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TCL will den OLED-Markt: Muss sich LG warm anziehen?
von Luca Fontana
Der chinesische Lizenznehmer TCL gibt Blackberry ab. Ein neues Unternehmen aus den USA bringt im kommenden Jahr ein 5G Blackberry auf den Markt. Die physische Tastatur bleibt – zum Glück.
Egal, was da kommt, eines ist gewiss: Das neue Blackberry mit 5G Capabilities wird eine physische Tastatur haben. Damit ist die grösste Sorge der Blackberry-Fans aus der Welt geschafft. Das war‘s aber mit der Sorgenfreiheit, denn der Rest der News liest sich , als ob sich Blackberry auf dünnes Eis begibt. Oder sich vom dünnen Eis des Wirtschaftskrieges zwischen den USA und China entfernen will.
In den vergangenen Jahren hat Blackberry, nach wie vor eine eigene Firma, die Lizenz zur Hardware-Manufaktur an den chinesischen Hersteller TCL vergeben. Dieser gibt das Mandat nun an eine neue Firma – OnwardMobility – ab. Diese neue Firma kündigt denn auch gleich ein neues Smartphone an. Es soll den 5G-Standard unterstützen.
Die News lesen sich fröhlich. Wörter wie «thrilled» und «excited» werden irgendwelchen Managern in den Mund gelegt in Zitaten, die so sicher nie gesagt wurden. Einen spezifischen Grund liefert das Press Release nicht, dafür aber Hintergrundinformationen zum neuen Lizenznehmer OnwardMobility, darunter ein Link zu einem LinkedIn-Firmenprofil.
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Government expertise? Blackberry scheint etwas näher an die Regierung zu rücken. Das lässt folgende Vermutung zu: Blackberry, zieht sich aus dem chinesischen Markt zurück, damit sie weiterhin auf einem unkritisierbaren Standpunkt der Sicherheit beharren können. Dies, obwohl FIH, eine Tochter des chinesischen Herstellers Foxconn, involviert ist.
Alternativ könnte TCL einen Geschäftszweig abstossen, der dem Konzern nicht die Erträge bringt, den er sich erhofft.
Eines steht aber fest: Im Jahr 2021 wird ein neues Blackberry auf den Markt kommen. Specs sind noch keine bekannt, abgesehen von einem Wort: 5G. Damit kommen aber wieder neue Sorgen auf, selbst wenn das arg nach Flaggschiff-Specs riecht. Die Frage: Wie teuer wird das neue Blackberry? Denn in der Vergangenheit waren Blackberries von Flaggschiff-Specs weit entfernt und verhältnismässig teuer.
Dafür, dass Blackberry aufgrund der Spannungen zwischen den USA und China im laufenden Handelskrieg den Rückzug aus China angetreten hat, spricht der aktuelle Eroberungskurs TCLs. Denn würde ein Konzern, der gerade versucht, in Europa den TV-Markt zu erobern, einfach so eine unverwüstliche Kultmarke wie Blackberry abgeben?
TCL ist, gemessen an verkauften Fernsehern, der drittgrösste Hersteller der Welt. Und damit die wohl am schnellsten wachsende TV-Marke. Nur Samsung und LG verkaufen aktuell mehr Fernseher pro Jahr. TCLs grosser Stolz: Seine Vidrian Mini-LED-Technologie. Kurz gesagt: Mini-LED steht für tausende dicht nebeneinander liegende LEDs, die für das Hintergrundlicht sorgen. Der Unterschied zu Full Array Local Dimming (FALD) liegt lediglich in der Anzahl Dimmzonen: FALD-Spitzenmodelle kommen auf etwa 500 Dimmzonen. TCLs erste Generation von Mini-LED-TVs schafft etwa 1000.
Trotz fortschrittlicher Hintergrundlicht-Technologie will TCL den OLED-Markt offenbar nicht der Konkurrenz überlassen. Das chinesische Tech-Unternehmen will nämlich in naher Zukunft grossflächige OLED-Panels herstellen. Dies hat TCLs Kooperationspartner verraten: JOLED, ein 2015 gegründetes Joint-Venture, zu dem bekannte Marken wie Sony, Panasonic und Japan Display gehören.
Besonders spannend ist dabei das neuartige Produktionsverfahren: Die OLED-Schicht soll auf eine hauchdünne Glasschicht gedruckt werden, vergleichbar mit Farbe auf Papier bei einem Tintenstrahldrucker.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.