dass andere Reviews grössere Leistungssprünge zwischen 3900X und 3950X gemessen hatten im Bereich Multicore (~5% mehr). War da vielleicht noch etwas an dem OS oder Treiber nicht ganz aktuell? Der Grund für die Verwunderung sind die Ergebnisse von Computerbase und Golem. (Cinebench, Handbrake)

Was ist neu?
Nach dem Review habe ich mir als erstes eine AIO-Wasserkühlung von Corsair geholt. Ich will in meinem Nachtest auch herausfinden, wie gut respektive schlecht sich der Stock-Kühler von AMD schlägt.
Im Gegensatz zum originalen Review setze ich dieses Mal auch auf anderes RAM:
Dieses habe ich auch für das Review des Threadripper 3970X verwendet und hab’s aufs Formula-Mainboard gepackt. Somit habe ich zu einem späteren Zeitpunkt verlässlichere Daten für Vergleiche.
Aufwärmen mit Cinebench R20
Wie beim ursprünglichen Review habe ich die AGESA 1.0.0.4 drauf, wie von AMD empfohlen. Die Treiber des Mainboards und der Grafikkarte (Version GeForce Game Ready Driver 441.20) habe ich ebenfalls aktualisiert.
Los geht’s mit Cinebench R20. Ich mache fünf Durchgänge nacheinander und notiere das beste Ergebnis. Hier die Ergebnisse des Single Core und Multi Core Benchmarks.


Im Single Core schneidet der 3950X im Nachtest sogar schlechter ab und im Multi Core reichts nur für vier Punkte mehr. Habe ich zwischenzeitlich etwas im BIOS verändert? Ich setze es vorsichtshalber auf die Standardeinstellungen zurück. Auch so erreiche ich kein besseres Resultat. Eventuell wirken sich Treiber- und kleinere Windows-Updates negativ auf die Leistung aus?
Time Spy und Fire Strike: Auch hier sind die Nachtests lahmer
Ich versuch’s gleich mit Time Spy und Fire Strike. Hier erstmal die Ergebnisse




Im Nachtest schneidet der 3950X in den CPU-Tests zwischen drei und dreieinhalb Prozent schlechter ab. Das ist nicht viel, aber dennoch enttäuschend.
Bei den Temperaturen habe ich im Fire Stirke kurzzeitig knapp 63° Celsius. Durchschnittlich beträgt die Temperatur 55° Celsius. Im Time Spy lag das Maximum zwischenzeitlich bei knapp 72° Celsius. Die Durchschnittstemperatur im CPU-Test von Time Spy Extreme liegt bei 65° Celsius. Damit zeigt sich, dass die AIO einiges effizienter ist als der Stock-Kühler. Mit diesem hatte ich zwischen 70° und 77° Celsius in Fire Strike und 75° Celsius in Time Spy Extreme. Die schlechteren Benchmark-Ergebnisse im Nachtest lassen sich also nicht mit der Kühlung erklären.
Overclocking light
Dass ich bis jetzt durchgehend schlechtere Ergebnisse habe, stört mich. Ich entscheide mich, Overclocking für Arme zu betreiben, sprich: Ich aktiviere im BIOS das höchste OC Preset von Asus. Den «Performance Enhancer», mit dem der Boost-Takt länger gehalten werden kann, stelle ich aufs Maximum, den «Core Performance Boost», der die CPU und DRAM automatisch übertaktet, aktiviere ich und den «Precision Boost Overdrive» ebenfalls. Die restlichen Einstellungen lasse ich wie gehabt.
Ich versuch’s gleich nochmal mit Cinebench. Immerhin: Mit diesen Einstellungen erreiche ich im Single Core Total 503 Punkte und im Multi Core reicht’s für über 9000 Punkte.


Ich finde es dennoch erstaunlich, dass ich die automatischen Overclocking-Einstellungen aktivieren muss. Andere Reviewer haben mit den Standardeinstellungen bessere Ergebnisse erzielt.
Wie wirkt sich der Overclock auf die Temperaturen aus? Ich starte Time Spy. Das Ergebnis zeigt maximal 82° Celsius. Im CPU-Test liegt der Schnitt bei 72° Celsius. Die CPU läuft also einiges heisser, aber die Temperaturen sind immer noch im Rahmen. Willst du mehr übertakten, empfiehlt sich eine grössere AIO oder eine Custom-Wasserkühlung.
Anwendungsbenchmarks: Mit und ohne Overclock
Ich liste ich dir die Ergebnisse der Anwendungsbenchmarks kommentarlos auf. Denn Infos, was die Benchmarks genau machen, findest du im originalen Review oder der Testmethodologie.
Was dabei auffällt: Erst durch das Übertakten erziele ich bessere Ergebnisse als beim Review – und das trotz 64 statt 16 GB RAM. Die RAM-Menge spielt in den durchgeführten Tests demnach eine untergeordnete Rolle. Die Memory Timings des G.Skill-RAMs unterscheiden sich von jenen der Corsair-RAMs, die ich im ursprünglichen Test verwendet habe. An die Werte von After Effects komme ich auch mit der Übertaktung nicht ran und das Programm ist sehr RAM-intensiv. In der Anwendung scheinen die Memory Timings eine grössere Rolle zu spielen als die Menge an RAM.
Eventuell wirkt sich das RAM auch auf mein Ergebnis in Cinebench aus. Ich tausche das G.Skill- mit dem Corsair-RAM für einen kurzen Cinebench-R20-Testlauf. Weder im Multi Core noch Single Core erhalte ich ein besseres Resultat. Bei Cinebench liegt es also nicht am RAM.
Puget-Systems-Photoshop-Benchmark

Puget-Systems-Premiere-Benchmark

Puget-Systems-After-Effects-Benchmark

Puget-Systems-Resolve-Benchmark

Handbrake

Blender

Die Games
Bei den Games bin ich noch mehr am Systematisieren. Statt immer die gleichen Szenen zu spielen, lasse ich, wo möglich, In-Game-Benchmarks laufen. So sind die Ergebnisse besser vergleichbar. Bei «Control» achte ich noch mehr darauf, genau die gleiche Szene zu spielen und das in mehr oder weniger derselben Zeit. Eventuell werde ich künftig auch auf «Control» verzichten und für Raytracing auf Cryteks Neon Noir Benchmark setzen. Dafür nehme ich dann ein anderes Game – oder auch mehrere: mit In-Game-Benchmark geht’s ja schnell – auf.
Weshalb ich hier so viel über die Methodologie spreche: Die Ergebnisse sind überhaupt nicht vergleichbar, weil ich zuvor in jedem Spiel gewisse Szenen gespielt und die FPS aufgezeichnet habe. Es liegt wohl vor allem daran, dass ich in den Nachtests durchs Band schlechtere FPS-Werte habe als ursprünglich.

Durchschnittliche Frametime: 11 ms



















Durchschnittliche Frametime: 6.269 ms

Durchschnittliche Frametime: 10.887 ms
Fazit: Ist etwa die Silicon Lottery schuld?
Okay, ich geb’s zu: Den Stock-Kühler von AMD zu verwenden, das ist nicht optimal. Dennoch reicht seine Kühlleistung im Stock-Betrieb aus. Falls du mehr aus dem Ryzen 9 3950X kitzeln willst, ist definitiv ein leistungsfähigerer Kühler nötig. Die AIO von Corsair hat im Test ihren Dienst verrichtet, persönlich würde ich jedoch mindestens zu einer mit einem 360er-Radiator greifen – oder am besten gleich Custom-wasserkühlen.
Obwohl alle Treiber aktuell sind, die Temperaturen in Ordnung und alles korrekt eingestellt ist, habe ich tiefere Werte als andere Reviewer mit meinem Ryzen 9 3950X und bei den Nachtest im Stock-Modus sogar noch tiefere als ursprünglich. Den einzigen Faktor, den ich noch sehe, ist das Mainboard. Oder, dass ich einfach Pech in der Silicon Lottery hatte und einen lahmenChip erhalten habe. Ich habe sowieso noch vor, den Prozessor auf ein B450-Mainboard zu bauen, um zu schauen, was er dort leistet. Ich halte euch auf dem Laufenden.


Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.