
Produkttest
Game of the Year 2020: Ihr habt für eure Top 10 abgestimmt
von Luca Fontana
Egal, ob du dich für «Red Dead Redemption 2» einstimmen willst oder einfach nicht genug von Cowboys und Indianern bekommen kannst: Ich hab euch neun der besten Western-Games zusammengestellt.
Am 26. Oktober erscheint «Red Dead Redemption 2» und wird uns wie ein Strom verschlingen. Die Erwartungen an Rockstars kolossales Openworld-Westerngame sind riesig. Kein Wunder, beweisen die «GTA»-Macher doch mit jedem Spiel aufs Neue, dass sie zu den besten der Branche gehören. Einen grossen Einfluss darauf hat natürlich der Vorgänger «Red Dead Redemption», das bis heute der Benchmark für Western-Games ist. Allerdings ist es bei weitem nicht das einzige Spiel, dem ihr die Sporen geben könnt. Hier sind neun der besten Western-Games, in denen du deine Revolverhelden-Fantasien ausleben kannst.
Acht Jahre ist es her, seit Rockstar San Diego sein epochales Western-Game veröffentlicht hat. Die Nachwehen sind bis heute spürbar. Grund ist die lebendige Spielwelt, die Spielern das Gefühl gab, wirklich am Anfang des 20. Jahrhunderts zu stehen. Mit Protagonist John Marston durchlebten wir wilde Abenteuer, die uns bis über die Grenzen nach Mexiko führten. Hoch zu Ross konnten wir Bären jagen, Kopfgelder eintreiben, der Farmerin Bonnie MacFarlane beim Eintreiben ihrer Herde helfen oder uns im Kino einen Kurzfilm anschauen. Die Welt lebte und man fühlte sich als Teil davon. Rockstars Händchen für interessante Charaktere verlieh dem Ganzen die nötige Würze, so dass man nach dem Abspann einen grossen Schluck Whiskey brauchte.
Das geniale Zombie-Add-on «Undead-Nightmare» ist ebenfalls empfehlenswert. Es verwandelt das Spiel kurzerhand in einen Horrorfilm.
Etwas leichter zu und her geht es im vierten Teil der «Call of Juarez»-Serie. Darin spielst du den Kopfgeldjäger Silas Greaves und durchlebst seine Erinnerungen. Whiskey-schlürfend erzählt er in einem Saloon neugierigen Zuhörern von seinen vergangenen Heldentaten. Da es mit dem Gedächtnis offenbar nicht mehr so weit her ist oder der Schnaps schon zu viele Hirnzellen verbrannt hat, korrigiert Silas seine Schilderungen regelmässig. Das heisst, du spazierst durch einen staubigen Canyon und hörst wie Silas von heimtückischen Apachen erzählt, die dann prompt vor dir auftauchen. Mitten im Gefecht fällt Silas aber ein, dass es eigentlich Banditen waren, und schwups lädt die Szene neu und du stehst plötzlich einer Bande schiesswütiger Cowboys gegenüber. So verläuft es das ganze Spiel hindurch. Kommt hinzu, dass sich die Colts und Büchsen in diesem Schiessbuden-Game einfach grossartig anfühlen.
Die ersten beiden «Call of Juarez»-Spiele kann ich dir ebenfalls ans Herz legen.
Genau wie bei «Gunslinger» geht es in «Outlaws» primär darum, das Ende des Levels zu erreichen, und dabei alles, was dir vor die Flinte oder den Revolver kommt, mit blauen Bohnen zu spicken. Das Schiessen war für damalige Verhältnisse (1997) äusserst befriedigend und auch der Soundtrack macht noch heute Laune. Und anders als viele damalige Spielhallen-Titel war es kein Railshooter, in dem man sich auf Schienen durch den Level bewegte. Du darfst den US-Marshall selber steuern.
In «Westerado» erwartet dich eine Mischung aus Adventure-Game, Rollenspiel und Revolver-Action. Du versuchst den kaltblütigen Mord an deiner Familie aufzuklären. Dazu bereist du in einer offenen Spielwelt diverse Städtchen und Ortschaften auf der Suche nach Hinweisen. Du kannst jede Person mit der Pistole bedrohen und des Mordes bezichtigen. Wenn du Unschuldige dazu verdammst, die Radieschen von unten zu zählen, musst du mit Konsequenzen rechnen. Da der Mörder bei jedem Start neu bestimmt wird, kannst du «Westerado» auch mehrmals durchspielen.
Die Grafik gibt auf den ersten Blick nicht viel her. Dennoch steckt in den Strichmännchen und -frauchen mehr Leben als man denkt. Das Spiel ist ein Openworld-Rollenspiel gespickt mit Humor. Vertonung gibt es nicht, das heisst, du darfst deine Lesebrille nicht vergessen. Ständig begegnest du neuen kuriosen Charakteren, die dich mit irgendwelche absurden Aufgaben behelligen.
Zwar kein klassisches Western-Game, aber die Dampf-betriebene Roboter-Dame Dorothy braucht sich hinter ihren menschlichen Mitstreitern nicht zu verstecken. In «Steamworld Dig 2» ist sie auf der Suche nach dem verschwundenen Rusty, dem Helden des ersten Teils. Dazu gräbst du dich bewaffnet mit Spitzhacke durch eine riesige Mine. Das Klötzchenzerkleinern wird bis zum Schluss nicht langweilig, und dank immer neuen Fähigkeiten, fehlt es auch nicht an Abwechslung. Zudem lädt die Untergrundwelt zum Entdecken ein und zahlreiche Rätsel regen deine grauen Zellen an.
Es gibt kaum etwas trashigeres und besseres als FMV-Games. Sie lassen sich am besten als interaktive Filme bezeichnen. Als namenloser «Stranger» bist du in diesem Laserdisc-Titel dem Banditen-Anführer Mad Dog McCree auf den Fersen. Die Filmszenen mit echten Schauspielern laufen selbständig ab. Meist geht es darum, plötzlich auftauchende Gegner abzuknallen, bevor sie dir eine Kugel verpassen. Je nachdem, ob du triffst oder nicht, spielen sich die Szenen anders ab. Meist gibt es allerdings nur zwei Ausgänge: Die Gegner fallen theatralisch zu Boden oder du wirst selber niedergestreckt. Das ganze Spiel hat den Vibe eines verwackelten Studentenfilms, der so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist.
Drei Jahre nachdem «XCOM: Enemy Unknown» ein grossartiges Comeback hingelegt hatte, erschien «Hard West» – die Wildwest-Version davon. Genau wie das grosse Vorbild handelt es sich bei «Hard West» um ein rundebasiertes Taktik-Game, bei dem du deine Cowboys aus der Vogelperspektive steuern kannst. Die Level sind abwechslungsreich und variieren von Banküberfällen, über eingestürzte Minen bis zu typischen Saloon-Szenen. Daneben gibt es aber auch übernatürliche Elemente inklusive Geistern und Untoten. Und alle warten nur darauf, dich und deine Truppe in die ewigen Jagdgründe zu schicken.
In einer fremden Welt mit zahlreichen Fantasiegeschöpfen schlüpfst du in die Rolle von «Stranger», der – wie könnte es anders ein – als Kopfgeldjäger seinen Lebensunterhalt verdient. Dabei hilft ihm seine treue Armbrust, die lebendige Munition verschiesst. Die kleinen Tierchen können Gegner betäuben, zum Kotzen bringen oder selbstständig verfolgen. Trotz Fantasy-Setting verströmt «Oddworld: Stranger's Wrath» jede Menge Wildwest-Atmosphäre. Besonders die drei Städtchen mit ihren schrägen Bewohnern laden zum Erkunden ein. Das HD-Remake bewahrt dich vor Augenkrebs und macht das 13 Jahr alte Spiel selbst heute noch lohnenswert.
Übrigens: Am folgenden Freitag dem 26. Oktober streamen wir ab 10 Uhr vier stunden lang das neue «Red Dead Redemption 2». Also FETT im Kalender eintragen. Es gibt auch was zu gewinnen.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.