
«Anno 1800» ist zurück: Der Zeitvernichter ist grandios, aber etwas anstrengend

Hobby-Strategen aufgepasst. Es ist wieder Zeit, einer neuen Nation zum wirtschaftlichen Aufschwung zu verhelfen. Anno 1800 bezieht sich auf alte Stärken, bringt aber auch viel neues. Das kann teilweise ein bisschen anstrengend sein, wie du in unserem Let’s Play sehen kannst.
Nach Annos Ausflug in die Zukunft mit «Anno 2205» geht es in «Anno 1800» wieder klassisch zu und her: In der Kampagne startest du in der alten Welt, baust Häuser für deine Bewohner, rodest Bäume für Baumaterial, schickst Fischer auf ihre Kutter und züchtest Schafe, um aus der Wolle Kleider zu machen.
Anders als früher gibt es in «Anno 1800» mehrere Arten von Arbeitskräften. Wenn die Bewohner zufrieden genug sind, kannst du Gebäude auf die nächste Stufe upgraden. Dadurch erhältst du nicht nur neue Baumöglichkeiten; auch die Bedürfnisse nehmen zu. Es gibt Bauern, Arbeiter, Handwerker, Ingenieure und Investoren. Bauern werden mit Fisch und Wollkittel versorgt. Arbeiter wollen dagegen, dass du ihnen Wurst und Brot auftischst. Und sie wollen sich gar mit Seife waschen. Verwöhntes Pack.
Alles hat einen Rattenschwanz

Neben den Bedürfnissen gibt es den Faktor Zufriedenheit. Der lässt sich mit Luxusgütern wie Schnaps oder Bildung befriedigen. Mit dem Wachstum und der Diversifizierung deiner Bevölkerung werden neue Bauoptionen freigeschaltet. Damit steigt aber auch der Aufwand für das Mikromanagement, was dich kaum verschnaufen lässt. Ständig musst du wortwörtliche und sprichwörtliche Feuer löschen. Wird das Bier knapp? Schnell ein paar neue Hopfen- und Weizenfelder aufstellen. Dadurch hast du wieder zu wenig Arbeiter. Also schnell noch ein paar Wohnhäuser bauen. Dadurch steigt der Fischbedarf und an Holz fehlt es auch schon wieder. Es nimmt kein Ende: Mal hast du zu viel Waren und die Warenausgänge sind verstopft, mal mangelt es an allen Ecken.
Da nicht alle Inseln, auf denen du dich niederlassen kannst, alle Ressourcen beherbergen, musst du früher oder später neue Orte besiedeln. Diese funktionieren jedoch völlig unabhängig von deinen bestehenden Städten. Das heisst, du musst erst ein Schiff mit dem nötigen Material auf den Weg schicken und am Ziel langsam eine neue Ortschaft aufbauen – mit allem, was dazu gehört. Sobald du mit Südamerika die neue Welt freischaltest, wird das Spielchen noch komplizierter.
Expeditionen und Bürgermissionen

Eine Besonderheit sind die Expeditionen. Immer wieder darfst du deine Schiffe auf eine abenteuerliche Reise schicken. In regelmässigen Abständen gilt es, Entscheidungen zu fällen. Deren Erfolgschance hängt von der Moral der Besatzung, dem ausgewählten Schiff und den ausgerüsteten Gegenständen ab. Einmal ist meine Mannschaft einer Riesenkrake in die Arme gelaufen. Dank meiner legendären Kanone hatte ich einen Bonus. Aber selbst damit schaffte es die Krake, uns in seine Tentakeln zu wickeln. Erst der nächste Entscheidungswurf glückte, als ich mich dafür entschied, die Tentakeln mit Äxten durchzuschlagen. Am Schluss der Expedition gab es zur Belohnung ein paar neue exotische Tierchen für meinen Zoo.
Ein weiterer Faktor für das Wachstum und die Zufriedenheit der Bewohner ist die Zeitung. Die berichtet über das Leben und die Vorkommnisse deiner Siedlungen. Das hat einen direkten Einfluss auf die Zufriedenheit und Produktivität. Falls du mit der negativen Berichterstattung nicht einverstanden bist, kannst du Meldungen mit eigenen ersetzen – auch wenn Propaganda und Zensur nicht immer gut ankommen.
«Anno 1800» ist nichts für Gelegenheitsspieler. Es ist aber auch nicht übermässig kompliziert. Allerdings musst du schon einige Bälle gleichzeitig jonglieren können, dafür wirst du mit einer absolut traumhaften Grafik belohnt. Du kannst extrem nahe ans Geschehen heranzoomen und deinen Bewohnern beim Herumwuseln zusehen. Ein Traum ist einmal mehr das total realistisch animierte Wasser: Wenn sich deine Fregatten spektakuläre Seeschlachten darauf liefern, vergisst du schnell, dass du eigentlich ein Schiff auf eine Handelsroute schicken wolltest, Treibgut einsammeln müsstest und irgendwo garantiert schon wieder ein Aufstand tobt.
«Anno 1800» ist ein Fest für Aufbaustrategen. Aber wie immer bei grossen Festen: Irgend jemand muss sie organisieren und das ganze Zeug aufstellen. Raphi und mein Organisationstalent kannst du in unserem Let’s Play beurteilen.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.