
Groupies statt Selfies: So baust du dir eine Party-Fotobox

Fabian hat zusammen mit einem Kollegen einen Fotoautomaten gebaut. Und zwar so gut, dass das Projekt hier als Beispiel dient, wie du so etwas umsetzen kannst.
Fabian Künzli arbeitet bei Digitec Galaxus AG als Category Planning Specialist im Bereich Netzwerk, Server, Elektrotechnik und Robotik. In diesen Gebieten fühlt er sich zuhause. In der Fotografie eher weniger, aber das ist kein Problem. Denn ein Fotoautomat ist im Prinzip ein IT-System, bestehend aus mehreren miteinander verbundenen Geräten – darunter eine Kamera.
Die Idee, selbst einen Fotoautomaten zu bauen, kommt Fabian an einer Hochzeit. Ihn fasziniert, wie die simple Box die Leute begeistert. Zusammen mit seinem Kollegen Sam Dumelin macht er sich an die Arbeit.
Für uns auf der Redaktion ist Fabian ein Glücksfall. Denn ursprünglich wollten wir selbst eine Fotobox bauen. Oder zumindest abklären, ob wir das können. Dies aus zwei Gründen:
- Damit wir dir erklären können, wie es geht.
- Um sie an unseren eigenen legendären Firmenfesten zu verwenden.
Bei meinen ersten Recherchen und Überlegungen entdecke ich nur Probleme. Dann erfahre ich durch einen Zufall von Fabians Projekt. Als er mir seine fertige Box zeigt, merke ich: Er und Sam haben sämtliche Probleme, die ich kommen sah, bereits gelöst.

Herausforderung Nr. 1: Der Drucker
Natürlich muss ein Drucker her, der auf richtiges Fotopapier druckt. Niemand will einen zerfledderten Office-Fresszettel als Erinnerungsstück. Das schränkt die Auswahl ein. Für den Einsatz an einer grösseren Party muss der Drucker aber auch schnell sein, sonst gibt es am Fotostand Warteschlangen. Die mir bekannten Fotopapierdrucker drucken so ein bis zwei Fotos pro Minute. Das ist für diesen Zweck zu wenig.

In der Fotobox von Fabian befindet sich ein professioneller Thermodrucker, der für den Einsatz in Fotofachgeschäften oder Kiosks gedacht ist. Mit anderen Worten: Für ein grösseres Volumen. Er schluckt eine Fotopapierrolle, die für 400 Bilder reicht. Das erste Foto ist innert zehn Sekunden draussen. Danach geht es sogar noch etwas schneller, weil der Drucker nicht mehr aufwärmen muss.
Der Drucker ist über ein separates Türchen in der Box leicht zugänglich. Diese Öffnung ist zugleich der Ausgabeschacht für die Fotos, hübsch mit LED beleuchtet. Doch Fabian nervt sich, dass die Fotos kopfüber ausgespuckt werden und es ihm bislang nicht gelungen ist, eine Lösung dafür zu finden. Der Mann ist anscheinend ein Perfektionist.
Herausforderung Nr. 2: Die Bedienung
Ein Fotoautomat braucht einen Bildschirm, auf dem die Fotos zu sehen sind. Am besten schon vor der Aufnahme, damit die Leute wissen, wie sie sich aufstellen müssen. Nimmst du als Bildschirm ein Tablet, dann hast du auch gleich eine Möglichkeit, die Kamera und den Drucker zu steuern. Das war meine Idee.
Aber dadurch treten gleich zwei Probleme auf. Wer ein Foto machen will, muss zuerst zur Box gehen und das daran montierte Tablet antippen, um die Kamera auszulösen. Dann wieder zurückhetzen und sich in Position bringen. Das ist unpraktisch und könnte zu leichten Verwackelungen bei der Aufnahme führen. Das zweite Problem: Es gibt ziemlich sicher ein Gerangel um den Bildschirm, wenn dieser gleichzeitig auch zum Ausdruck der fertigen Bilder genutzt wird.
Die Lösung von Fabian und Sam ist eleganter. Ausgelöst wird die Kamera über einen Fussschalter. Die Personen, die posieren, können die Kamera direkt dort steuern, wo sie sich für die Aufnahme hinpflanzen. In der Box befindet sich ein PC-Bildschirm, der zur Bildkontrolle dient. Er zeigt das Sucherbild der Kamera an. Der Bildschirm ist gross genug, um auch aus zwei Metern Entfernung noch genug zu sehen.
Für die geschossenen Fotos steht zusätzlich ein iPad zur Verfügung. Die Partygäste, die ihr Foto bereits gemacht haben und dieses nun ansehen und vielleicht ausdrucken wollen, kommen so nicht denen in die Quere, die gerade am knipsen sind. Und weil sie auf dem iPad nur die Fotos zum Druck auswählen, die ihnen gefallen, sollte die Papierrolle mit 400 Fotos auch für grössere Partys locker ausreichen.
So funktioniert die Box
Ein Blick ins Innere der Box zeigt, wie die verschiedenen Teile zusammenhängen. Das Herzstück ist ein Mini-PC von Intel. Mit ihm sind die Kamera, der PC-Bildschirm und der Drucker direkt per Kabel verbunden. Für die Verbindung zum iPad hängt zudem ein WLAN-Router dran. Die Bilder werden auf dem NUC gespeichert, weshalb beim iPad eine Version mit wenig Speicher genügt. Beim PC war Fabian der Meinung, dass da mehr RAM rein muss.

Fabian hat auch PC-Lüfter in die Box eingebaut und angeschlossen. Die braucht es zwar wahrscheinlich gar nicht. Aber ein rechter IT-Nerd kann einfach nicht anders.
Auf dem NUC ist eine Photo Booth Software installiert. Laut Fabian gibt es eine ganze Reihe solcher spezialisierter Programme. Hier kommt DslrBooth zum Einsatz. Fabian hat sie unter anderem deshalb ausgewählt, weil eine iPad-App dazu gehört, die optimal mit der PC-Software zusammenarbeitet.
Der Computer ist per USB mit einem Fussschalter verbunden. Fabian sagt, es gäbe auch kabellose Fussschalter. Aber das Kabel sei noch ganz praktisch, denn so geht das kleine schwarze Ding nicht verloren. Sein Exemplar hat er beim grossen bösen Konkurrenten mit Anfangsbuchstaben A gekauft.
Nebensache: Die Kamera
In der Fotobox befindet sich eine Canon EOS 700D mit dem Kit-Objektiv 18-55mm. Unter den momentan erhältlichen Modellen kommt ihr die EOS 800D am nächsten. Aber auf das genaue Modell kommt es nicht so sehr drauf an. Wichtig ist, dass die Kamera von der Booth-Software unterstützt wird. Dafür gibts eine Kompatibilitätsliste.
Die Kamera und das Blitzgerät sind durch Netzadapter an den Strom angeschlossen. So ist sichergestellt, dass nicht während der Party der Strom ausgeht. Der Netzadapter wird anstelle des Akkus in die Kamera gesteckt. Damit der Netzadapter kompatibel ist, muss er also die gleiche Form haben wie der zur Kamera passende Akku.
Die Kamera steht auf einem Mini-Stativ mit integrierter Wasserwaage zur genauen Ausrichtung. Das Blitzgerät ist mit einem Verlängerungskabel auf der Oberseite der Box fixiert. Als Lichtformer wird ein nicht allzu grosser Diffusor einfach über den Blitz gestülpt.
Die gesamte Box wird auf ein massives Holzstativ geschraubt, in dem sich noch einmal eine Wasserwaage befindet. Das Stativ hält bis zu 50 Kilogramm. So schwer ist die Box nicht annähernd, aber sicher ist sicher. Fabian: «Hier kann auch mal ein Betrunkener anstossen, ohne dass gleich alles umkippt». Die Box ist also partysicher.
Mieten oder selbst bauen?
Fabian und Sam haben den Fotoautomaten gebaut, um ihn zu vermieten. Daher befindet sich auf der Innenseite der ausklappbaren Öffnung eine kompakte Anleitung mit QR-Tags, die zu Instruktionsvideos führen. Falls mal alle Stricke reissen, gibt es auch eine Hotline, die Support bietet. Für Härtefälle sind im Innern der Box – gut versteckt – Tastatur und Maus untergebracht.
Die Miete über die Website für einen Anlass beträgt 599 Franken. Die günstigsten Fotoautomaten kosten etwa 200 Franken, erreichen aber niemals die gleiche Qualität bei Aufnahme und Ausdruck. Bei den teuersten Angeboten wird es vierstellig. Die Miete einer Fotobox ist also generell recht teuer. Doch der Eigenbau lohnt sich finanziell kaum – wenn du das tust, dann aus Spass an der Sache. Fabian schätzt beim eigenen Projekt alleine die Materialkosten auf 5000 bis 6000 Franken. Die Arbeitsstunden rechnest du besser gar nicht ein. Von der Idee bis zur fertigen Box verstrichen bei diesem Projekt drei Monate. «Das reine Zusammenbauen dauerte etwa zehn Tage», sagt Fabian.

Wir werden diese Box an unserem nächsten Firmenfest einsetzen. So wie ich unsere Partys kenne, wird das ein Härtetest. Fotobox, zeig uns, was du aushältst!


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.