Ab heute kannst du in El Salvador mit Bitcoin bezahlen
7.9.2021
El Salvador führt als erstes Land der Welt Bitcoin als Staatswährung ein. Zur Einführung bekommen Interessierte sogar einen kleinen Betrag in der staatlichen Krypto-Wallet geschenkt.
Der zentralamerikanische Staat El Salvador hat ab heute zwei offizielle Währungen. Ab sofort können Salvadorianerinnen und Salvadorianer an der Supermarktkasse, im Café oder auch auf dem Steueramt zusätzlich auch mit Bitcoin bezahlen.
Bisher waren solche alltäglichen Transaktionen nur mit dem amerikanischen Dollar möglich, der bisher einzigen offiziellen Währung des Landes. Über Nacht hat das Land mit seinen fast 6.5 Millionen Einwohnern Geschichte geschrieben – als erster Staat der Welt, der eine Kryptowährung als Staatswährung legalisiert.
Die zugrundeliegende «Ley Bitcoin» – das Bitcoin-Gesetz – wurde zuvor im Juni vom salvadorianischen Parlament angenommen.
Wieso Bitcoin?
Dass Bitcoin die neue offizielle Währung von El Salvador wurde, ist vor allem auf den amtierenden Präsidenten Nayib Bukele zurückzuführen. Seit 2019 bekleidet der 40-jährige Politiker das Präsidentschaftsamt des Landes.
Sein Argument für die Einführung von Bitcoin beruht auf der Tatsache, dass in El Salvador 70 Prozent der Bevölkerung kein Bankkonto besitzen und ein Grossteil von den Rücksendungsbeträgen der 1.5 Millionen Emigrierten aus dem Ausland abhängig sind. Diese Zahlungen sind meist mit hohen Transaktionskosten verbunden. Mit Bitcoin sollen diese Kosten eliminiert werden.
Wallets mit öffentlichen Geldern
Zeitgleich zum Start der neuen Währung wird heute auch das Bitcoin-Wallet der Regierung, Chivo, zugänglich gemacht. Ein Bitcoin-Wallet ist das digitale Pendant der Geldbörse. Dort werden die kryptografischen Informationen gespeichert, die für den Zugriff auf Bitcoin-Adressen und die Durchführung von Transaktionen verwendet werden.
Salvadorianerinnen und Salvadorianer können für ihre Transaktionen auch andere Wallets verwenden. In der Chivo-Wallet der Regierung bekommen sie aber Bitcoin im Wert von 30 Dollar geschenkt.
Die Verwendung von Bitcoin ist für die Bürgerinnen und Bürgern von El Salvador jedoch nicht obligatorisch. Löhne und andere offizielle Zahlungen werden standardmässig weiterhin in Dollar ausgeführt.
Das Bitcoin-Experiment wird hauptsächlich von öffentlichen Geldern bezahlt. Deshalb finden Kritiker der neuen Währung, dass diese Ressourcen besser hätten eingesetzt werden können – in öffentliche Infrastruktur wie Spitäler zum Beispiel.
Hipper Twitter-Präsident mit repressiven Tendenzen
El Salvadors Präsident Bukele zeichnet sich durch seine Präsenz auf Social Media aus und betitelt sich selbst als «coolsten Präsidenten der Welt». Er fährt gerne Ferrari, spricht perfekt Englisch und zeigt sich wirtschaftsfreundlich.
Weniger angetan von seiner Coolness sind Menschenrechtsorganisationen, die politische Opposition des Landes sowie zahlreiche Journalisten. Sie sehen in seinem brutalen Vorgehen gegen Bandenmitglieder, seinem Umgang mit der Coronavirus-Pandemie und seinem wiederholten Zurückgreifen auf militärische Gewalt eine Gefahr für die Demokratie des Landes.
In amerikanischen und europäischen Medien wird Bukele oft als «MiIllennial Dictator» bezeichnet. Nicht zuletzt, weil er im Februar 2020 zusammen mit dem Militär kurzerhand ins Parlamentsgebäude einmarschiert ist, um die Abgeordneten dazu zu bewegen, einen Kredit für Sicherheitsausrüstung zu bewilligen.
Zudem bestätigte vor wenigen Tagen das höchste salvadorianische Gericht, dass Bukele für eine zweite Amtszeit wählbar sei. Die Richter, die dieses für Bukele günstige Urteil fällten, waren erst im Mai von Gesetzgebern von Bukeles Partei neu ernannt worden.
Trotz internationalem Gegenwind für seine diktatorischen Aktivitäten geniesst Bukele grosse Zustimmung innerhalb des Landes. Der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador hatte bei seiner Wahl versprochen, gegen die Korruption im Land anzukämpfen und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. In einem Land, dessen letzte drei Präsidenten wegen Korruption hinter Gitter sitzen oder auf der Flucht sind, kommen diese Versprechen gut an.
Zwei Währungen, keine Kontrolle
Wie sich das Währungsexperiment in El Salvador entwickeln wird, zeigt sich wohl in den nächsten Monaten. Fakt ist, dass der kleinste Staat Zentralamerikas nun zwei offizielle Währungen besitzt, über die er keine Kontrolle hat.
Trotz dem stetigen Wachstum von Kryptowährungen und einem regelrechten Bitcoin-Boom zögern viele Unternehmen, Private und Staaten weiterhin und ringen um den richtigen Umgang. Denn Bitcoin und andere Krypotwährungen sind sehr volatil.
Erst kürzlich liess ein Tweet von Tesla-CEO Elon Musk den Bitcoin-Kurs rasant einstürzen – weitere Tweets danach liessen ihn dagegen wieder in die Höhe schnellen.
«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen.
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