
Happy Birthday, Smartphone: Ein Vierteljahrhundert seit der Revolution

Nokia war zuerst. Vor genau 25 Jahren hat der finnische Konzern das erste Smartphone mit Internetzugang gezeigt. Und damit die Welt verändert.
Es ist heute, am 15. August 2021, ein Vierteljahrhundert her, seit Nokia den 9000 Communicator mit einem LCD Display zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Der aufklappbare und vermutlich unzerstörbare Knochen aus Finnland hat als erstes Mobilgerät überhaupt Verbindung mit dem Internet aufnehmen können. Ohne Zubehör. Einfach so. Eine Sensation.
Daher: Happy Birthday, Smartphone.
Schauen wir uns die Nische der Weltgeschichte an, die unseren Alltag nachhaltig und für immer verändert hat.
Der Nokia Communicator
In der Box des Nokia 9000 Communicator war viel Krimskrams. Ein Charger mit 2mm-Stecker, ein Datenkabelanschluss und eine Floppy Disk mit «Server Software» für den PC. Zum Installieren musstest du in der DOS-Eingabeaufforderung «A:\SERVER» tippen.
Dann das Phone selbst. Sagenhafte 8 MB interner Speicher, aufgeteilt: 4 MB Speicher für Betriebssystem und Applikationen, dazu 2 MB Datenspeicher für den User und 2MB für Programme. Das interne Telefonbuch hatte Platz für 200 Einträge, die letzten 10 Anrufe sind gespeichert. Der austauschbare Akku hielt 35 Stunden durch und du konntest bis zu drei Stunden telefonieren.
Das war alles schon Standard damals. Wirklich neu war, dass du den Communicator wie das Samsung Galaxy Z Fold3 aufklappen konntest. Dann hast du die Maschine um 90 Grad gedreht und konntest auf einer physischen Tastatur im QWERTY-Layout tippen. Nicht nur SMS, sondern auch E-Mail. Auf einem Display mit einer Auflösung von 640×200 Pixel.
Der Grundstein war gelegt. Wenn da ein mobiles Telefon ohne Kabel in dieses neue Internet kann, was geht dann noch?
Und dann das iPhone
Das Internet-Phone ist dann dahingedümpelt. Mehr als ein bisschen E-Mail und das mittlerweile längst überholte Wireless Application Protocol (WAP) war nicht. WAP war nie praktisch, langsam und mühsam. Wie konnte das auch gut gehen? Das Internet als solches war in den späten 1990ern und den frühen 2000er-Jahren selbst noch dabei, sich zu finden.
Im Hintergrund der ersten Nokia-Phones mit Farbbildschirm und GPS und den Blackberries mit ihrer Tastatur hat eine Firma im Stillen entwickelt: Apple.
Mit den Worten «One More Thing» schreibt der mittlerweile verstorbene Steve Jobs Mobilfunkgeschichte. Denn das iPhone killt über Nacht die Konkurrenz. Das iPhone 3GS hat einen 3.5 Zoll Farbbildschirm mit 320×480 Pixel Auflösung. RAM: 256 Megabyte und bis zu 32 Gigabyte interner Speicher.
Wenn Steve Jobs sagt «Today, we are going to reinvent the phone», dann stimmt das aus der Warte des Jahres 2021. Das iPhone definiert die Form des Smartphones – Rechteck mit abgerundeten Ecken und einem Touchscreen – und auch das Software-Modell mit App Store.
Kurz: «There is an app for that.»
Und dann alle
Nokia hat’s vorgezeigt, Apple hat’s revolutioniert und seither ist die Welt fix im Bann der Smartphones. Ein Bann, der uns alle bis heute nicht loslässt. Wir diskutieren über Foldables – Samsung und ihr «biegbares Glas» –, über wie viel RAM vernünftig ist und wie wir dann doch die physische Tastatur vermissen.
Lustigerweise halten sich unerwartete Themen. Es geht oft nicht um die Prozessorkerne des neuen Snapdragons oder die Megapixel der neuesten Kamera. Nein, es geht um den Akku. Oder darum, ob das neue Phone in die Hosentasche passt.
Oder – sehr zum Ärgernis aller Reviewer – ob es gute Selfies macht.
Die nächste Grenze ist aber nicht der Akku. Oder die Handlichkeit. Die nächste Revolution wird die Modularität des Screens sein. Effizienz durch mehr Arbeitsfläche, sei sie für die Arbeit oder zur Unterhaltung. Die Hardware ist da. Das Microsoft Surface Duo zeigt mit zwei Screens, was möglich ist, das Z Fold3 aus dem Hause Samsung setzt auf biegbare Displays. Oppo rollt das Display auf, alle verstecken ihre Kameras unter Displays.
Noch ist nicht klar, welches Modell das Rennen machen wird und ob es so eine Revolution wird, wie es das iPhone war.
Eines aber ist klar: Es bleibt spannend.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.