
Hintergrund
Lohnt sich ein 4K-Fernseher? Alles, was du vor dem Kauf wissen musst
von Philipp Rüegg
Wer vor dem Kauf eines neuen Fernsehers steht, hat die Qual der Wahl. Gross, klein, gekrümmt, 4K, Smart-TV. Wie will man da noch die Übersicht behalten? Wir haben deshalb einen Einkaufsführer zusammengestellt, der dich durch den Fernsehdschungel führt.
Beim Kauf eines neuen Fernsehers musst du zahlreiche Kriterien zu beachten. Je nach Ansprüchen sind einige wichtiger als andere. Mit den folgenden Tipps helfen wir dir, das passende Gerät zu finden.
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Wem von den Eltern noch in den Ohren klingt «Hock nicht zu nah, sonst kriegst du eckige Augen», kann sich getrost zurücklehnen, beziehungsweise nach vorne. Für das ideale Seherlebnis braucht es heute praktisch keinen Mindestabstand mehr. Die alte Weisheit hat spätestens mit den 4K-/UHD-Fernsehern ausgedient. Durch die extrem hohe Auflösung und die damit verbundene Pixeldichte kannst du dir die Nase am Bildschirm plattdrücken und du wirst immer noch Mühe haben, einzelne Pixel auszumachen.
Musste man früher weit genug entfernt sitzen, damit man das Bild als Ganzes und nicht die einzelnen Bildpunkte wahrnahm, so geht der Trend heute in die Gegenrichtung. Wenn du zu weit entfernt sitzt, verschwimmt der Unterschied zwischen Full HD und UHD. Zu nah stört hingegen nur bei schlechter Bildqualität oder TV-Sendern in SD-Qualität (720x576 Pixel).
Die Theorie besagt: Je grösser die Pixel, umso weiter entfernt sollst du sitzen. Ein einzelner Pixel wirkt bei einer Auflösung von 1920x1080 (Full HD) grösser als bei 3840x2160 (4K/UHD) auf einem gleich grossen Fernseher. Für 4K-Fernseher ist die folgende Faustregel geläufig: Bildschirmdiagonale x 1,5 = Sitzabstand. Bei einem 60 Zoll ergibt das 2.25 m. Je nach dem, wen du fragst, kann die Distanz höher oder sogar niedriger sein.
Deshalb ist es immer noch am besten, wenn du es selber vorher testen kannst. Je näher du sitzt und je grösser der Fernseher ist, desto mehr kriegst du das Gefühl, mittendrin zu sein. Vielleicht bevorzugst du aber auch etwas Distanz. Und die Grösse des Wohnzimmers ist natürlich ebenfalls ein Faktor. Vieles hängt mit den eigenen Vorlieben zusammen.
Die heute gängigsten Auflösungen von Fernsehern sind Full HD (1920x1080 Pixel) und 4K, auch UHD (3840x2160 Pixel) genannt. Dann geht es noch niedriger, nämlich HD (1280x720 Pixel) gefolgt vom Schlusslicht SD (720x576 Pixel).
Neue Fernseher haben praktisch alle ein 4K-Display, aber auch Full HD gibt es noch ein paar. Bei den verfügbaren Inhalten sieht es dagegen ganz anders aus. Die verbreitetsten Fernsehsender strahlen in Full HD. Eine deutlich grössere Zahl sendet dagegen immer noch in HD und selbst einzelne mit SD existieren noch. 4K-Material gibt es primär in Form von 4K-Blurays und Streaming-Anbietern wie Netflix. Das Angebot wird aber ständig ausgebaut.
Da 4K-Fernseher nicht 4K-Inhalte einfach auf die entsprechende Auflösung hochskalieren, profitiert man auch ohne das entsprechende Bildmaterial von einem hochauflösenden Display.
Der frühere Platzhirsch Plasma ist im Verkauf gänzlich verschwunden. Heute dominieren die Technologien LCD und LED den Markt. Preislich immer attraktiver werden OLED.
Der Unterschied von LED zu LCD liegt in der Art der Beleuchtung. LCD setzen auf Leuchtstoffröhren und LED auf eine Hintergrundbeleuchtung aus LED. Darum ist Schwarz nie ganz schwarz. Aktuelle Fernseher können dank verschiedenen Software-Tricks dieses Manko fast wieder negieren.
In letzter Zeit macht Samsung mit Quantum Dot immer mehr von sich reden. Diese Technologie wird in Kombination mit LED oder LCD eingesetzt, weshalb sie auch QLED genannt wird. Sie bieten besseren Kontrast, maximale Helligkeit und einen deutlich erweiterten Farbraum als LCD/LED. Echte Quantum-Dot-Displays existieren hingegen noch nicht im Konsumentenbereich. Sie funktionieren nach ähnlichen Prinzip wie OLED und wären eine interessante Alternative.
OLED-Fernseher sind dagegen selbstleuchtend und benötigen keine Hintergrundbeleuchtung. Sie verfügen über den besten Kontrastumfang und trumpfen mit dem schwärzesten Schwarz. Dafür ist die Haltbarkeit von OLED-Fernsehern nur halb so lange wie der von LCD-Displays.
Guter Sound ist nicht zu unterschätzen. Dein Fernseher kann ein noch so gutes Bild produzieren, wenn die Lautsprecher scheppern wie ein Stück Blech, dann geht schnell die Stimmung flöten. Ein Nachteil von den immer dünner werdenden Displays ist, dass sie auch keinen Platz mehr für anständige Lautsprecher bieten. Besonders ein anständiger Bass braucht Raum, um sich zu entfalten.
Wenn du also schon für teures Geld einen neuen Fernseher kaufst, solltest du nicht beim Sound geizen. Gute und unkomplizierte Lösungen sind Soundbars. Es gibt sie in allen Preisklassen und je nach Qualität, erzeugen sie bereits einen voluminösen Sound. Noch mehr Raumklang gibt es durch die Erweiterung auf ein Multiroom-System – optional mit Subwoofer für einen ordentlichen Bass. Multiroom-Systeme werden in der Regel über Wifi oder Bluetooth angesteuert. Mühsame Verkabelung entfällt damit.
Gekrümmte Fernseher kosten mehr als ihre flachen Verwandten. Der Aufpreis lohnt sich meist nur, wenn der Fernseher gross genug ist, du nah genug davor und vor allem in der Mitte sitzt. Erst dann wirkt die Krümmung und du fühlst dich mehr ins Geschehen versetzt. Von der Seite wirkt der Effekt hingegen nicht und es kann sogar störend wirken.
Fernsehhersteller erfinden gerne neue Begriffe und Funktionen, die wichtig klingen, Normalsterblichen aber meist wenig sagen. Auf die folgenden Dinge solltest du dich achten.
Die Abkürzung steht für High Dynamic Range und liefert einfach gesagt ein besseres Kontrastspektrum – also unter anderem kräftigere Farben. HDR muss vom Fernseher, dem Videomaterial und allenfalls vom Abspielgerät unterstützt werden. Bei HDR gibt es zwei Standards. HDR 10 ist am verbreitetsten. Daneben gibt es aber auch noch Dolby Vision.
Die meisten Hersteller setzen auf die UHD-Premium-Zertifizierung, welche gewisse Mindestanforderungen an den TV stellt (unter anderem Helligkeit oder Farbraum). Damit wird sichergestellt, dass dein TV das HDR-Signal optimal wiedergeben kann. Dolby Vision bedeutet, dass jede Sequenz beziehungsweise jedes Frame analysiert und optimiert wird. Beim normalen HDR 10 wird die Analyse/Optimierung über den gesamten Film nur einmal gemacht.
Heute sind alle Fernseher smart – zumindest in der Theorie. Fast jeder Hersteller hat ein eigenes Betriebssystem, das übers Internet Zugriff auf Apps wie YouTube, Netflix oder Spotify gewährt. Häufig ist auch das SRF-Sendearchiv nur einen Klick entfernt. Mit vorinstallierten Mediaservern wie Plex, lässt sich die heimische Film- und Musikbibliothek anzapfen. Meist kannst du auch deine Handy direkt als Fernbedienung verwenden. Oder du schickst via Google Cast oder Screen Mirroring Inhalte vom Smartphone direkt auf den TV.
Die Navigation ist oft träger als man es vom Smartphone gewohnt ist, obwohl wie bei Android-TV beispielsweise die praktisch gleiche Software zum Einsatz kommt. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Zusatzfunktionen.
Ausser du hast noch ein VHS-Gerät rumliegen oder eine alte Spielkonsole, brauchst du heutzutage praktisch nur noch HDMI. Und zwar je mehr Anschlüsse desto besser. Da gibt es allerdings Unterschiede. So wird erst ab HDMI 1.4 UHD übertragen. Das sind 8.16Gbit/s. Da bei höheren Auflösungen auch höhere Datenmengen übertragen werden, reicht dafür nicht jedes HDMI-Kabel. Steht Highspeed drauf, sollte es reichen. Willst du aber auch noch in 4K spielen und das idealerweise bei 60Hz, brauchst du HDMI 2.0. Das jagt bis zu 18 Gbit/s durch die Leitung.
Falls du noch traditionelles Fernsehen schaust, wirf einen Blick auf den integrierten Tuner. Diese sind allerdings nur nötig, wenn du eine Smartcard benutzt oder das Kabel aus der Antennenbuchse direkt an den Fernseher anschliesst. Benutzt du eine Set-Top-Box von UPC oder Swisscom beispielsweise, kannst du die Tuner ignorieren.
Kannst du getrost ignorieren. Da empfehlen wir dir den Gang ins Kino. Die meisten neuen Fernseher verfügen nicht mal mehr über die entsprechende Funktion. Die Technik konnte sich im Konsumentenbereich nicht durchsetzen. Zu wenig ausgereift, zu wenig Filmmaterial.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.