

Devialet Mania: Du siehst gut aus, aber ich lieb dich nicht

Der erste portable Lautsprecher der Edelmarke Devialet vermag mich nur optisch zu begeistern.
Devialets ersten portablen Bluetooth-Speaker gibt es in den Farben Schwarz und Grau. Ich habe die schwarze Variante bei mir – und noch nie einen schöneren Bluetooth-Speaker gesehen. Egal, ob ich das Ding von vorne, von oben oder schräg von der Seite her anschaue, es sieht immer formvollendet aus. Und das, obwohl ein Griff fest integriert ist. Den hat Devialet als durchgängiges Band mit den Tasten verbunden – sehr elegant gelöst.
Wenn doch der Rest des Geräts nur auch so toll wäre wie das Aussehen.

Mittelmässige Bedienung
Die Box funktioniert sowohl mit Bluetooth als auch über das heimische WLAN. Ich habe sie mit Apple-Geräten getestet – in diesem Umfeld verbindet sich die Box per WLAN über AirPlay 2.
Vom Einschalten bis zur Betriebsbereitschaft verstreichen mindestens zehn Sekunden. Das Gerät signalisiert diese mit einem akustischen Signal. Auf jeder Seite befinden sich drei Tasten. Die Statusanzeige befindet sich oberhalb der einen Dreiergruppe. Leider ist es die falsche Gruppe, nämlich Lautstärke und Play/Pause. Die Statusanzeige ist jedoch für die drei Tasten auf der anderen Seite relevant: Ein-Aus-Schalter, Bluetooth und Akkustand. Du kannst daher nicht gleichzeitig den Status und die zugehörigen Tasten anschauen.
Schlimm ist das nicht. Erstens weisst du mit der Zeit, wo die Tasten sind und kannst sie blind erfühlen, und zweitens wird das Gerät sowieso hauptsächlich über die App bedient.
Mit der Devialet-App habe ich allerdings noch mehr Mühe. Es ist die gleiche App, die auch bei anderen Devialet-Produkten zum Einsatz kommt. Besonders intuitiv in der Bedienung fand ich die App noch nie, aber bislang hat sie wenigstens funktioniert. Dieses Mal hingegen kämpfe ich mit diversen Problemen. Beim Ausschalten verschwindet der «Ausschalten»-Button nicht. Immer mal wieder kommt es vor, dass das Gerät in der App nicht mehr sichtbar ist und ich daher keine Einstellungen vornehmen kann. Gelegentlich werden Änderungen an der Lautstärke oder am Equalizer nicht übernommen, wie du im Video siehst – oder es wird nicht mit der angezeigten Lautstärke abgespielt.
Die Box spielt Musik auch ohne App ab, aber dann nur via Bluetooth. Ausserdem fehlen dir so der Equalizer und Firmware-Updates. Apropos: Die App erhält regelmässig Firmware-Updates. Es besteht also die Hoffnung, dass Devialet die Probleme behebt. Ob die Android-Version besser funktioniert, habe ich nicht getestet.
Der Sound: Wieder mal ganz viel Bass
Damit zum Wichtigsten: Zum Klang. Wenn du heftige und besonders tiefe Bässe willst, dann bekommst du sie mit diesem Gerät. Es ist beeindruckend, wie viel Wumms die schwarze runde Bombe hinkriegt. Bei Hip-Hop oder EDM sorgt das für den gewünschten Effekt.
Für andere Musikstile kann der Bass zu aggressiv sein. Es ist Geschmackssache, aber mir passt die Abstimmung der Frequenzen nicht. Mir sind die Bässe, insbesondere die ganz tiefen, zu dominant im Verhältnis zum Rest. In den Mitten, wo Klavier, Gesang oder Gitarre angesiedelt sind, fehlt mir die Durchsetzungskraft.
Darum habe ich überhaupt mit dem Equalizer experimentiert. Natürlich kann ich damit die Bässe mindern, aber an der Grundausrichtung des Klangbildes ändert sich dadurch nichts.
Die meisten Bluetooth-Speaker sind mehr oder weniger basslastig ausgerichtet – offenbar will das die Mehrheit der Leute so. Damit du nicht von einer einzelnen subjektiven Meinung abhängig bist, habe ich das Gerät auch meiner Audio-Kollegin Livia zum Probehören gegeben. Sie findet den Sound nicht schlecht, aber etwas dumpf – und nicht so toll, wie sie aufgrund des Preises erwartet hätte.
Der Tieftöner ist mir aber nicht nur zu dominant; er arbeitet auch auf eine für mich unvorhersehbare Weise. Ein extremes Beispiel: In dieser Aufnahme von Beethovens «Für Elise» dreht der Tieftöner komplett durch, obwohl überhaupt keine Bässe vorkommen. Es muss etwas im Hintergrundrauschen sein, das den Bluetooth-Lautsprecher triggert. Bei anderen Aufnahmen desselben Stücks passiert das nicht. Wie das aussieht, siehst du im Video.
Vom Raum abhängig
Ob sich tiefe Bässe durch Rumpeln und Dröhnen negativ bemerkbar machen, hängt stark vom Raum ab. Im Freien stört das weniger als in einem kleinen Zimmer. Dieses Gerät scheint mir aber für kleine Räume gemacht. Draussen spielt es seine AirPlay-Fähigkeit nicht aus. Und für sehr grosse Räume ist es zu schmächtig.
Mit seinen vier Lautsprechern und zwei Subwoofern kann das Gerät bereits alleine Stereo produzieren. Es klingt aber nicht so dreidimensional wie zwei auseinander liegende Boxen. Obwohl es die gleiche App verwendet wie Devialets Multiroom-Lautsprecher, lässt es sich laut Devialet nicht mit diesen im Stereo-Verbund betreiben. Update, 13.1.23: Hier stand ursprünglich, dass auch kein Multiroom-Verbund möglich sei. Doch mit AirPlay ist es möglich, neben Devialet Mania auf weitere Lautsprecher gleichzeitig zu streamen. Nur halt nicht in Stereo.
Der Devialet-Speaker hat vier integrierte Mikrofone, um sich selbst im Raum zu kalibrieren. Dies soll für einen besseren Raumklang sorgen. Die Wirkung ist allerdings recht dezent.
Die Mikrofone sollen auch für die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa verwendet werden können. In der Schweiz funktioniert das derzeit nicht, weshalb ich es nicht testen kann. Die Mikrofone lassen sich mit einem Schieberegler direkt am Gerät ausschalten.
Laden und Akku
Im Betrieb ist die Akkulaufzeit ausreichend. Ich schätze, die vom Hersteller angegebenen zehn Stunden stimmen ungefähr. Allerdings nur, wenn du das Gerät ständig brauchst. Denn die Box entlädt sich auch im ausgeschalteten Zustand, und zwar relativ schnell. Steht sie ein paar Tage unbenutzt herum, musst du sie zuerst wieder aufladen.
Zum Aufladen wird die Mania auf eine tellerförmige Ladefläche gestellt. Diese wirkt gleichermassen elegant wie der Speaker und lädt die Box anfänglich sehr schnell, für eine volle Aufladung verstreichen dann aber ungefähr drei Stunden.

Quelle: David Lee
Fazit: Aussehen yeah, Rest meh
Die Devialet Mania entzückt mein Auge, aber nicht mein Ohr. Mir sind die tiefen Bässe zu dominant, und mit dem Raumklang ist es nicht allzu weit her. Zudem hat sich die App in meinem Test sehr unzuverlässig verhalten. Klar: Jemand mit einer Vorliebe für tiefe und laute Bässe hätte ein anderes Fazit gezogen. Aber von mir gibt es bei diesem Preis keine Kaufempfehlung.


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.