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«Borderlands 3»: Flacher Humor, wenig Neues und trotzdem irgendwie packend

«Borderlands 3» bietet wenig Überraschung, wenig Innovation und teilweise verdammt flachen Humor. Trotzdem funktioniert die Formel aus massenhaft wahnwitzigen Waffen, kuriosen Charakteren und einer verrückten Welt noch immer. Simon und ich ballern ab 13 Uhr aus allen Rohren.

«Borderlands 3» hat es mir nicht einfach gemacht, es zu mögen. Als grosser Fan der Vorgänger freute ich mich riesig über die erste Ankündigung. Besorgniserregende Skandal-Meldungen über Entwickler Gearbox und insbesondere CEO Randy Pitchford dämpfen wiederum meine Vorfreude. Der erste Gameplay-Trailer schliesslich sorgte ebenfalls für gemischte Gefühle. Irgendwie geil, aber irgendwie auch genau gleich wie «Borderlands 2». Dieser Eindruck ist auch nach 20 Stunden geblieben.

Einmal mehr von allem bitte!

An Waffen mangelt es definitiv nicht.
An Waffen mangelt es definitiv nicht.

Sieben Jahre sind vergangen seit dem letzten, offiziellen «Borderlands». Das «Pre-Sequel» klammere ich aus, da es eher ein grosses Addon ist. Der Kern des Spiels ist gleich geblieben. Irgendwo hinfahren, ballern, looten, zurückfahren und Quest abgeben. Gearbox hat aber an allen Ecken nachgerüstet. Es gibt mehr Waffen, verrücktere Waffen, abwechslungsreichere Gebiete, etwa eine neonleuchtende, halbverwüstete Stadt, neue Charaktere mit Mechs oder Drohnen, die jetzt sogar sprechen können und zahlreiche neue Fahrzeuge. Und fast alles kannst du irgendwie aufrüsten.

Der Star ist natürlich nach wie vor der Loot – allen voran die vielen Waffen. Eine Milliarde sollen es sein. Ich warte kurz, bis du nachgezählt hast. Unter den Waffen ist etwa ein Revolver, der laufende und bewaffnete Gehirne verschiesst oder ein radioaktiver, Kot-schiessender Raketenwerfer. Und ständig findest du neue Schiessprügel. In Truhen, Schränken, WC-Schüsseln oder vom Loot-Goblin. Anfangs kann es etwas dauern, bis sich der Loot-Flow einstellt. Die ersten Knarren, die ich gefunden habe, hatten allesamt winzige Magazine, keine besonderen Eigenschaften und die kugelfressenden Gegner waren damit besonders harzig. Erst mit besseren Waffen kommt das Spiel in Fahrt.

Flüssiger wird das Gameplay auch durch deine neuen Bewegungsmöglichkeiten. Du kannst weiter springen, schneller Rennen und dich an Wänden hochziehen. So kommt richtiges Parcour-Feeling auf.

Optisch ist «Borderlands 3» eine Wucht. Der Comic-Stil wurde beibehalten, sieht nun aber noch knackiger und bunter aus. Das Leveldesign ist deutlich abwechslungsreicher als noch in den Vorgängern. Besonders wenn du mal vom Startplaneten weggereist bist. Du bist nämlich nicht mehr nur in der Wüstenödnis Pandora unterwegs. Mit einem Raumschiff, das dir auch als Basis dient, erkundest du insgesamt vier verschiedene Planeten.

Die Welt ist, wie man es von der Serie gewohnt ist, brutal, chaotisch und verrückt. Jeder bekriegt jeden, alle sind als Kinder offenbar vom Wickeltisch direkt in eine mit Spritzen versehene Müllhalde gefallen und die Standard-Lautstärke ist Schreien. Die schrägen Charaktere und die abwechslungsreichen Levels sorgen für ein stimmiges Gesamtbild.

Nicht immer ein Volltreffer

Die Calypso-Zwillinge sind einfach nur nervig.
Die Calypso-Zwillinge sind einfach nur nervig.

Der Humor hingegen ist teilweise so flach, dass ich nur den Kopf schüttel kann. Dabei bin ich eigentlich ein grosser Fan von schlechten Witzen. Einige Charakter sind aber einfach nur peinlich und wenn zum vierten Mal der gleiche Witz über kleine Penisse gemacht wird, frage ich mich schon, ob ein Kindergärtner die Dialoge geschrieben hat. Am schlimmsten sind die beiden Bösewichte Troy und Tyreen Calypso. Die Geschwister sind die Influencer der Zukunft und sogar noch nerviger als Handsome Jack aus «Borderlands 2». Ansonsten wär die Story gar nicht mal so schlecht. Zum Glück gibt es auch viele Figuren, bei denen ich schmunzeln musste. Stichwort Barista. Das inhaltliche Niveau wird mit dem Fortschreiten des Spiel etwas besser – das, oder ich hab mich einfach an den plumpen Humor gewöhnt.

Neben vielen neuen Komfortfunktionen wie Schnellreisefunktion, besseren Interaktionensmöglichkeiten mit Freunden, automatisches Looten, nervt immer noch, dass du nur eine Quest gleichzeitig tracken kannst. Oder du findest Mods, die zwar für deinen Level passen, aber der notwendige Skill, um sie auszurüsten, wird erst ab einem bestimmten Storymoment freigeschaltet. Gleiches gilt für die Eridium-Steine und Tafeln, die du entziffern könntest. Und das Inventarmanagement ist auch noch die gleiche Plage wie eh und je.

Zudem sind gerade am Anfang die passiven Charakterfähigkeiten ziemlich unspektakulär. Vielleicht liegt das auch an meiner Klasse «Moze», die Braut, die einen eigenen Kampfmech hat. Aber wenn ich 15 Punkte in Dinge wie 3% mehr Brandschaden oder 3% Schadensreduktion stecke, kommt wenig Freude auf.

Obendrauf hat «Borderlands 3» besonders auf dem PC noch mit zahlreichen Bugs zu kämpfen und die Performance lässt deutlich zu wünschen übrig. Ich spiele mit einer Auflösung von 3440 x 1400 Pixel mit einer RTX 2080 Ti bei maximalen Details und die Frames schwanken zwischen ordentlichen 70 und unterirdischen 40 fps.

Kann man spielen, muss man nicht

Nach sieben Jahren hätte ich mehr Innovation von Gearbox erwartet. «Borderlands 3» ist eine konsequente Weiterentwicklung, aber viel Entscheidendes hat sich nicht geändert. Es ist schöner, grösser und hat mehr Waffen. Wäre es vor drei Jahren rausgekommen, hätte ich nichts zu bemängeln. So wirkt «Borderlands 3» angestaubt, auch wenn der eine oder andere Bossgegner etwas Abwechslung reinbringt. Die Zeit zwischen Teil 2 und Teil 3 ist zu gross und die Neuerungen zu klein. Wer «Borderlands 2» geliebt hat, wird dennoch seinen Spass haben. Ich hab trotz starker Schwankungen der inhaltlichen Qualität mittlerweile meinen Rhythmus gefunden. Wenn dich aber schon damals das repetitive Gameplay gelangweilt hat, wird es dir mit «Borderlands 3» nicht besser ergehen. Und wirklich was verpassen tust du nicht.

«Borderlands 3» ist verfügbar für PC, PS4 und Xbox One.

2K Games Borderlands 3 (PC, DE)
Game

2K Games Borderlands 3

PC, DE

2K Games Borderlands 3 (PS4, DE)
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2K Games Borderlands 3

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2K Games Borderlands 3 (Xbox Series X, Xbox One X, DE)
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2K Games Borderlands 3

Xbox Series X, Xbox One X, DE

2K Games Borderlands 3 (PC, DE)

2K Games Borderlands 3

2K Games Borderlands 3 (PS4, DE)

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2K Games Borderlands 3 (Xbox Series X, Xbox One X, DE)

2K Games Borderlands 3

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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