
3D-Drucker im Vergleich: Welcher passt zu dir?

Für Heimwerker ist der Kauf des ersten 3D-Druckers ein ganz besonderes Ereignis, doch die Auswahl an Geräten ist riesig. Deshalb helfen wir dir, den richtigen 3D-Drucker für deine Bedürfnisse zu finden.
Das Wichtigste zuerst: Ich habe nur Fused Deposition Modeling (FDM) Drucker getestet. Natürlich hat dieses Fertigungsverfahren seine Nachteile, der grösste davon, dass durch den Aufbau in Schichten Linien sichtbar sind. Dafür sind FDM Drucker grossflächiger, relativ günstig, eignen sich für viele Materialien und produzieren stabile, wasserfeste Drucke.
Ich habe aus drei verschiedenen Preisklassen je einen Drucker ausgewählt. Es gibt zwar eine Vielzahl weiterer Modelle, aber diese drei eignen sich besonders gut als Ausgangpunkt für alle Heimwerker, die nicht sicher sind, was sie brauchen. In diesem Artikel beschreibe ich meine Erfahrungen im Umgang mit drei Druckern.
Das sind die Kandidaten: Der Ultimaker 3 ist der teuerste Drucker in unserer Auswahl. Aus der Mittelklasse habe ich den RoboxDual ausgewählt und der günstigste Kandidat ist eine Eigenkonstruktion, der FLSUN Metal Frame Prusa i3. Bereit? Los geht’s!
Hauptkriterien
Die drei Drucker, die ich ausgewählt habe, sind alle mit einem beheizten Druckbett ausgestattet. Das ist essentiell, denn es hilft bei der Materialhaftung, verhindert, dass die untersten Schichten durch Abkühlung verbiegen und erleichtert den Umgang mit PLA und weiteren Materialen.
Weitere wichtige Kriterien sind in dieser Tabelle aufgeführt:

Dir fehlt noch der Überblick? Lass uns alle Kriterien einzeln betrachten.
Preis
Den Ultimaker 3 solltest du dir aus dem Kopf schlagen – ausser du schwimmst im Geld oder kannst eine solche Ausgabe rechtfertigen. Für Firmen oder Schulen ergibt diese Investition auf jeden Fall Sinn, aber für Heimwerker ist dieser Drucker wahrscheinlich zu teuer.
Der Robox Dual liegt preislich im Mittelfeld und ist somit die richtige Wahl für alle, die bereits Erfahrung mit 3D-Druck haben und sich gleich an die Umsetzung ihrer vielen Ideen und Projekte machen möchten. Diese Anschaffung reisst zwar auch ein Loch ins Budget, aber nur ein kleines.
Falls du das 3D-Drucken nur Mal ausprobieren willst und nicht vorhast, zahlreiche Projekte umzusetzen, genügt der FLSUN Metal Frame Prusa i3. Hol deine Werkzeugkiste heraus und baue deinen eigenen 3D-Drucker. So hab ich’s gemacht.
Druckköpfe
Der FLSUN i3 Prusa hat nur einen Druckkopf, die anderen beiden Kandidaten haben zwei. Ich muss aber gestehen, dass ich den zweiten Druckkopf beim Arbeiten mit dem FLSUN i3 Prusa nicht vermisst habe. Ich habe immer eine Lösung gefunden ohne zusätzliches Stützmaterial zu benötigen.
Falls du jedoch komplexe Strukturen oder zweifarbige Drucke herstellen möchtest, ist ein zweiter Druckkopf sinnvoll.
Wir haben den DigiDog gedruckt, ein Modell eines Hundes mit eingraviertem digitec Logo, und haben dazu bei allen Modellen die Minimaleinstellung gewählt, um die Resultate vergleichen zu können. Der grösste Qualitätsunterschied war im Bereich, wo das Stützmaterial und das Druckobjekt zusammenkommen zu erkennen. Beim Ultimaker 3 haben wir PVA-Filament verwendet, beim Robox Dual das mitgelieferte PolySupport Filament (obwohl dieser Drucker auch mit PVA funktioniert).
Das PVA-Stützmaterial, das der Ultimaker produziert hat, ist sehr grossflächig. Dies hat den Vorteil, dass das Druckobjekt auf einer grösseren Fläche aufgestützt ist und dadurch saubere Ränder hat. Es heisst aber auch, dass mehr Zeit und mehr Material für die Produktion der Stützen benötigt wird – es wird also meterweise Filament verschwendet.
Das PolySupport-Filament für den Robox ist spröde und kann einfach entfernt werden, hinterliess aber Rückstände auf dem Endprodukt. Dies kann jedoch mit etwas Kalibrierung vermieden werden.
Für meinen selbstgebauten Drucker habe ich das gleiche PLA-Filament für die Stützen und das Druckobjekt verwendet. Da dies der erste Versuch war, Säulen als Stütze herzustellen, habe ich die Standardeinstellungen gewählt. Das Resultat liess Einiges zu wünschen übrig, könnte jedoch mit etwas Justierung verbessert werden.
Lernkurve
Den Ultimaker 3 zu bedienen war von Anfang an kinderleicht. Die Softwareoberfläche ist benutzerfreundlich und intuitiv und das Endprodukt ist qualitativ so hochwertig, dass es die regelmässige Kalibrierung des Druckers Wert ist.

Wenn du Ultimaker-Filament nutzt, muss das Material nicht manuell angegeben werden, denn der NFC Scanner erkennt, um welchen Kunststoff es sich handelt und nimmt automatisch die entsprechenden Einstellungen vor.
RoboxDual hat von Anfang an gut funktioniert und musste nicht kalibriert werden – bis plötzlich etwas schiefging und aus einer der Düsen mal mehr und mal weniger Filament heraussprudelte. Meiner Meinung nach war das Pech, kein Defekt. Abgesehen davon habe ich mit diesem 3D-Drucker nur gute Erfahrungen gemacht.

Automaker, die Software von Robox, sieht zwar nicht so hübsch aus, ist aber trotzdem einfach zu bedienen. Auch Automaker hat eine Materialerkennung, doch diese funktioniert nur mit Robox-Filament-Spulen. Die Voreinstellungen sind bereits sehr gut, fortgeschrittene Nutzer können sogar weitere Feineinstellungen vornehmen. Das einzige, was mir gefehlt hat, war eine Ansicht des aktuellen Druckzustands und eine Vorschau des Stützmaterials. Repetier Host hat beide diese Funktionen.

Repetier Host ist eine leistungsstarke, flexible und kostenlose Open Source Software. Sie ist weder besonders hübsch, noch einfach zu bedienen, aber wenn du es geschafft hast, deinen eigenen 3D-Drucker zu bauen, wirst du auch mit Repetier Host zurechtkommen. Wir benutzen sie zuhause mit dem FLSUN i3 Prusa.
Meiner Meinung nach eine der besten Funktionen ist die Ansicht des aktuellen Druckfortschritts. Voreinstellungen für verschiedene Materialen sind nicht möglich – du wirst sie googeln oder auswendig lernen müssen. Ausserdem braucht es etwas Zeit, bis die idealen Einstellungen gefunden sind.
Natürlich ist nach dem Zusammenbau ganz schön viel Kalibrierungsarbeit nötig. Danach läuft der FLSUN i3 Prusa jedoch einwandfrei und muss nur noch ab und zu nivelliert werden. Dies jedoch nicht mehr als beim Ultimaker 3.
Volumen
Dieses Kriterium lässt sich einfach beschreiben: Wenn du grosse Drucke produzieren möchtest, wähle den Drucker mit dem grössten Druckbereich. Reicht der Ultimaker 3 nicht? Wie wär’s mit dem Ultimaker 3 Extended, der 10 cm grössere Drucke ermöglicht? Der Ultimaker ist dir zu teuer? Es gibt günstigere Alternativen, mit denen du ähnliche grosse Drucke produzieren kannst, zum Beispiel der BQ Hephestos 2.
Was die Druckgrösse angeht, schneidet der Robox schlecht ab. Jedoch ist es nicht unüblich, kleine Teile zu drucken und zusammenzusetzen – betrachte die kleine Druckfläche als grosse Chance, um deiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Dafür ist der Robox umso stabiler; das Druckbett bewegt sich keinen Millimeter, was dir stundenlanges Kalibrieren erspart.
Extras
Der Robox hat ein Stahlgehäuse, das sehr elegant aussieht und mit seiner verschliessbaren Tür auch für Haushalte mit Kindern und Haustieren geeignet ist. Das Gehäuse schützt das Gerät zusätzlich vor Staub und anderem Schmutz.
Sowieso ist der Cel Robox Dual ein sehr sauberer Drucker, auch was den Druckprozess angeht. Vor jedem Druck entleeren die Düsen automatisch überschüssiges Filament in einem dafür vorgesehenen Behälter. Leider gilt das nicht für den Ultimaker, denn bei diesem sind die Überreste des Filaments überall verteilt, was im weissen Gehäuse sehr unschön aussieht.
Am Robox gefiel mir ausserdem, dass das Druckbett herausgenommen werden kann. Dies ermöglicht nicht nur genaueres Betrachten des Drucks, sondern auch einfacheres Herauslösen des Endprodukts. Im Set, das sehr nützlich und ordentlich ist, gibt es sogar ein speziell dafür gemachtes Werkzeug.
Was spezielle Funktionen angeht, kann keiner mit dem Ultimaker mithalten. Mit integriertem WLAN und Kamera kannst du den Druckvorgang starten, pausieren, fortsetzen und überprüfen ohne dich im selben Raum zu befinden. Es empfiehlt sich aber trotzdem vor Ort zu sein. Nur für den Fall, dass etwas schiefläuft.
Der Ultimaker ist aber nicht der einzige WLAN-fähige Drucker. Wenn du deinen Drucker selber baust, kannst du ihn auch beliebig ausstatten und aufrüsten. So kannst du ihn mit WLAN ausstatten oder einen Touchscreen einbauen. Wenn er dir nicht stabil genug ist oder wenn etwas kaputt geht, kannst du Ersatzteile einfach selber drucken. Ich habe etliche Ersatzteile für meinen Drucker produziert und es hat mir geholfen die Mechanismen und Funktionsweise des Geräts besser zu verstehen. Ausserdem ist es ein unschlagbares Erfolgserlebnis, wenn du ein solch komplexes Gerät selber baust und erweiterst.
Ich bin stolz darauf, selbst einen Drucker gebaut zu haben, der es mit dem Ultimaker aufnehmen kann. Fragst du dich, ob das wirklich möglich ist mit nur einem Druckkopf? Natürlich. Und wenn ich trotzdem einen zweiten möchte, kann ich einen zusätzlichen Bausatz bestellen. Für den Moment brauche ich aber keinen.
Wenn du einen zukunftsfähigen Drucker möchtest, empfehle ich dir, dein eigenes Gerät zu bauen und kontinuierlich neue Teile einzubauen.
Du hast die Wahl
Mein Druckingenieur (alias Ehemann) hat es neulich beim Abendessen auf den Punkt gebracht: Der Ultimaker 3 ist wie ein Essen in einem Gourmetrestaurant. Du weisst, dass es grossartig wird, du wirst von A bis Z bedient und am Ende gehst du zufrieden aber mit einem klaffenden Loch im Budget nach Hause. Der Robox ist wie ein Take-away. Du wirst bestimmt gut essen, bist aber nie ganz sicher, was du bekommst und ob es wirklich das ist, was du bestellt hast. Der Prusa i3 hingegen ist wie ein selbstgekochtes Menü: chaotisch, zeitaufwändig und unberechenbar, aber am Ende lohnend und lecker – wenn auch nicht ganz so gut wie beim Gourmetkoch. Satt wirst du in allen drei Fällen.

Ich hoffe, ich konnte dir aufzeigen, welche Preisklasse deine Bedürfnisse deckt. Nimm dir Zeit, um dich zu entscheiden. Vielleicht konnte ich dich inspirieren, deinen eigenen Drucker zu bauen – oder du bist nun überzeugt, dass dies eine schlechte Idee ist. Alle Drucker können Prototypen produzieren. Ausschlaggebend ist nicht der Drucker, sondern deine Kreativität, dein Einsatz und dein Durchhaltevermögen.
Vergiss nicht: Die einzige Grenze ist deine eigene Vorstellungskraft… und die Menge an Filament auf deiner Spule.


Grafik-Designerin, Pokémon-Trainerin, tech-savvy und keine Schriftstellerin. Seit 2014 bin ich in der Schweiz. Ich führe einen steten Kampf gegen schlechtes Design.