
Sony Bravia ZG9: Sonys erster 8K-Fernseher im Hands-On

Der erste 8K-Fernseher Sonys heisst ZG9 und wird im Juli dieses Jahres im digitec-Shop erhältlich sein. Am Sony-Schweiz-Hauptsitz in Schlieren haben wir ihn bereits gesehen und einen ersten Eindruck erhalten.
Inhalte mit 8K-Auflösung sind selten. Daran wird sich in naher Zukunft kaum was ändern: Zu wenige Kameras können derart hoch aufgelöstes Material überhaupt drehen. Zu hoch ist die Datenmenge, die so viel Bildinformation generiert. Und zu gering die Datenbandbreite, um die sperrigen 8K-Inhalte von den Servern der Studios auf den heimischen Fernseher zu bringen.
Trotzdem ist der 8K-Trend in der Fernsehbranche nicht aufzuhalten. Auch nicht bei Sony. Bereits im Juli wird mit dem ZG9 der erste 8K-Fernseher des japanischen Herstellers auf den Markt kommen und bei uns im Shop erhältlich sein.

Weil wir ihn bereits live haben sehen dürfen verraten wir dir, was wir nach einem ersten Hands-On von der Glotze halten.
Es kommt eben doch auf die Grösse an
Der 47 Kilo schwere und 85 Zoll grosse Fernseher steht in Schlieren, am Hauptsitz von Sony Schweiz. Dort erklärt Sony Videoproduzentin Stephi und mir, dass der 8K-Fernseher nichts für kleine Wohnungen ist.

Denn ein 8K-Fernseher, so Sony, macht nur dann Sinn, wenn er mit seinen über 33 Millionen Pixeln – das sind viermal mehr als bei Ultra-HD-Auflösung (UHD) – entweder riesig ist oder du verdammt nahe vor dem Fernseher sitzt. Das sei eine Frage des idealen Sitzabstands, der bestimmt, ab welcher Entfernung du als Zuschauer einzelne Pixel nicht mehr voneinander unterscheiden kannst und damit den maximalen High-Definition-Effekt hast. Das kann variieren – je nach Bilddiagonale des TVs und dessen Auflösung.
Soll heissen: Beim japanischen TV-Hersteller gelten 85 Zoll respektive 2.16 Meter Bilddiagonale nur als Einsteigergrösse ins 8K-Business. Einen grösseren, 98 Zoll grossen 8K-Fernseher gibt’s auch. Alles, was darunter ist, wird in UHD-Auflösung fast genauso gut aussehen. Und da kann ich Sony nur zustimmen. Aussagen, wonach sich eine derart hohe Auflösung bereits ab der eher handelsüblichen 65-Zoll-Bilddiagonale lohnen würde, halte ich basierend auf eigenen Testerfahrungen für Hörensagen.
Was hingegen auffällt: Die Hitze, die der Fernseher nach vorne abstrahlt. Kein Wunder. Die besagten 33 Millionen Pixel werden von Hunderten von LEDs angestrahlt, die sich direkt hinter den Pixeln befinden. Full Array Local Dimming (FALD) wird das genannt. Darüber habe ich schon einmal geschrieben. Und ja, das umweltfreundlichste Produkt ist der ZG9 nicht. Im normalen Betrieb verbraucht er laut Datenblatt etwa 636 Watt, was angesichts seiner schieren Grösse sowie der Anzahl Pixel und LEDs, die mit Strom versorgt werden müssen, kaum überrascht.
Full Array Local Dimming für überzeugendes Schwarz
Wieviele LEDs da genau strahlen, habe ich nicht aus Sony rauskitzeln können. Sony macht wie alle anderen Hersteller, die auf FALD-Hintergrundbeleuchtung setzen, ein Geheimnis daraus. Am Sony-Hauptsitz wird aber ganz stolz betont, dass beim ZG9 jede einzelne dieser Hunderten LEDs einzeln ein- oder ausgeschaltet werden kann.
Das sei besonders. Denn bei den anderen Herstellern sollen sich die LEDs nur grüppchenweise steuern lassen. Im Endeffekt heisst das: Der ZG9 soll viel mehr dimmbare Zonen haben als seine Konkurrenz und ist damit in der Lage, tiefere Schwarzwerte und damit bessere Kontrastverhältnisse darzustellen als andere Fernseher mit FALD-Hintergrundbeleuchtung.

Aber eben. Eine Aussage, die sich hinter der grossen TV-Hersteller-Geheimniskrämerei um die dimmbaren Zonen nicht wirklich nachprüfen lässt. Ausser mit speziellen Geräten, welche die Helligkeit und den Schwarzwert messen. Zum Glück steht der Fernseher ja vor mir. Mein Ersteindruck: Das Bild überzeugt. Klar, ein OLED-Fernseher mit seinem True Black würde den ZG9 schlagen Aber isoliert betrachtet haut mich das tiefe Schwarz in den schwarzen Balken ober- und unterhalb des Widescreen-Bildausschnitts um.
Denn: Auf den ersten Blick scheint die Hintergrundbeleuchtung, die hinter dem gezeigten Bildausschnitt mit Volldampf strahlt, keinen Einfluss auf das Schwarz der Balken zu haben. Da meine ich beim Q900R, Samsungs 8K-Fernseher-Pendant, doch etwas mehr Schattenunterschiede wahrgenommen zu haben.
Genau das ist die Schwierigkeit bei LCD-Fernsehern mit viermal mehr Pixeln als UHD-Glotzen: die Schwarzwerte über das gesamte Display hinweg betrachtet konsistent zu halten. Die FALD-Technologie, die dahinter steckt, beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.
Hochskalierte Inhalte und guter Sound
Dass es noch ein Weilchen dauert, bis 8K-Inhalte mindestens so verbreitet sind wie gegenwärtig UHD-Inhalte auf Blu-Rays oder Streamingportalen, ist Sony durchaus bewusst. Darum hätte man den X1 Ultimate Prozessor bewusst für den Einsatz in 8K-Fernsehern konzipiert, wird mir da gesagt. Denn der Prozessor soll dafür sorgen, dass selbst UHD- oder gar Full-HD-Inhalte auf der Riesenglotze so aussehen, als ob sie von Anfang an in 8K-Auflösung gedreht worden wären.
Um uns das zu demonstrieren, kriegen wir den «Spider-Man»-Trailer zu sehen, der ursprünglich in UHD-Auflösung vorliegt und nun vom X1 Ultimate auf 8K hochskaliert wird.
Der Prozessor skaliert den Trailer tatsächlich sauber hoch, unterdrückt unschönes Bildrauschen, glättet die Kanten und verstärkt die Farben. Bewegungsunschärfe? Nö. Das ist immer schon eine Stärke der Sony-Prozessoren gewesen, vor allem beim X1-Extreme, dem Vorgänger, der vor etwas mehr als einem Jahr praktisch konkurrenzlos dastand.
Natürlich sehen native 8K-Inhalte, die es eben schon vereinzelt gibt – etwa auf Youtube – immer besser aus als Hochskaliertes. Trotzdem macht Fernsehgucken dank den Bildoptimierungsprozessen des Sony-Chips auch bei UHD-HDR-Material einfach Spass.

Ebenfalls Spass macht der Sound. Sony nennt das System, das der Konzern beim ZG9 implementiert hat, «Acoustic Multi Audio». Der besteht aus vier Lautsprecher-Sets – zwei am oberen und zwei am unteren Display-Rahmen –, die sich wiederum aus je zwei Mitteltönern und einem Hochtöner à ungefähr 40 Watt Leistung zusammensetzen. Sony versucht damit, das immersive Klangbild von «Acoustic Surface Audio» – Sonys Soundsystem, das bei ihren OLED-TVs zum Einsatz kommt – nachzuahmen. Tatsächlich stelle ich bei der Wiedergabe eines Netflix-Videos fest, dass zum Beispiel bei Dialogen, wo eine Figur oben rechts im Bild spricht, der Ton von oben rechts zu kommen scheint.
Hinter dem Display selbst hat Sony vier Basslautsprecher verbaut. Darum hat der besagte Spider-Man-Trailer, den wir Minuten zuvor geschaut haben, ganz schön gerumst. Ja, der Acoustic-Multi-Audio-Sound des ZG9 beeindruckt. Trotzdem frage ich mich, wer so viel Geld für einen Fernseher ausgibt, ohne eine entsprechende Home-Cinema-Anlage, die den Luxus ergänzt. Auch auf andere Hersteller bezogen, die viel Wert auf eine gute Tonwiedergabe setzen.
Sonys Vorteil: Der ZG9 besitzt einen dedizierten Anschluss für Verstärker, der die Glotze selbst zum Center-Lautsprecher macht.

Das ist clever.
Ein erster Eindruck
Wirklich negativ fällt mir nur etwas auf: Das Design der Standfüsse. Ich habe den Sony-Mann gefragt, ob die so konstruiert sind, weil der Prügel von einem Fernseher derart riesig und schwer ist. Das hat er verneint. Sony möchte einfach den Industrie-Look einfangen. Aha. Da gefällt mir die schlichte Eleganz des OLED AF9, den ich auch schon getestet habe, deutlich besser.

Ansonsten lässt sich nach einer ersten Tuchfühlung sagen: Das Bild sieht überzeugend aus. Knallige, aber natürliche Farben, ein für LCD-TV-Verhältnisse tiefes Schwarz und gute Schärfe auch bei hochskaliertem Material: Ab 85 Zoll Bilddiagonale lässt sich gar über 8K-Auflösung diskutieren, obwohl ich immer noch davon überzeugt bin, dass UHD ausreichen würde. Das Betriebssystem – Android Oreo 8.0 – ist übersichtlich und scheint flüssig zu laufen. Der Sound ist raumfüllend und der Bass erstaunlich wuchtig.
Moll, was ich da sehe, gefällt mir.


Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»