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Ein Spiel als Tutorial für Blender: «Blender Start Here» soll den Einstieg vereinfachen

Debora Pape
3.6.2024

Ein eigenes Spiel zum Lernen einer Anwendersoftware ist nicht alltäglich. Ein Indie-Studio entwickelt nun ein Game, mit dem dir die ersten Schritte im 3D-Programm Blender einfacher fallen sollen.

Die meisten Spiele haben ein Tutorial, das dir hilft, die Bedienung und die grundlegenden Spielmechaniken zu lernen. Für Anwendersoftware ist das in der Regel nicht der Fall. Bei spezialisierter Software mit nicht selbsterklärendem Interface kann der Einstieg daher schwierig sein. Ein kleines Indie-Team aus Los Angeles entwickelt nun ein Spiel, das die ersten Schritte in der 3D-Modellierung-Software Blender erleichtern soll: «Blender Start Here». Das Game ist noch in einem frühen Stadium. Eine Kickstart-Kampagne soll die Finanzierung sichern. Aktuell gibt es eine Demo auf Steam. Ich habe sie mir angesehen.

Am Anfang nicht einfach: Einstieg in Blender

Blender ist eine quelloffene, kostenlose Grafiksoftware. Damit modellierst du 3D-Objekte und versiehst sie auf Wunsch mit Texturen. Du kannst die Objekte mit einem 3D-Drucker ausdrucken, für Spiele-Mods oder dein eigenes Spiel verwenden. Außerdem kannst du dreidimensionale Szenen erstellen und Objekte darin bewegen. Der Funktionsumfang von Blender ist sehr groß: Von Animationen und Filmproduktionen über Architekturvisualisierungen und Design bis hin zur Spieleentwicklung ist alles möglich.

Ich habe mit Blender ein Szenario des römischen Limes in Deutschland erstellt.
Ich habe mit Blender ein Szenario des römischen Limes in Deutschland erstellt.
Quelle: Debora Pape, Blender

Und genau deswegen sind die ersten Schritte für Laien so schwierig. Wenn du nicht schon Erfahrungen mit anderen 3D-Programmen hast, kann dich das Interface von Blender schnell überfordern. Mir selbst ging es genauso, als ich die Software vor 15 Jahren erstmals ausprobierte. Nach wenigen Minuten deinstallierte ich das Programm wieder. Erst drei Jahre später wagte ich einen weiteren Versuch. Mithilfe der zahlreichen Tutorials aus der Blender-Community ist es möglich, sich Blender selbst beizubringen.

Der Original-Startbildschirm von Blender: Ein Beispiel-Würfel (der default Cube) wartet auf die Bearbeitung. Hilfestellung gibt es nicht.
Der Original-Startbildschirm von Blender: Ein Beispiel-Würfel (der default Cube) wartet auf die Bearbeitung. Hilfestellung gibt es nicht.
Quelle: Debora Pape, Blender

Ein Spiel als Tutorial für eine Software

«Blender Start Here» soll dir helfen, nach und nach die Bedienelemente von Blender kennenzulernen. Die drei Personen hinter dem Entwicklerstudio Xrio betten die Lerninhalte in eine kleine Spielkampagne ein: Du wirst als Taube in eine sehr einfach gestaltete Spielwelt versetzt. Aus der Vogelperspektive steuerst du sie über eine Spur aus Brotstücken zu einem Computerterminal. Wenn du das Terminal aktivierst, wirst du in ein Level gesetzt, das dem vereinfachten Interface von Blender nachgeahmt ist. Hier bekommst du Aufgaben, die du erfüllen musst, um das Level abzuschließen und das nächste Terminal suchen zu können.

Eine einfache Aufgabe: Die Kamera um ein Objekt drehen.
Eine einfache Aufgabe: Die Kamera um ein Objekt drehen.
Quelle: Debora Pape, «Blender Start Here»

Angeleitet wirst du von Suzanne, dem berühmten Affenkopf von Blender, der seit Jahren als Testobjekt dient. Dein Gegenspieler ist «Default Cube», der Standardwürfel. Das passt ganz gut, denn der Würfel ist neben dem komplexen Interface das erste, was du von Blender nach dem Programmstart siehst. Daran bin auch ich schon gescheitert. Zu den Aufgaben gehört beispielsweise die Bedienung der Kamera: Du sollst den Cube von allen Seiten anschauen und dazu die freie Kamera und den Drei-Achsen-Gimbal nutzen.

Der Standardwürfel als Endboss.
Der Standardwürfel als Endboss.
Quelle: Debora Pape, «Blender Start Here»

In verschiedenen Levels lernst du außerdem, wie du 3D-Objekte editierst, wie du Szenen und ihre Objekte managst und wie du ein Rendering erstellst. Rendern bedeutet, dass dein Computer auch Schatten und Licht in der Szene berechnet und ein fertiges Bild oder Video erstellt.

Das Spiel entsteht übrigens unabhängig von der Blender Foundation, die Blender weiterentwickelt. Das Entwicklerstudio arbeitet aber mit einigen Blender-Mentoren zusammen, die auf der Website cgcookie.com Anleitungen und Inspirationen bieten. Ingame findest du Sammelkarten dieser Mentorinnen und Mentoren.

Im Spiel kannst du Sammelkarten mit Informationen zu bekannten Blender Artists finden.
Im Spiel kannst du Sammelkarten mit Informationen zu bekannten Blender Artists finden.
Quelle: Debora Pape, «Blender Start Here»

Mein Eindruck zur Demo

In der Demo zu «Blender Start Here» wirkt das Spiel noch unausgereift. Beispielsweise funktioniert in einem Level die Steuerung nicht richtig. Aktuell gibt es in der Demo auch nicht sehr viel zu sehen. Zwei Level zur Kamerasteuerung konnte ich abschließen.

Die offene Karte ist einfach und funktional. Ein witziges Detail ist, dass deine Taube automatisch einen Schwimmring bekommt, wenn sie ein Gewässer durchquert. Ein anderes Mal bekommt die Taube einen bunten Donut um den Hals gelegt. Auch die Dialoge wirken liebevoll.

Taube mit Schwimmring.
Taube mit Schwimmring.
Quelle: Debora Pape, «Blender Start Here»

Es ist übrigens nicht notwendig, neben dem Spiel Blender geöffnet zu haben – sinnvoll ist es aber. So kannst du das, was du im Spiel gelernt hast, auch im richtigen Programm ausprobieren.

Im Moment fokussiert «Blender Start Here» in den Lern-Levels auf die Steuerung und auf Dialoge zur überschaubaren Story. Meiner Meinung nach wäre es nötig, etwas mehr auf Blender einzugehen und darauf, warum dieses Level notwendig ist und was genau ich nun sehe. Das Spiel sollte auch etwas mehr Blender-Vokabular vermitteln.

«Blender Start Here» ist als Spiel weder durch sein Gameplay noch die Geschichte mit der Taube besonders interessant. Aber wer grundlegend Interesse am Einstieg in 3D-Programme hat, sich aber scheut, nach Tutorial-Videos zu suchen, für den oder die könnte «Blender Start Here» interessant sein.

Titelbild: Xrio

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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.


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