Diese Games haben den Battle-Royale-Hype nicht überlebt
Hintergrund

Diese Games haben den Battle-Royale-Hype nicht überlebt

Vor einigen Jahren schossen neue Battle-Royale-Games wie Pilze aus dem Boden. Doch den Boom überlebten nicht alle Spiele.

Das Battle-Royale-Genre erfreut sich immer noch grosser Beliebtheit. Games wie «Fortnite», «Warzone 2.0» und «Apex Legends» werden monatlich von Millionen von Fans gespielt. Die Anzahl an Battle-Royale-Spielen ist in den letzten Jahren aber drastisch gesunken.

Losgetreten hat den Genre-Boom «PUBG» 2017. Das damals noch neuartige Spielkonzept wurde von Fans und Kritikern in den Himmel gelobt und fand bei einem Millionenpublikum Anklang. 100 Spielerinnen und Spieler kämpfen auf einer konstant kleiner werdenden Map ums Überleben. Das letzte überlebende Team oder der letzte überlebende Einzelspieler gewinnt die Runde.

Kurz nach dem Release von «PUBG» hat Epic Games ihr Co-op Survival-Game «Fortnite» zu einem Battle-Royale-Spiel umfunktioniert. Dank des Free-to-Play-Modells konnte die neue «Fortnite»-Version noch mehr Spielerinnen und Spieler anlocken als «PUBG».

Immer mehr Publisher und Entwicklerstudios wollten in den darauf folgenden Jahren ein Stück vom Battle-Royale-Kuchen abbekommen. Neue Games sprossen wie Pilze aus dem Boden. Doch relativ schnell wurde klar, dass der Platz im Battle-Royale-Markt beschränkt ist. Wenn ich «Fortnite» und «PUBG» spiele, habe ich nicht noch Zeit für zehn weitere Battle-Royale-Games.

Viele Spiele, die während des Battle-Royale-Booms zwischen 2017 und 2021 erschienen sind, gibt es mittlerweile nicht mehr. Ich habe die spektakulärsten, absurdesten und traurigsten Misserfolge in diesem Artikel zusammengetragen.

«Radical Heights» war ein verzweifelter Rettungsversuch

Als der legendäre Game-Designer Cliff Bleszinski 2014 angekündigt hat, dass er ein eigenes Studio gründet, war die Freude bei Shooter-Fans gross. Bleszinski war vor allem bekannt für seine Arbeit an der «Gears of War»-Trilogie. Nach dem dritten Spiel kündete er bei Epic Games und nahm sich eine Auszeit. Nach zwei Jahren Pause startete Bleszinski dann mit seinem Studio «Boss Key Games».

Das erste Game des neu gegründeten Studios war «Law Breakers». Der Hero-Shooter fand bei Kritikern und Fans aber wenig Anklang. Die Konkurrenz war mit Games wie «Overwatch» zu gross. Rund ein Jahr nach Veröffentlichung wurden die Server bereits abgestellt.

Bei Boss Key Games machte sich Panik breit. Das Geld ging langsam aus. Also entschloss sich das Studio, auf den Battle-Royale-Hype-Train aufzuspringen. Innert kürzester Zeit hat das Team mit «Radical Heights» ein Game zusammengebastelt, das im April 2018 als Early-Access-Version auf Steam veröffentlicht wurde.

Das Spiel bediente sich der Ästhetik von 80er-Jahre Gameshows und konnte sich so zumindest visuell von der Konkurrenz abheben. Leider war «Radical Heigths» zum Launch – sogar für ein Early-Access-Game – ziemlich unfertig. Fehlende Texturen, ein fragwürdiges Physik-System und zahlreiche visuelle und spielerische Bugs hinterliessen einen schlechten ersten Eindruck.

Einige Innenräume waren sogar mit Platzhalter-Texturen versehen.
Einige Innenräume waren sogar mit Platzhalter-Texturen versehen.
Quelle: Gamestar / Youtube

Rund einen Monat nach der Veröffentlichung von «Radical Heights» kündigte Bleszinski auf Twitter an, dass Boss Key Games den Betrieb einstellt. Er gab zu, dass das Spiel ein verzweifelter und letztendlich gescheiterter Versuch war, das Studio vor dem Untergang zu bewahren. «Radical Heights» und «Law Breakers» sind heute nicht mehr spielbar. Cliff Bleszinski hat sich komplett aus der Game-Entwicklung zurückgezogen.

«The Culling» scheiterte an einer fragwürdigen Monetarisierung

Das erste «The Culling»-Spiel erschien 2016. Das auf Nahkampf spezialisierte Battle-Royale-Game konnte sich eine treue Fanbase aufbauen. Bis 2017 «PUBG» veröffentlicht wurde. Die Spielerzahlen befanden sich nach dem Release von «PUBG» in einem steilen Sturzflug und das Entwicklerstudio Xaviant beschloss, die Arbeit an «The Culling» einzustellen.

Stattdessen konzentrierte sich das Studio auf einen Nachfolger. «The Culling 2» erschien 2018 und wurde von Fans des ersten Teils als billiger und unfertiger «PUBG»-Klon abgestempelt. Der Launch verlief so katastrophal, dass das Spiel eine Woche (!) nach Veröffentlichung wieder aus allen digitalen Shops zurückgezogen wurde.

Nach dem peinlichen Rückzieher konzentrierte sich Xaviant wieder auf das erste «The Culling»-Game. Der Plan: Das Spiel soll als Free-to-Play-Titel neu veröffentlicht werden. So richtig ging der Plan aber nicht auf. «The Culling» generierte zu niedrige Umsätze für das Studio. So beschloss Xaviant, das Free-to-Play-Modell in ein «Pay-per-Match-Model» umzuwandeln. Heisst: Pro Tag kannst du einmal gratis spielen, und für jeden zusätzlichen Match musst du zahlen.

Das spezielle Nahkampf-Gameplay konnte «The Culling» auch nicht vor dem absurden Bezahlmodell retten.
Das spezielle Nahkampf-Gameplay konnte «The Culling» auch nicht vor dem absurden Bezahlmodell retten.
Quelle: Xaviant

Das absurde Bezahlmodell kam bei den Fans nicht gut an. Es war der letzte Nagel im Sarg der «The Culling»-Franchise. Rund acht Monate nach der Änderung wurden die Server für das Spiel abgeschaltet.

«Hyper Scape»: Tot trotz vielversprechendem Konzept

Eigentlich war der Launch von «Hyper Scape» im August 2020 ziemlich vielversprechend. Ubisofts Battle-Royale-Game konnte sich sowohl visuell als auch spielerisch klar von der Konkurrenz abgrenzen. Die futuristische Stadt im Spiel war im Vergleich zur flachen Architektur von «PUBG» oder «Fortnite» vertikal designt. Die Kämpfe fanden nicht nur am Boden, sondern auch auf Hochhausdächern statt. Nette Spielereien, wie die Möglichkeit, dass Twitch-Zuschauer mit Abstimmungen einen Einfluss auf das Spielgeschehen haben, rundeten das Gesamtpaket ab.

Leider war das nicht genug, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Die Server für das Spiel wurden rund zwei Jahre nach Release gekappt. Einen offiziellen Grund hat Ubisoft nie genannt.

«Islands of Nyne»: Misserfolg trotz Crowdfunding

Ein weiteres futuristisches Battle-Royale-Game, das nicht lange überlebt hat. «Islands of Nyne» wurde mithilfe von Crowdfunding-Kampagnen finanziert und im Sommer 2018 als Early-Access-Spiel veröffentlicht. Das Game überzeugte durch ein extrem schnelles Gameplay und eine Optik, die an den legendären Shooter «Crysis» erinnert.

Nach nur sechs Monaten im Early Access meldete sich das Entwicklerstudio «Define Human» auf einer Steam Community-Page mit schlechten Neuigkeiten. Das Studio wurde aufgelöst und die Arbeit an «Islands of Nine» eingestellt. Grund dafür waren die niedrigen Spielerzahlen, die sich in den letzten 30 Tagen nur im dreistelligen Bereich bewegten.

Einen kleinen Lichtblick gibt es bei diesem Game noch. Letztes Jahr hat einer der Entwickler angekündigt, «Islands of Nyne» wieder spielbar zu machen. Aktuell ist das Game auf Steam wieder verfügbar. Der Entwickler hat für die Wiederauferstehung einen privaten Test-Server in Florida bereitgestellt – «Islands of Nyne» ist also theoretisch wieder spielbar. Die kleine Community organisiert sich auf einem Discord-Server, um genug Leute für einen Match zusammenzutrommeln.

Ich habe es heruntergeladen und konnte trotz fernem Server eine Runde spielen. Und ich habe gewonnen! Okay, es war nur ein Gegenspieler da. Aber gewonnen ist gewonnen.

Hier ist zwar nicht viel los, aber «Islands of Nyne» ist wieder spielbar.
Hier ist zwar nicht viel los, aber «Islands of Nyne» ist wieder spielbar.
Quelle: Domagoj Belancic

Auch Magie konnte «Spellbreak» nicht retten

«Spellbreak» verzichtete auf Schusswaffen und Messer und setzte stattdessen auf Magie und Zaubersprüche. Auch wenn das Game optisch sehr an «Fortnite» erinnerte, konnte es sich spielerisch klar vom Battle-Royale-Einheitsbrei abgrenzen. Das Spiel wurde 2020 auf Konsolen und PC veröffentlicht.

Trotz erfolgreichem Launch nahmen die Spielerzahlen im Verlauf der Zeit rapide ab. Letztes Jahr befanden sich die Zahlen auf Steam in einem niedrigen dreistelligen Bereich. Im hart umkämpften Battle-Royale-Markt reicht selbst der einzigartige Magie-Twist nicht, um langfristig eine grosse Fanbase aufzubauen und zu halten.

Im Juni 2022 wurde das Entwicklerstudio hinter «Spellbreak», Proletariat Inc., von Activision Blizzard aufgekauft. Die gesamte Belegschaft soll zukünftig an «World of Warcraft»-Erweiterungen arbeiten. Mit der Übernahme des Studios wurde auch die Entscheidung gefasst, die Arbeiten an «Spellbreak» komplett einzustellen. Die Server wurden im Januar 2023 abgeschaltet.

«Rumbleverse»: Auch Epic Games macht Fehler

«Fortnite» war Epic Games nicht genug. Ein zweiter Battle-Royale-Überflieger musste her. Und weil der Markt schon übersättigt war, brauchte das neue Game einen noch nie zuvor dagewesenen Twist. «Rumbleverse» hatte diesen – und trotzdem hat es nicht für einen nachhaltigen Erfolg gereicht.

«Rumbleverse» war ein Kampfspiel in einer Battle-Royale-Umgebung. Du hast nicht mit Schusswaffen gekämpft, sondern mit deinen Fäusten. Und deinem Kopf. Und deinen Füssen. Generell mit allem, was dir dein virtueller Körper zur Verfügung stellt.

«Rumbleverse» wurde im August 2022 veröffentlicht und die Server für das Game wurden bereits Ende Februar 2023 abgestellt. Das Entwicklerstudio Iron Galaxy und Publisher Epic Games haben keine offizielle Begründung für das Ende des Spiels kommuniziert. Vielleicht war die Kombination von zwei so unterschiedlichen Genres zu viel des Guten. Viele potenzielle Spielerinnen und Spieler störten sich auch am überdrehten Comic-Art-Style des Spiels. In einigen Trailern und Screenshots sah «Rumbleverse» wie ein billiger «Fortnite»-Abklatsch auf Smartphones aus.

Immerhin: Im Abschiedsbrief macht Iron Galaxy den Fans ein bisschen Hoffnung. Sie hoffen, dass es irgendwann in Zukunft mit «Rumbleverse» weitergehen wird. Ich bin gespannt.

«Final Fantasy VII: The First Soldier»: Ein missglücktes Mobile-Experiment

«Final Fantasy VII: The First Soldier» spielt 18 Jahre vor der Geschichte von «Final Fantasy VII». Im Spiel konntest du einen Supersoldaten der Shinra Electric Power Company spielen. Auf dem Battle-Royale-Schlachtfeld musstest du dich mit deinen Schusswaffen, Schwertern und magischen Fähigkeiten gegen andere Supersoldaten beweisen.

Das Game wurde Ende 2021 für Android und iOS veröffentlicht. Es überlebte etwas mehr als ein Jahr. Die Server wurden im Januar 2023 abgestellt. Square Enix war mit der Qualität des Spiels nicht zufrieden. Auf Twitter liess der Publisher verlauten, dass sie «es nicht geschafft haben, die Spielerfahrung zu liefern, die alle Fans verdienen».

Ich persönlich bin glücklich, dass dieses Experiment missglückt ist. Ich hoffe, dass sich Square Enix in Zukunft mehr auf ihre Kernkompetenzen konzentriert und die Finger von Free-to-Play-Experimenten, Battle-Royale-Games und komischen NFT-Projekten lässt.

«Apex Legends Mobile» konnte sich im Mobile-Sektor nicht durchsetzen

Im Gegensatz zu «Apex Legends» auf Konsolen und PC, konnte sich «Apex Legends Mobile» im hart umkämpften Mobile-Gaming-Markt nicht durchsetzen. Das Spiel wurde rund drei Jahre nach dem Release des Hauptspiels im Mai 2022 für Android und iOS veröffentlicht. Das grosse Problem des Games: Es unterstützte kein Cross-Play und keine Cross-Progression mit den anderen «Apex Legends»-Versionen.

Die mobile Version des erfolgreichen Battle-Royale-Shooters war ein eigener kleiner Mikrokosmos. Du konntest nicht mit anderen «Apex Legends»-Spielern auf PC und Konsole spielen und deine Käufe konnten nicht in das Hauptspiel transferiert werden. Und das war auch der Grund, wieso EA das Spiel am 1. Mai 2023 einstellen wird.

In Zukunft will sich der Videospiel-Gigant bei der Entwicklung von Mobile-Games auf «plattformübergreifende Ökosysteme» konzentrieren, die auf allen Endgeräten ein ähnliches Benutzererlebnis bieten. Zudem sei man mit der Steuerung sowie der Quantität und Qualität der Updates für «Apex Legends Mobile» nicht zufrieden gewesen.


«Apex Legends» im Digitec Playground Cup

Apropos «Apex Legends» – am 18. März findet das grosse Finale des Digitec Playground Cup Vol. 9 statt. Die besten «Apex Legends»-Spieler und -Spielerinnen der Schweiz geben sich im Pro-Turnier ordentlich auf die Mütze. Und im Grümpi-Turnier dürfen sich auch Amateure auf dem virtuellen Schlachtfeld beweisen.

Das Finale des Playground Cups verspricht knallharte «Apex Legends»-Action. Einschalten lohnt sich!
Das Finale des Playground Cups verspricht knallharte «Apex Legends»-Action. Einschalten lohnt sich!
Quelle: Domagoj Belancic

Beide Turniere werden live auf Twitch und Youtube übertragen. Die Show startet um 12:00 Uhr.

In der Digitec Playground Playlist kannst du dir schon jetzt vergangene Cups mit «Rocket League», «League of Legends» und weiteren Games anschauen.

Wenn du nichts zum Digitec Playground Cup verpassen willst, kannst du unten auf «Autor folgen» klicken. Auf dem Digitec-Discord-Server erreichst du uns ebenfalls und bekommst Antworten auf deine Fragen rund um das Turnier.

Titelfoto: Ubisoft

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.


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