Produkttest

Xiaomi Black Shark: Fortnite! Jetzt!

Gamer brauchen mehr Leistung in einem Smartphone. Dem kommt Xiaomi mit dem Black Shark nach. Das Teil kommt sogar mit einem mitgelieferten Gamepad. Ein Test mit Fortnite aber zeigt: Spiel doof, Gamepad inkompatibel, Phone super.

Ich bin kein geduldiger Mensch. Doch während ich hier die ersten Zeilen schreibe, lädt mein Xiaomi Black Shark rechts neben meiner Maus Fortnite herunter. Game-Redaktor Phil Rüegg meint, dass das Game der neue Actionkracher Supertitel Mobile Gaming A-List irgendwas sei. Ich bin kein Gamer. Bin ich seit Unreal Tournament 99 nicht mehr. Aber dann und wann kann ich mich für ein Mobile Game begeistern. Fortnite soll es also sein.

Die Rückenplatte des Xiaomi Black Shark ist griffig und optisch interessant
Die Rückenplatte des Xiaomi Black Shark ist griffig und optisch interessant

Und warum genau das Xiaomi Black Shark? Mir gefallen nicht nur die Specs mit seiner 20 Megapixel-Kamera, sondern auch der Look. Schwarzgrün sieht einfach immer gut aus. Dass beim Aufstarten auch noch das grüne Symbol auf der Rückseite pulsierend aufleuchtet, ist ein zusätzlicher Bonus. Endlich mal kein Rechteck mit abgerundeten Ecken.

Xiaomi Black Shark (128 GB, Black, 5.99", Dual SIM, 20 Mpx, 4G)
Smartphone

Xiaomi Black Shark

128 GB, Black, 5.99", Dual SIM, 20 Mpx, 4G

Die Rückseite hat eine griffige Gummibeschichtung, die fast schon in Richtung Rugged Phone geht, liegt also gut in der Hand. Mehr kann ich aber nicht sagen, denn du kannst nur so lange an einem Phone rumpfoten und einen Download Screen ansehen, bis du dir selbst doof vorkommst. Wenn du also Fortnite spielen willst, dann lad dir das Game irgendwo runter, wo du sonst etwas tun kannst, um die Zeit totzuschlagen.

So oder so: Das Black Shark eines der interessantesten Phones des Jahres. Denn kaum ein Phone hat mir so viel zu denken oder zu fragen gegeben. So macht das Leben als Phone- Tester richtig Spass.

Ein Blick auf Gaming Phones im Winter 2018

Der Fortnite-Download ist bei etwa 1.7 Gigabyte, als ich diese Zeilen hier schreibe. Total ist der Download 2.73 Gigabyte gross, die über das Schweizer 4G-Netz auf mein Black Shark kommen. Zeit, die Gamer Phones etwas genauer anzusehen.

Es gibt auf dem Markt einige Smartphones, die explizit fürs Gaming gemacht sind. Da ist das Razer Phone, das Asus ROG Phone und das Xiaomi Black Shark, die sich bereits einen Namen gemacht haben. Sie haben Specs, die viel Grafik und viel Arbeit zulassen und schöne Bildschirme mit einer Bildwiederholfrequenz von 120 Hertz. Das soll Flimmern und sonstige Sehbeeinträchtigungen minimieren. Tut es auch. 120 Hertz sind verdammt sexy. Der Nachteil: AMOLED Screens gibt es nur bei den ganz teuren Varianten. Mein Black Shark kommt mit einem LCD Screen daher.

Razer Phone 2 (64 GB, Black, 5.72", Single SIM, 12 Mpx, 4G)
Smartphone

Razer Phone 2

64 GB, Black, 5.72", Single SIM, 12 Mpx, 4G

Samsung Galaxy Note9 (512 GB, Ocean Blue, 6.40", Hybrid Dual SIM, 12 Mpx, 4G)
Smartphone

Samsung Galaxy Note9

512 GB, Ocean Blue, 6.40", Hybrid Dual SIM, 12 Mpx, 4G

ASUS ROG Phone (512 GB, Black, 6", Dual SIM, 12 Mpx, 4G)
Smartphone

ASUS ROG Phone

512 GB, Black, 6", Dual SIM, 12 Mpx, 4G

Sowohl das Snapdragon 845 System-on-a-Chip (SoC) wie auch das Exynos-Pendant aus dem Hause Samsung sollten locker die Leistung bringen, die ein Game braucht. Dem neuen MediaTek SoC, dem Helio P23, stehe ich etwas misstrauisch gegenüber. Die Performance der MediaTeks ist immer stark vom Rest der Hardware und der Implementierung abhängig. Die Preisdifferenz zu den anderen Gaming Phones lässt zudem auch gewisse Abstriche in Punkto Leistung vermuten. Aber auf Papier leistet auch der P23 das, was ein Game braucht.

Jetzt aber Fortnite

Download fertig. Ich bin bereit. Zeit, Battle Royale in knallig bunt zu spielen.

Wenn es denn nur so einfach wäre.

Fortnite wird von Epic Games vertrieben. Da Epic Games aber weder Bock auf Google noch den Gaming-Platzhirschen Steam hat, hat der Game Publisher kurzerhand einen eigenen Store ins Leben gerufen. Der Epic Games Store macht denselben Fehler, den so ziemlich alle Internationalen machen, die sich keine zwei Minuten mit der Schweiz auseinandergesetzt haben: Sie gehen einfach mal davon aus, dass alle Schweizer pauschal Französisch sprechen. Lustig.

Dazu ist der Store auf Android in dieser Form nahezu unbrauchbar. Wenn du dir Fortnite runterladen willst, dann geht es schneller, wenn du kurz «Fortnite Android Beta APK site:epicgames.com» googelst. Dann ziehst du dir eine Installer-Datei im APK-Format herunter, die nicht die Game-APK ist. Die wird von der Installer-APK generiert.

Das Game selbst ist übrigens fast 3GB gross. Daher: Lad das Game vielleicht nicht über das chronisch überlastete antiquierte 2.4GHz WLAN im Büro oder das Mobilnetz runter. Nimm dein stabiles 5GHz WLAN, das an einer Glasfaser hängt. Dann geht das ein paar Minuten und gut ist.

Fortnite wird in zwei Apps ausgeliefert. Einem Installer und einem Game
Fortnite wird in zwei Apps ausgeliefert. Einem Installer und einem Game

Wenn das Game dann auf deinem Phone ist, dann musst du eine gefühlte Ewigkeit warten, bis der blöde «Optimizing Content» – was auch immer das heissen mag – fertig ist. Dicht gefolgt von einem Loading Screen. Dann ein News Screen. Dazwischen eventuell noch ein paar Settings. Dann kannst du in einer Art Warteraum-Level drauf warten, dass deine Gegner errechnet wurden und dann endlich kannst du spielen. Ach ja, und alle paar Tage kommt ein Update rein, das dich wieder ein paar Minuten Zeit kostet. Da muss Epic Games definitiv noch etwas Arbeit in ihren Store stecken, damit er für mobile Plattformen brauchbar ist.

Interlude I: Ein typisches Update in Bildern

Praktisch jedes Mal, wenn du Fortnite aufstartest, muss irgendwas einem Update unterzogen werden. Die folgende Foto Love Story zeigt, dass sich Epic Games einen manuell ein- und ausschaltbaren Auto Update Mode überlegen muss. Oder besser: Nicht überlegen, sondern implementieren. Weil aktuell ist das Game so nahezu kaputt.

Schritt 1: Eine aggressive Fehlermeldung macht dich auf das Update aufmerksam
Schritt 1: Eine aggressive Fehlermeldung macht dich auf das Update aufmerksam
Schritt 2: Das Update soll 197 Kilobyte gross sein. Peanuts. Warum warnst du mich, Phone?
Schritt 2: Das Update soll 197 Kilobyte gross sein. Peanuts. Warum warnst du mich, Phone?
Schritt 3: Aha. Also doch 180 Megabyte. Ich mach mal was anderes.
Schritt 3: Aha. Also doch 180 Megabyte. Ich mach mal was anderes.
Schritt 4: Der gelbe Statusbar unten lässt vermuten, dass es mit dem Update alleine nicht getan ist. Ich überlege mir ernsthaft, ob ich tatsächlich spielen will, da ich vor dem Spielbeginn wahrscheinlich in Rente gehe
Schritt 4: Der gelbe Statusbar unten lässt vermuten, dass es mit dem Update alleine nicht getan ist. Ich überlege mir ernsthaft, ob ich tatsächlich spielen will, da ich vor dem Spielbeginn wahrscheinlich in Rente gehe

Das Spiel selbst ist mir als Nicht-Gamer und ehemaliger Ego Shooter Fan zu langweilig. Ich latsche doch nicht sieben Stunden durch die Pampa, damit ich innerhalb von wenigen Sekunden von einem mich anschreienden Italiener umgebracht werde. Und was zum Teufel soll «Auto Fire»?! Ein Shooter Game, das von selbst schiesst? Ihr habt doch alle einen an der Waffel!

Interlude II: Dominik spielt Games

Kollege Luca Fontana fragt mich, was ich so tue, als er sieht, dass ich wie bekloppt Knöpfchen drücke und mich sichtlich über die Wanderschaft aufrege. Ich beschreibe es ihm. Aber was ich nicht weiss: Er schreibt mit. Daher ein Best-Of von meinen Kommentaren aus der ersten Viertelstunde Fortnite auf Android.

«So und jetzt kann ich hier springen. Kann ich das hier überhaupt? Ich bin gesprungen. Huaaa! Ich bin gesprungen. Luca, ich bin gesprungen!»

Aurel: «Spielst du grade etwas?»
Dominik: «Ich spiele grade gegen Italiener, die mich zusammenscheissen. Normalerweise habe ich Luca für sowas.»

«Jetzt habe ich eine Minigun. Eigentlich will ich mit dem Ding jemanden erschiessen, aber neeein, ich muss so eine sieben Stunden lange Wanderung in einem Vitaparcours machen. Kann ich jetzt schiessen? Okay… okay. Arschlochmaschine.»

Das Game selbst läuft dann aber flüssig, nachdem die 100 Spieler in ein Level einsortiert werden. Auch auf 3G ist die Performance noch okay. Das war initial meine grösste Sorge, die dann aber mit all den Loading und Info Screens verloren ging. Sprich: Wenn du dann endlich spielst, dann läuft das Spiel recht flüssig.

Die Sache mit dem Gamepad

Das Xiaomi Black Shark wird mit einem Gamepad geliefert. Das soll beim Spielen helfen. Mag gut sein, aber mit Fortnite ist das Teil zum aktuellen Zeitpunkt nicht kompatibel. Hoffentlich kommt das noch, denn der Joystick könnte im Spiel wirklich helfen. Eine Hand weniger auf dem Screen erlaubt mehr Sicht und – solltest du je einen Gegenspieler finden, schreiender Italiener oder sonstwas – um das Feuer zu eröffnen ist mehr Sicht besser.

Das Gamepad wird via Bluetooth mit dem Phone verbunden
Das Gamepad wird via Bluetooth mit dem Phone verbunden

Das Gamepad am Black Shark zu befestigen ist eine recht amüsante Sache. Bevor du das Steuerkreuz mit der einen Schultertaste oben an dein Phone montieren kannst, musst du das Case montieren. Das Case verstehe ich nun gar nicht. In der Regel ist ein mitgeliefertes Case dazu da, dein neues Phone zu schützen. Vor Stürzen und so. Das Case des Black Shark besteht aus wackligem Hartplastik, das zu dünn ist, um stabil zu sein. Ich zweifle arg daran, dass das Case irgendwas vor irgendwem zu schützen vermag.

Um das Gamepad zu befestigen, musst du zuerst das sich schwach anfühlende Case am Phone befestigen
Um das Gamepad zu befestigen, musst du zuerst das sich schwach anfühlende Case am Phone befestigen

Auf der anderen Seite ist das Gamepad. Das fühlt sich so richtig gut an. Der Joystick bewegt sich flüssig und weich, die Schultertaste ist angenehm klickig und das Gewicht des Black Sharks mit dem Gamepad wird nicht zu linkslastig. Das Pad ist so richtig gute Arbeit. Wenn ich das Pad ohne Case am Natel montieren könnte, dann wäre das grossartig. Vor allem darum, weil die Berührungsempfindlichkeit des Bildschirms am Rand manchmal etwas eigenartig oder gar nicht reagiert. Das kann matchentscheidend sein, sollte ich in diesem Fortnite-Vitaparcours jemals einen Gegner finden.

Shark Mode: Wo die Arbeit hingegangen ist

Aufmerksame Beobachter haben bereits gesehen, dass am Black Shark ein Knopf mehr verbaut ist als an manch anderen Phones. Wie bei Apples iPhone ist das ein Schieber. Beim iPhone ist das «Ton ein/aus», beim Xiaomi ist es «Shark Space ein/aus».

Der Shark Space ist Fokus der Software-Entwicklung auf dem Black Shark
Der Shark Space ist Fokus der Software-Entwicklung auf dem Black Shark

Shark Space nennt Xiaomi den Modus, in dem du deinem Smartphone den Befehl gibst, alle Funktionen eines Smartphones zu ignorieren um sich ganz aufs Gaming zu konzentrieren. Notifications werden unterdrückt und Anrufe ignoriert. Hoffentlich aber nicht die Batteriewarnung, denn Fortnite frisst Batterie. Es zeigt sich aber schnell, dass Xiaomi hier viel Arbeit reingesteckt hat, denn das normale Betriebssystem ausserhalb des Shark Modes gleicht Stock Android, der reinen Version der Betriebssystemplattform, zu weiten Teilen. Der Home Button am Phone unten, oder im Landscape Mode rechts, wird im Shark Mode zur gestensensitiven Fläche. Du kannst ein Menü, das sogenannte Game Dock, per Geste aktivieren und dort Kurzeinstellungen vornehmen. Das gefällt mir sehr gut. Das Dock funktioniert, reagiert fix und ist dazu auch noch intuitiv gestaltet.

Das Game Dock ist ein nettes Feature, das gut funktioniert
Das Game Dock ist ein nettes Feature, das gut funktioniert

Fortnite braucht nicht nur viel Grafikleistung, sondern auch steten Datentransfer. Der Snapdragon 845er kommt lange nicht an sein Limit, aber das Black Shark wird so bitzli warm während dem Spielen, und die Batterie leert sich recht schnell. Aber langsam wird es nicht. Beeindruckend. Gamen am Ladekabel ist aber etwas kompliziert, denn deine Rechte kann dann das Phone nicht mehr anständig halten.

Ich überlege mir, ob es in diesem spezifischen Fall nicht schlauer gewesen wäre, den Charging Port an einer der Längsseiten, bevorzugt der linken, anzubringen. Denn dann könntest du süchteln während das Phone lädt. Das geht zwar mit der aktuellen Hardware-Konfiguration auch, aber es ist dann einfach mühsam zu halten. Da das Black Shark keinen Kopfhörer-Jack mehr hat, wäre es doppelt nett, wenn der USB-Port an der Seite wäre, denn dann wäre Gaming im Bus nach Hause doppelt so cool. Nicht nur könnte ich das Black Shark bequem halten, sondern ich würde auch niemandem mit dem Lärm auf den Wecker gehen. Denn dann habe ich Kopfhörer angeschlossen und die Italiener schreien nur mich an, sonst keinen. Oder halt Bluetooth-Kopfhörer.

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Denn mobiles Gaming ist laut Xiaomi laut. Wenn du in den Shark Mode wechselst, dann erklingt ein Jingle. So ein Surren, dann ein Klingeln. Auch wenn du dein Phone gerade im «Do Not Disturb»-Mode hast. Das finde ich etwas beleidigend. Ich als Nutzer verlange von meiner Technologie, dass sie genau das tut, was ich ihr sage. Und wenn ich ihr explizit befehle, die Schnauze zu halten, dann hat sie das auch zu tun. Ich will dann kein Jingle und keinen In-Game Soundtrack und keine schreienden Italiener. Sowas ärgert mich. Und all die anderen Leute im Bus auch. Die sind schon genug geschädigt vom obligatorischen schreienden Kind, das zur Standardausstattung eines jeden ZVV-Buses zu gehören scheint.

Wo seid ihr, zukünftige Opfer?

Am Ende hast du mit dem Xiaomi Black Shark ein hochinteressantes und hochperformantes Phone, das richtig schick aussieht und nicht einfach nur ein Rechteck mit abgerundeten Ecken ist. Xiaomi hat weiter gedacht als nur bis zur Gerätegrenze und liefert Peripherie mit, die wirklich etwas bringt. Es ist aber auch offensichtlich, dass das Konzept Gaming Phone noch etwas verfeinert werden muss, damit es wirklich praktikabel und universalkompatibel ist.

Fortnite ist immer noch langweilig. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn ich mal jemanden zum Erschiessen finden würde und nicht einfach nur durch die Pampa wate.

So. Fertig. Das Black Shark ist übrigens auch ein ganz gutes Alltags-Handy. Sieht vor allem sehr schick aus.

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Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.


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