

Anlässlich Mondfinsternis: So fotografierst du den Mond

Am Freitag, 27. Juli, findet die längste totale Mondfinsternis des Jahrhunderts statt, und die Wetterprognosen sind gut. Willst du das fotografisch festhalten, musst du ein paar Dinge im Voraus wissen.
Die Mondfinsternis am 27. Juli ist der perfekte Anlass, um den Mond zu fotografieren. Der Himmel ist voraussichtlich klar, die Finsternis dauert lange und es ist Wochenende. Der Mars soll auch gleich daneben stehen und so hell zu sehen sein wie selten. Und das wichtigste: Bei einer Mondfinsternis bleibt der Mond gut sichtbar. Indirekt ist er weiterhin beleuchtet und bekommt eine rötliche Farbe. Beautiful. Oh yeah.
Los geht's gleich bei Mondaufgang kurz vor 21 Uhr. Wenn der Mond zuerst noch Häuser und Hügel übersteigen muss, ist er natürlich erst später sichtbar. Das Spektakel dauert mehrere Stunden. Du kannst aber natürlich auch an irgendeinem anderen Tag den Mond fotografieren. Die folgenden Tipps helfen dir in beiden Fällen.
Mond alleine: So viel Brennweite wie möglich
Um den Mond gross auf ein Bild zu bringen, brauchst du ein starkes Teleobjektiv. Ich meine ein wirklich starkes. Die üblichen 300 Millimeter reichen nicht, Smartphones kannst du sowieso vergessen. Am besten klappts mit einer Superzoomkamera. Einige von denen bringen eine Vergrösserung hin, die mehr 1000 mm Brennweite im Kleinbildformat entspricht. In diesem speziellen Fall ist das tatsächlich nützlich. Bei Objektiven für SLRs und spiegellose Systemkameras kannst du die vorhandene Brennweite mit einem Telekonverter verlängern.

Superzoom-Kameras mit mehr als 1000 mm KB-Brennweite
Telekonverter
Das Bild unten habe ich mit einer APS-C-Kamera und einer Brennweite von 300 mm geschossen. Die Vergrösserung entspricht der Kleinbild-Brennweite von 450 mm. Wie du siehst, ist der Mond immer noch recht klein und ich konnte aus diesem Bild nicht allzuviele Details herauskitzeln.

Hier ein Beispiel mit einer Superzoomkamera, die 1000 mm schafft. Da ist dann schon einiges zu sehen. Die Aufnahme wurde mit 100 ISO und 1/250 Sekunde geschossen.


Tipps zur Aufnahme: Der Mond bewegt sich zwar nur langsam, aber wenn du so nahe heranzoomst, kann die Himmelsbewegung bereits zu Unschärfe führen. (Hallo Besserwisser: Ja, ich weiss, dass sich eigentlich die Erde dreht und nicht der Mond, respektive der Mond schon auch, aber so langsam, dass das dann echt keine Rolle spielt. Und jetzt bitte wieder zurück zum Thema, danke.) Belichte darum so kurz wie möglich. Vermutlich musst du sowieso komplett manuell belichten, denn die Automatik neigt dazu, zu lange zu belichten. Die Belichtungszeiten sind so kurz, dass du nicht unbedingt ein Stativ brauchst.
Mond als Teil eines Bildes
Du willst dir jetzt nicht extra was kaufen für diesen einen Moment oder die Zeit reicht gar nicht mehr? Dann versuch, das Beste aus deinem vorhandenen Equipment zu machen. Der Mond muss ja nicht unbedingt formatfüllend aufs Bild, sondern kann auch Teil einer Landschaftskomposition sein. Oder du erwischst einen Moment, wo etwas Interessantes am Himmel zu sehen ist (besondere Wolkenformation, Flugzeug, Heissluftballon, etc.).

Pack den Moment des Mondaufgangs (am Tag der Mondfinsternis ist dieser um 20:58 Uhr), damit du den Mond zusammen mit dem Horizont abbilden kannst. Wenn es noch ein wenig hell ist, umso besser!
Tipps zur Aufnahme: Was ich oben schon geschrieben habe, gilt hier erst recht: Du musst manuell belichten. Je grösser der Anteil an schwarzem Nachthimmel, desto grösser die Gefahr, dass die Automatik den Mond selbst überbelichtet und dort keine Struktur mehr zu sehen ist. Das bringst du in der Nachbearbeitung auch nicht mehr weg, im Gegensatz zu den unterbelichteten Stellen. Falls du ein Stück Landschaft ins Foto einbaust, sollte es noch ein wenig hell sein, weil dann die Helligkeitsunterschiede geringer sind. Durch die Mondfinsternis werden diese abgemildert, aber vermutlich wird der Mond immer noch viel heller sein als der Rest. Fotografier auf jeden Fall in RAW. Auch mit normaler Tele-Brennweite solltest du wegen der Bewegung nicht mehrere Sekunden belichten. Ein Stativ kann hier aber unter Umständen nützlich sein.
Zeitraffervideo oder Collage
Eine weitere Idee, bei der du überhaupt kein Teleobjektiv brauchst. Fotografier den Mond auf seiner Wanderung über den Himmel hinweg. Du kannst die einzelnen Aufnahmen zu einem Zeitraffervideo oder zu einem einzelnen Bild mit vielen Monden zusammensetzen. Dafür brauchst du natürlich ein Stativ, denn der Bildausschnitt muss immer gleich sein.
Tipps zur Aufnahme: Viele Kameras haben eine Zeitrafferfunktion eingebaut. Sie nimmt in zuvor definierten Abständen ein Foto auf und setzt es automatisch zu einem Film zusammen. Manche Kameras haben auch nur einen programmierbaren Timer. Dann musst du die Fotos am Computer selbst zu einem Video zusammensetzen.
Falls sich die Kamera mit dem Mond mitbewegen soll, gibt es dafür spezielle Rotations-Stative.
Auch für Mehrfachbelichtungen haben manche Kameras eine automatische Funktion. Hier eine Mehrfachbelichtung der Mondfinsternis vom Oktober 2004.

Titelbild: Flickr.com/Maurits Verbiest. Aufnahmedaten: 5 Sek., 800 ISO, f/4, 80 mm (APS-C).


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.