
Produkttest
Test: Was taugt die Sony A7 III?
von David Lee
Vergiss die Awards von EISA und TIPA: Hier kommt die definitive Auswahl der besten Kameras des Jahres 2018. Ausgewählt von einer ausgewogenen Jury bestehend aus David, David und David.
Diese Kameras haben mich 2018 am meisten interessiert, fasziniert und begeistert. Die Auswahl ist logischerweise subjektiv und die Reihenfolge ist keine Wertung. Triggerwarnung: Beim Lesen dieses Beitrags kann sich dein latentes GAS (Gear Acquisition Syndrome) bemerkbar machen.
Diese Kameras sind alle sehr gut. Aber sie sind auch alle mehr oder weniger teuer.
Die Sony A7 III kann alles ausser Hochdeutsch. Will heissen: abgesehen von unverständlichen Abkürzungen wie «TC/UB-Anz.einstlg» habe ich kaum etwas an diesem Gerät auszusetzen. Begeistert haben mich vor allem die Sport- und Action-Fähigkeiten der Kamera: Sie fokussiert und schiesst schnell und es ist problemlos möglich, während der Serienaufnahme das Motiv im Blick zu behalten. Aber auch alles andere, also Lowlight, Landschaft, Architektur und Video meistert die Kamera souverän.
Und noch ein Allrounder von Sony, dieses Mal im Miniaturformat. Für eine Kompaktkamera weit über 1000 Franken zu bezahlen, scheint auf den ersten Blick leicht verrückt. Insbesondere, da die Vorgängermodelle immer noch – und erst noch viel günstiger –zu haben sind. Doch der Zoombereich von 24–200 mm macht den kleinen Knipser extrem vielseitig, ohne dass es Einbussen in der Qualität gibt. Bemerkenswert finde ich, dass sogar Sport- und Actionaufnahmen problemlos gelingen. Das habe ich bei einer Kompakten noch nie gesehen.
Die Vorteile von spiegellosen Kameras sind unbestritten: Das Bild im Sucher sieht gleich aus wie anschliessend auf dem Foto, während Videoaufnahmen bleibt das Bild sichtbar, und es ist möglich, lautlos zu fotografieren. Doch Kameras mit und ohne Spiegel lassen sich nicht im gleichen System vereinen. Daher wurde 2018 Nikon Z geboren, ein System für spiegellose Vollformatkameras.
Der robuste, griffige Body ist bei beiden Z-Modellen gleich, die Modelle unterscheiden sich nur innerlich:
Bei Nikons riesigem Objektivsortiment ist entscheidend, wie gut der Adapter fürs bisherige System funktioniert. Positiv: Nicht nur die neueren SLR-Objektive vom Typ AF-P lassen sich ohne Einschränkung nutzen, sondern auch die älteren vom Typ AF-S und AF-I. Laut dpreview.com ist der Autofokus schnell und präzis genug, um mit einem 70-200mm-Objektiv vernünftig zu arbeiten.
Ein gründlicher Test steht noch aus. Hier findest du alle Features und eine erste Einschätzung im Detail.
Die Fujifilm GFX 50R ist klein (16 cm), leicht (775 Gramm) und supergünstig (unter 5000 Franken). Denn wir reden hier von einer Mittelformatkamera, und die sind normalerweise noch viel grösser, schwerer und teurer. Fujiifilm zeigt, dass es auch anders geht.
Die Kombination aus höchster Bildqualität und Mobilität ist nicht nur für Profis verlockend. Die Kamera lässt sich sogar für Reisereportagen verwenden. Mittelformat wird zwar immer klobiger und behäbiger bleiben als das Kleinbildformat, aber die GFX 50R bedeutet ein Schritt in Richtung Massentauglichkeit. Für das neue Jahr ist ein flaches Pancake-Objektiv angekündigt. Damit soll das Mittelformat noch handlicher werden.
Bei schwachem Licht bleibt die Fujifilm X-H1 stark. Rauscharme Sensoren und lichtstarke Objektive gehören bei Fujifilm zum Standard. Hier kommt ein kamerainterner Bildstabilisator hinzu (Premiere bei Fujifilm) und ein Autofokus, der auch im Dunkeln wunderbar funktioniert. Der schnelle Autofokus, die hohe Serienbildrate und die Tatsache, dass das Sucherbild während der Serienaufnahmen sichtbar bleibt, machen die X-H1 so nebenbei auch für Sport und Action brauchbar. Das Gehäuse gleicht einer geschrumpften GFX 50S. Es ist stabil, griffig und mit einem modernen Zweitbildschirm versehen.
Die folgenden fünf Geräte hätten es fast in die Top 5 geschafft. Aber irgendwas hat dann doch nicht ganz gepasst. Mir sind sie trotzdem eine Erwähnung wert.
Ein halbes Jahr nach der X-H1 lancierte Fujifilm die X-T3. Diese Kamera verfügt im Gegensatz zur X-H1 über die neuste Prozessor- und Sensorgeneration, dafür ist kein Bildstabilisator drin. Keine der beiden Kameras ist also perfekt. Digitec-Produktmanager Denny Phan ist der Meinung, dass die X-T3 mehr Leute interessiere und daher relevanter sei. Zudem ist sie auch schneller. Aber hey: Die X-H1 habe ich selbst getestet und kann sie guten Gewissens empfehlen. Bei der X-T3 muss ich mich auf die Urteile anderer verlassen.
Mit der EOS R wagt sich auch Canon ins Gebiet der spiegellosen Vollformatkameras vor. Das ist ein grosser und dringend nötiger Schritt. Canon gelingt der Übergang von Spiegelreflex zu spiegellos recht elegant, weil sich die ganze Objektivpalette der SLR-Vollformatkameras praktisch ohne Einschränkungen nutzen lässt. Die drei zum System gehörigen RF-Objektive sind klar auf die High-End-Zielgruppe zugeschnitten, noch deutlicher als bei Nikon.
Die erste Kamera hat jedoch einige Schwächen und wird so keiner spezifischen Anwendergruppe voll gerecht. Eigentlich hätte sie gute Voraussetzungen zur professionellen Video Cam, doch mit einem Crop-Faktor von 1.8 bei 4K-Auflösung hat sich Canon in der Video-Szene unbeliebt gemacht. Für Sport und Action sind 5 fps bei nachgeführtem Autofokus etwas dürftig, und es ist recht schwierig, Motive in Bewegung auf dem Sucher zu verfolgen. Für Landschaft und Architektur ist sie okay, aber nicht das Pixelmonster, das manche darauf spezialisierte Fotografen sich wünschen. Das Bedienkonzept ist zwar innovativ, aber bestimmt nicht jedermanns Sache. Und in dieser Preisklasse darf man heute auch IBIS (Bildstabilisierung in der Kamera) erwarten.
Diese Kamera hätte ich liebend gerne in die Top 5 genommen. Ich halte sie für nahezu perfekt. Überragende Akkulaufzeit, eine extrem hohe Auflösung und trotzdem schnelle Serienbildfunktion, eine hohe Dynamik, professionelle Videofeatures, beleuchtete Tasten und ein über Jahrzehnte optimiertes Bedienkonzept: Viel besser kann eine Spiegelreflexkamera wohl nicht mehr werden. Mit der stark verbesserten Spiegelvorauslösung hat Nikon sogar einen klassischen Nachteil von Spiegelreflexkameras weitgehend ausgemerzt.
Und warum ist sie dann nicht in den Top 5? Ganz einfach: Sie stammt eigentlich aus dem Jahr 2017. Mit Betonung auf «eigentlich». Denn die Lieferbarkeit des begehrten Stücks war anfangs so lausig, dass die Meisten sie erst in diesem Jahr geliefert bekamen. Ich selbst hielt sie auch erst Anfang 2018 zum Ausprobieren in den Fingern. Trotzdem wäre es nicht korrekt gewesen, diese Kamera als «Best of 2018» zu bezeichnen.
Die Panasonic GH5S ist voll auf Video spezialisiert. Der Sensor hat nur 10 Megapixel, was für Videos reicht – und auch für Fotos, die du nur am Bildschirm betrachtest oder in ein Video einbaust. Der Vorteil der geringen Auflösung ist, dass die einzelnen Pixel lichtempfindlicher sind.
Wenn du eine Kamera hauptsächlich zum Fotografieren kaufst, ist die GH5S aber nicht die richtige Wahl. Beim Fotografieren wäre mehr Auflösung wünschenswert. Und falls du sehr niedrige Auflösungen verwendest – etwa fürs Web – spielt auch das geringere Rauschen keine Rolle. Dieses wird durch die Verkleinerung sowieso herausgerechnet.
Die DJI Mavic 2 ist eindeutig ein Fotografie-Highlight. Aber es ist halt keine Kamera, sondern eine Drohne und passt darum nicht so recht rein.
Die Kamera der Drohne bewegt sich aufgrund der Sensorgrösse (1 Zoll) und der Lichtstärke (f/2.8) auf dem Niveau der grösseren und teureren DJI Phantom 4 Pro. Im Vergleich zum Mavic-Vorgänger wurde nicht nur die Kamera deutlich verbessert: Die Drohne fliegt länger, leiser und hat eine bessere Motivverfolgung. Erstaunlich: In der Luft hält sie sich so ruhig, dass sich damit sogar Langzeitbelichtungen realisieren lassen.
Fürs 2019 erwarte ich, dass im spiegellosen Vollformat die Post abgeht. Canon und Nikon müssen nachlegen, nur schon um zu zeigen, dass ihre Systeme Zukunft haben. Ausserdem kommt durch Panasonic in Kooperation mit Sigma und Leica weitere Konkurrenz im spiegellosen Vollformat. Panasonic wird im Frühling zwei Kameras bringen, die Lumix S1R und S1. Und bis 2020 mindestens zehn passende Objektive.
Fujifilm hat fürs 2019 die GFX100 angekündigt, ein Mittelformat-Monster mit 100 Megapixeln.
Sony bringt vielleicht schon zur CES Anfang Januar etwas, ansonsten sicher im Frühling. Eigentlich wäre die für Video optimierte A7S III mal fällig.
Sehr gespannt bin ich natürlich auch auf die Zeiss ZX1.
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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.