Produkttest

Die neuen UE-Lautsprecher im Test: Boomt es noch mehr?

David Lee
24.9.2018

Die beiden Bluetooth-Lautsprecher UE Boom und UE Megaboom sind in der dritten Generation erhältlich. Im Test haben sie mich begeistert, aber auch ein bisschen verärgert.

Fangen wir doch gleich mit dem wichtigsten an, nämlich mit dem Sound. Zunächst die kleinere UE Boom 3: Sie bringt einen für ihre Grösse sehr guten Klang hin, der das Wohnzimmer locker ausfüllt. Die Box eignet sich aber auch für Küche und Bad. Dadurch, dass du sie hochkant aufstellst, braucht sie wenig Platz und du kannst sie fast an beliebigen Orten platzieren. Das kommt der Soundqualität zugute, denn viel hängt ja von der Position im Raum ab, insbesondere von den Abständen zu den Wänden.

Selbstverständlich kannst du die Geräte auch draussen verwenden, aber ob du dich damit beliebt machst, ist eine andere Frage.

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Die Megaboom 3 hat natürlich durch ihre Grösse mehr Bass als die Boom 3. Auch sie klingt sehr gut. In einem kleinen Raum mit wenig schallschluckenden Elementen (typisch für Küche oder Bad) kann der Bass sogar zu dominant werden. Die App bietet einen Equalizer, mit dem du gezielt Bässe oder Höhen betonen kannst. Der Equalizer kann jedoch die Klangcharakteristik einer Box nicht grundsätzlich ändern.

Das zeigt sich auch, wenn ich den Klang der UE Boom 3 mit einer Boom 1 vergleiche. Diese hat deutlich weniger Bass als die Boom 3 und klingt allgemein flacher – und das lässt sich durch den Equalizer nicht wettmachen. Der Unterschied zur Boom 3 ist nicht riesig, aber auch für Nichtaudiophile wie mich deutlich hörbar. Eine Boom 2 konnte ich zum Vergleich kurzfristig nicht auftreiben. Nach dem, was von Hersteller und Tests zu lesen ist, soll der Sound aber sehr ähnlich sein.

Fascht e Familie: Megaboom 3, Boom 3, Boom 1
Fascht e Familie: Megaboom 3, Boom 3, Boom 1

Raumklang ja, rundum gleichmässig nein

Ultimate Ears preist bei der dritten Generation den «360-Grad-Sound» an. Die Lautstärketasten liegen jetzt nicht mehr auf einer Gummifläche, sondern direkt über dem Bezug. Das sieht schöner aus, aber unter den Lautstärketasten befinden sich keine Lautsprecher und die Box klingt deshalb auch in der dritten Generation nicht in alle Richtungen gleichmässig. Sie strahlt den Sound vor allem auf den beiden Seiten ab. Im Video versuche ich das zu zeigen, indem ich den Hochtonbereich (oben) abdecke. Auf der Seite verändert sich der Klang, die Höhen werden verschluckt. Decke ich mit der Hand vorne und hinten ab, passiert das nicht.

Trotzdem erzeugt eine Box alleine schon so etwas wie Raumklang. Das hat in mir sofort die Neugier geweckt: Wie klingt das mit zwei Boxen? Unter Umständen könnte ich so sogar meine «richtige» Stereoanlage durch zwei Boom ersetzen. Dann würde der ganze Kabelsalat wegfallen, und auch das Problem, dass grosse Boxen frei stehen müssen und tendenziell zu viel Bassreflex produzieren.

Der Stereo-Modus

Über den Party-Modus der App kannst du bis zu 150 (!) Boom-Boxen gleichzeitig mit deinem Sound ansteuern. Da ich eine Boom 3 und eine Megaboom 3 zum Testen habe, verbinde ich wenigstens mal diese zwei. Das bringt natürlich noch mehr Raumklang, ich bin auf Anhieb begeistert. Aber ist das Stereo in dem Sinn, dass eine Box den linken Kanal ausgibt und eine den rechten? Mit dem untenstehenden Video finde ich das schnell heraus: nein. Der Sound, der nur aus dem linken oder rechten Kanal kommt, wird immer über beide Boxen abgespielt.

Es gibt aber schon länger einen echten Stereomodus, bei dem du auch die Balance wählen kannst. Der EQ wirkt sich auf beide Boxen aus. In der Vergangenheit war es nicht möglich, eine Boom und eine Megaboom im Stereomodus zu betreiben, und daran hat sich offenbar nichts geändert. Ich habe es weder mit iOS noch unter Android geschafft. Dafür stand mir der Stereomodus in der Kombination Boom 1 und Boom 3 zur Verfügung, womit ich nicht gerechnet hätte.

Stereo geht in Kombination mit der älteren Boom
Stereo geht in Kombination mit der älteren Boom

Probleme unter Android

Unter Android lief bei mir nicht alles bestens. Die App stürzte öfters mal ab, der Akku stand prinzipiell immer auf 20 Prozent, was eindeutig falsch war, die Box liess sich nicht über die App ausschalten, und am schlimmsten: Es gab immer wieder kleinere und grössere Aussetzer beim Abspielen der Musik, wenn ich mehrere Boxen im Party-Modus betrieb. Da UE während meines Tests ein Update der Android-App veröffentlichte, musste ich alles nochmal testen – besser wurde dadurch nichts (Stand: App-Version 7.0.206, 22. September). Ich habe mit zwei verschiedenen Android-Smartphones getestet, eines davon direkt ab Werkseinstellung.

Immerhin: Das Firmware-Update der Boom 3 und Megaboom 3 ging sehr einfach via App, während ich für das Update der Boom 1 extra eine Software auf dem PC installieren und die Box dort anschliessen musste.

Um die Boom 3 zu koppeln, nachdem sie bereits mit einem anderen Gerät gekoppelt (aber nicht verbunden) war, musste ich immer die Box zurücksetzen: 10 Sekunden Power und Minustaste drücken und dann alle Einstellungen neu vornehmen. Ich nehme nicht an, dass das so beabsichtigt ist. Manchmal klappte es selbst dann nicht auf Anhieb.

Kleiner Schubser ins Wasser

Die Booms sind seit der ersten Generation wasserdicht. Als kleine Verbesserung soll die UE Boom 3 an der Oberfläche aufschwimmen statt auf den Seegrund abzusinken. Bei der Megaboom war dies anscheinend schon vorher der Fall (habe ich nicht ausprobiert). Wenn die Box also schwimmt, kann man dann auch auf dem Wasser Musik hören?

Nicht wirklich. Die Bluetooth-Verbindung bleibt zwar mehr oder weniger erhalten, aber die Lautsprecher liegen unter der Wasseroberfläche und vom Sound ist nicht mehr viel zu hören. Beim Herausziehen scherbelt die Musik, aber nur kurz; bald klingt die Box wieder wie neu.

Noch praktischer

Die neuen Booms haben eine zusätzliche Taste. Sie ist multifunktional: Ein kurzes Drücken pausiert die Musik oder setzt sie fort, zwei Mal kurz geht zum nächsten Stück, und längeres Drücken wechselt zur nächsten Playlist. Diese Playlists definierst du in der App. Allerdings klappt das gegenwärtig mit Spotify nicht, sondern ist auf Apple Music (iOS) oder Deezer (Android) beschränkt. Unter iOS konnte ich auch lokal gespeicherte Musik, zum Beispiel Alben, als Playlist hinzufügen. Unter Android klappt auch das nicht. Wenn du Deezer nicht nutzt, lässt sich der Button nur für Play/Pause und nächstes Stück verwenden. Immerhin besser als nichts.

Eine kleine, aber feine Verbesserung: das Ladekabel wird nicht mehr auf der Unterseite, sondern unten auf der Seite angeschlossen. Dadurch kann die Box ganz normal stehen, während sie geladen wird. Ausserdem ist die neue Generation mit der Ladestation für die UE Blast kompatibel. Die habe ich aber nicht ausprobiert.

Auch der Aux-Eingang lag bislang auf der Unterseite – sehr unpraktisch. Die Lösung, die sich der Hersteller dafür hat einfallen lassen, ist allerdings enttäuschend: Der Eingang fürs Kabel fehlt nun einfach ganz. Das gefällt mir gar nicht. Ich mag die Möglichkeit der Kabelverbindung, weil das viel weniger fehleranfällig ist als Bluetooth und erst noch die bessere Soundqualität bietet (keine zusätzliche Komprimierung).

Fazit: gemischte Gefühle

Ich verstehe, warum die Logitech mit den Boom-Lautsprechern Erfolg hat. Sie sind ganz einfach praktisch. Nicht nur unterwegs, auch zuhause. Sie sind auf jeden Fall genug laut und der Akku hält genug lange – so wie von den Vorgängen bekannt. Die neuen Boomeriche klingen gut und sehen gut aus. Das ist natürlich Geschmackssache, aber meiner Meinung nach ist das Design in Version 3 viel schöner. Ausserdem sind die Geräte noch ein wenig besser in der Handhabung geworden. Wer schon eine Boom hat, muss aber deswegen keine neue kaufen.

Es gibt aber auch Minuspunkte. Massiv genervt haben mich die Probleme mit der Android-App. Und den Line-Eingang wegzusparen, halte ich für einen Fehler. Unter diesen Umständen werde ich ganz sicher nicht meine Stereoanlage durch zwei Boom ersetzen.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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