

Die Nikon D850 ist jetzt nicht nur gut, sondern auch lieferbar

Die Nikon D850 kann sehr viel, darum ist sie trotz des hohen Preises sehr beliebt. Leider haperte es mit der Lieferbarkeit. Die übelsten Engpässe sollten nun endlich vorbei sein. Ich hatte schon vor Wochen Gelegenheit, die Kamera auszuchecken. Aber wir wollten dir nicht den Mund wässrig machen mit etwas, was kaum lieferbar ist.
Rein theoretisch ist die Nikon D850 bereits seit letztem September erhältlich. Bislang erhielten wir aber nur geringe Stückzahlen, die immer sofort ausverkauft waren. Es gab viel mehr Interessenten als Geräte. Das ist auch kein Wunder bei der Vielseitigkeit der Kamera.
Wir erwarten, dass die Kamera fortan besser verfügbar sein wird. Daher stelle ich hier die Nikon D850 noch einmal ausführlich vor. Ich hatte inzwischen Gelegenheit, sie selbst auszuprobieren.

Ein echter Alleskönner
Mit 45,7 Megapixeln bietet die D850 Auflösung bis zum Abwinken. Das ermöglicht vor allem viel Spielraum bei der Nachbearbeitung. Zur Verdeutlichung: Wenn ich aus diesem Bild den rot markierten Bereich ausschneide, dann sieht das folgendermassen aus.


Trotz der hohen Auflösung ist die Kamera schnell. Der Autofokus ist der gleiche wie in der Sport-Proficam Nikon D5 – da muss ich nicht viel mehr dazu sagen. Die Serienbildgeschwindigkeit ist beachtlich für eine Kamera mit so hoher Auflösung: 7 Bilder pro Sekunde. Mit bestimmtem Zubehör sind sogar 9 fps möglich. Dieses Zubehör ist aber recht umfangreich und vor allem teuer. Du findest alles Nötige in folgendem Bundle:
Hohe Auflösungen führen zu kleineren Einzelpixeln, die weniger Licht aufnehmen können. Dennoch rauscht der Sensor nur wenig. Denn es handelt sich um einen rückwärtig belichteten Chip (backside illuminated). Das Licht trifft direkt auf das Siliziumkristall, ohne zuerst eine Materialschicht passieren zu müssen. Diese Technologie ist nicht neu, bei so grossen Sensoren aber immer noch selten.
Die tiefste Lichtempfindlichkeit von ISO 64 (nativ, erweiterbar auf ISO 32) ermöglicht es dir, bei Videos und unter Umständen auch bei Langzeitbelichtungen auf den ND-Filter zu verzichten.
Einige weitere Dinge machen die Kamera für Video-Producer interessant. Zum Beispiel die sanfte Blendenveränderung im Video-Modus oder die unkomprimierte 4:2:2-Ausgabe an einen externen Rekorder. 4K beherrscht die Kamera selbstverständlich auch. Und zwar, ohne den Bildausschnitt zu verkleinern. Zudem bietet die Kamera eine leistungsfähige Zeitrafferfunktion, Zeitlupe, und in der LiveView auch Fokus-Peaking. So heisst die farbliche Hervorhebung des Schärfebereichs, wenn du manuell fokussierst. Was Video-Profis vermutlich vermissen, ist ein Log-Modus.
Hier ein kurzer Vergleich: Zuerst die normale, abgestufte Blendenveränderung, dann die sanfte mit Motorunterstützung.
Des weiteren bietet die Kamera auch beleuchtete Tasten. Ich finde das sehr praktisch beim Fotografieren im Dunkeln. Wer die Beleuchtung nicht will, kann sie auch ausschalten. Sie ist aber sehr dezent und bei Tageslicht unsichtbar.
Fazit: Normalerweise bringen Vorteile im einen Bereich (z.B. mehr Megapixel) dafür Nachteile in einem anderen (tiefere Geschwindigkeit und Lichtempfindlichkeit). Bei der Nikon D850 muss man erstaunlich wenig Kompromisse eingehen.
Die Auflösung ausnutzen
Mit 45 Megapixeln ist ein enormer Detailreichtum möglich. Dieses Potenzial schöpfst du aber nur aus, wenn alles stimmt. Dazu gehören hochwertige, scharfe Objektive. Denn längst nicht alle Gläser erreichen über die ganze Bildfläche die nötige Schärfe, um 45 Megapixel auszuschöpfen.
Der andere Knackpunkt einer sehr hohen Auflösung: Selbst kleinste Erschütterungen werden sichtbar. Die Aufnahme darf nicht den geringsten Verwackler haben.
Bei Spiegelreflexkameras verursacht der Spiegelschlag selbst schon eine kleine Erschütterung (manchmal auch eine ziemlich grosse). Bei bestimmten Belichtungszeiten verliert das Bild an Schärfe, besonders im Tele-Bereich. Fast alle Spiegelreflexkameras haben deshalb eine Spiegel-Vorauslösung: zwischen dem Hochklappen und der Aufnahme verstreicht ein kurzer Moment, in dem die Erschütterung abklingt.
Bei der D850 hat Nikon diese Funktion stark verbessert. Ich muss dafür nicht mehr in den separaten Modus «Mup» (Abkürzung für Mirror up) wechseln, sondern kann sie überall verwenden. Zudem sind neu auch sehr kurze Verzögerungen (0,2 und 0,5 Sekunden) möglich.
Im Quiet-Modus (Q und Qc) lässt sich die Spiegelvorauslösung in Kombination mit dem elektronischen Verschluss nutzen. Dadurch fallen selbst winzige Erschütterungen durch die Verschlussbewegung weg.
Zubehör
Es gibt mehr als genug Leute, die sich eine super Kamera gönnen und dann irgend etwas herummurksen, weil das Zubehör entweder komplett fehlt oder nicht auf dem gleichen Level ist. Ich habe diesen Fehler selbst auch gemacht und gebe darum gerne diese Empfehlungen unseres Produktmanagements weiter:
Ausprobiert I: Erster Eindruck
Ich habe die Kamera ein paar Tage bei mir gehabt und sie ein wenig auschecken können. Der erste Eindruck war, dass das Gerät sehr solid gebaut ist. Nichts lottert und wackelt, das Herausziehen des Bildschirms geht mir sogar etwas zu streng. An das stattliche Gewicht von etwa einem Kilogramm habe ich mich sehr schnell gewöhnt. Der Grossteil des Gewichts macht sowieso das Objektiv aus, wenn du eines der oben gezeigten anschraubst.
Sofern du in RAW fotografierst, kommt die Kamera auch mit ziemlich krassen Helligkeitsunterschieden klar. Selbst wenn das BIld in der Voransicht überbelichtet wirkt, bringst du die Details durch die Nachbearbeitung meist wieder vollständig hervor.


Ausprobiert II: Die Sache mit dem Spiegelschlag
Ich habe eine kleine Testreihe mit Stativ und Selbstauslöser aufgenommen. Bei 300 mm Brennweite und 1/50 Sekunde erzeugte der Spiegelschlag einen sehr starken Verwackler, wenn keine Spiegelvorauslösung aktiv ist. Aber schau selbst.
Ohne Spiegelvorauslösung:

Mit 0,2 Sekunden Spiegelvorauslösung:

Mit 3 Sekunden Spiegelvorauslösung:

Mit 3 Sekunden Spiegelvorauslösung und elektronischem Verschluss:

Bereits 0,2 Sekunden genügen, um den Spiegelschlagverwackler zu beseitigen. Das macht das Fotografieren sehr viel einfacher. Ausser bei Sport und Action kann man die Vorauslösung eigentlich immer eingeschaltet lassen.
Ausprobiert III: Akkulaufzeit
Laut CIPA-Verfahren reicht der Akku für 1840 Fotos. Diese Angabe bedeutet nicht, dass du tatsächlich so viele Fotos machen kannst. Aber weil das CIPA-Testverfahren immer gleich ist, lassen sich Kameras miteinander vergleichen. Und 1840 ist ein richtig guter Wert. Einige Kameras erreichen nicht mal 300.
Mein Eindruck stimmt damit überein. Ich habe bei Minustemperaturen ein Zeitraffervideo gemacht und dafür etwa 45 Minuten lang Bilder geschossen, weil ich erst im fünften Anlauf einigermassen zufrieden war. Danach habe ich noch einige Langzeitaufnahmen gemacht. Am Ende fielen mir beinahe die tiefgefrorenen Ohren ab, aber die Akkuanzeige stand immer noch auf voll.
Was Schweizer Profis mit der D850 machen
Beim Austesten der Kamera hatte ich immer das Gefühl, dass ich deren Potenzial nicht ansatzweise ausschöpfe. Ich bin kein Profi-Fotograf, meine eigene Kamera liegt zwei Preisklassen tiefer und vor allem hatte ich in der kurzen Testzeit keine Gelegenheit für Shootings an interessanten Locations. Nikon Schweiz hat jedoch die Fotografen Christian Ammann, Stefan Forster und Marcel Lämmerhirt auf die Diavolezza in Graubünden geholt. Dort zeigen sie, was mit der D850 alles möglich ist. Bei Nikon Schweiz findest du Bilder und Beschreibung der Shootings.


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.